Feel With The Hearts

Nine

James hatte sich ein paar Tage frei genommen und war ins Krankenhaus geeilt. Erst schloss er seine Frau in die Arme, dann seinen Sohn. Wieder einmal schimmerten seine Augen feucht, doch seine Stimme blieb fest.

„Hey Großer, hätten die Kriegsverletzungen nicht noch ein bisschen Zeit gehabt?“

„Es war kein Krieg, es war eine Tür! Oder meinst Du ich führe gegen Türen Krieg?“

Niall sah halb entrüstet, halb amüsiert aus.

„Nein, solange die Dich nicht angegriffen hat, wohl nicht.“

„Ich habe zwei Klammern bekommen, weißt Du? Und Jonathan hat etliche Tests mit mir durchgeführt. Ich musste immer wieder in ein Rohr schauen, musste die Augen schließen und lauter ulkige Dinge tun, aber genau weiß ich es nicht mehr. Jonathan wird es dir bestimmt erklären können, denn ich bin momentan sehr müde.“

„Wer ist Jonathan? Ein neuer Freund?“

„Ja! Ich habe jetzt einen richtigen Doktor als Freund.“

„Einen Doktor? So, so. Da hast Du mir was voraus.“

Niall lächelte.

„Ist das okay für dich?“

„Klar doch, Großer. Ich freue mich sogar für Dich.“

Erneut huschte ein Lächeln über das Gesicht des Jungen.

„Papa, ich bin so müde. Darf ich ein bisschen schlafen?“

„Natürlich darfst Du das. Mach einfach die Augen zu und träume was Schönes.“

„Bis später dann...“

Die Stimme des Jungen war kaum noch zu hören und Sekunden später verrieten die gleichmäßigen Atemzüge, das er eingeschlafen war.
Kaum nahm der Vater des Jungen das wahr, als sich seine Stirn in Falten legte und er sich an seine Frau wandte.

„Ist alles okay mit ihm, Schatz?“

„Ich denke schon, es werden nur die vielen Medikamente sein. Das Beruhigungsmittel, die Betäubung. Und die viele Aufregung werden auch dazu beigetragen haben.“

„Von welchen Tests hat er da erzählt, und wer ist dieser Doktor Jonathan?“

„Doktor Meyer, um es genau zu nehmen. Jonathan nur für meine Freunde.“

Unbemerkt hatte der Arzt das Zimmer betreten.
James Horan sah den Mann an, der gesprochen hatte. Er sah einen Mittvierziger mit noch dichten Haar und einem freundlichen Gesicht. Er strahlte etwas aus, das Vertrauen erweckte.

„Entschuldigen Sie, Doktor Meyer. Mein Sohn sprach nur gerade von seinem Freund Jonathan. Ich wollte nicht despektierlich erscheinen.“

„Das tun Sie auch nicht. Und wenn ich etwas streng geklungen habe, so sollte das eigentlich nicht so klingen.“

James streckte dem weißbekittelden seine Hand entgegen.

„James Horan. Freut mich Sie kennenzulernen.“

„Freut mich auch und ich habe Sie sofort erkannt. Sie sind Ihrem Sohn sehr ähnlich.“

„Schön, dass ich was von meinem Sohn habe.“

„Erwischt!“

Doktor Meyer grinste.

„Gut, er hat eine Menge von Ihnen. Zur Entschuldigung sei gesagt, dass ich ihn zuerst kennenlernte.“

„Angenommen!“

Nun grinste auch Nialls Vater, wurde aber gleich wieder ernst.

„Was sind das jetzt für Tests?“

Auch der Arzt wurde ernst.

„Die Tests. Ich habe gerade die Ergebnisse bekommen. Kommen Sie am besten mit in mein Büro.“

„Aber Niall?“

„Der wird bestimmt 8-10 Stunden schlafen, aber zur Sicherheit wird eine Schwester regelmäßig nach ihm sehen.“

Das Ehepaar Horan sah sich an und James nickte schließlich. Seine Frau stimmte ihm stumm zu und beide folgten sie dem Arzt über die weißgetünchten Flure.