Seventeen

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Pünktlich um halb Sieben klingelte es an der Tür. James Horan öffnete die Tür und ließ den Arzt eintreten. Nach einer kurzen Begrüßung warf der Hausherr einen neugierigen Blick auf das unförmige Paket, welches Doktor Meyer locker in der linken Hand hielt. Dieser setzte eine Verschwörermiene auf und zwinkerte.

„Eine kleine Überraschung für meinen Lieblingspatienten.“

„So? Na hoffentlich werden Ihre anderen da nicht neidisch.“

„Solange Sie ihnen nichts verraten, werden die nichts erfahren!“

„Auch eine Logik.“

Nialls Vater lachte.

„Na dann mal herein in die Gute Stube. Dem Geruch nach dürften Sie auf Ihre Kosten kommen.“

Jonathan Meyer schnüffelte.

„Oh! Ich merke schon, ich werde mal wieder verwöhnt. Und da wundern Sie sich, warum ich von meinem Lieblingspatienten spreche. In Wirklichkeit sind es die Kochkünste Ihrer Frau.“

Beide lachten und betraten das Esszimmer. Niall legte den Kopf schräg und sagte

„Guten Abend“.

Dann verstummte er wieder und wirkte teilnahmslos.

Auch das beste Essen ist einmal aufgegessen.

„Mrs Horan, das war einfach köstlich.“

„Sie Schmeichler. Freut mich dennoch, wenn es Ihnen bei uns schmeckt.“

„Das tut es immer wieder. Normalerweise nehme ich ja keine Einladungen zum Essen an, nicht von Patienten, aber bei Ihnen werde ich immer schwach. Wegen des Essens natürlich!“

Ergänzte er noch in Richtung von Mr Horan. Dieser amüsierte sich, denn auch er kannte den Arzt mittlerweile recht gut. Befürchtungen hinsichtlich seiner Frau hatte er nicht im Geringsten. Er kannte sie zu gut und auch dem Doktor traute er es nicht zu, mehr als Freundschaft zu erwarten.

Schnell war der Tisch abgeräumt und jeder, außer Niall, hatte eine dampfende Tasse Kaffee vor sich stehen. Dr. Meyer nippte gerade an seiner und warf den Anwesenden über den Rand einen Blick zu.

„Nun sollte ich langsam zu dem wahren Grund meines Besuches kommen.“

Zwei neugierige Augenpaare sahen ihn an, doch selbst wenn Niall hätte sehen können, er zeigte kein Interesse an dem Gesprochenen.

„Niall, ich möchte dir gerne eine Freundin von mir vorstellen.“

Langsam wandte der Junge den Kopf in Richtung des Arztes.

„Eine Freundin...?“

Er klang skeptisch.

„Warum war sie beim Essen nicht dabei? Und wer ist es?“

„Ja, eine Freundin. Und sie war beim Essen nicht dabei, weil sie kein Essen benötigt. Sie macht sich sozusagen nichts daraus. Ich gehe sie einfach mal holen.“

Die Eltern blickten Doktor Meyer nach, als er in den Flur verschwand. Niall schien nun auch neugierig zu werden und verfolgte das Geschehen ebenfalls. Als der Arzt zurückkam, hatte er das unförmige Paket dabei. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und begann langsam das Packpapier zu entfernen.

„Sie packen etwas aus? Es ist also kein Mensch und… kein Tier!?“

Niall zeigte seit Langem so was wie Aufgeregtheit und Interesse. Neugier war wohl doch stärker als Depressionen.

„Nein, Niall, es ist kein Lebewesen im herkömmlichen Sinne, doch ich glaube, sie hat Gefühle und die kann man verletzen. Sie ist schon lange meine Freundin. Ich glaube, ich war nicht viel älter als Du heute, als ich sie kennen- und lieben lernte.“

Seine Eltern besahen das Szenario immer noch neugierig und Niall fing an, auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
Endlich war das Papier ab und hervor kam eine abgewetzte Kunstledertasche in der typischen Form einer Gitarre. Mr und Mrs Horan entfuhr ein „ah“ und Niall wäre beinahe vom Stuhl gerutscht.

„Was ist es? Sagt doch! Ich kann es doch nicht sehen!“

Seine Mutter sagte mit feierlicher Stimme, die fast Ehrfurcht enthielt:

„Es ist eine Gitarre.“

Feel With The Hearts Where stories live. Discover now