Nineteen

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Das Lernen nahm nicht so viel Zeit in Anspruch, wie Niall befürchtet hatte. Er lernte schnell und diszipliniert. Tatsächlich verbrachte er seine ganze Freizeit mit der Gitarre. Jede Lektion wurde solange geübt, bis sie saß und wenn Jonathan zur nächsten Stunde kam, dann zeigte ihm der Junge, was er erreicht hatte und was er Neues herausgefunden hatte.

Längst war es kein Grundkurs mehr, sondern etwas, das man nur als Können bezeichnen konnte. Der Junge hatte, wie die meisten blinden Menschen, ein äußerst ausgeprägtes Gehör. Dies verhalf ihm auch dazu, Zwischentöne zu erkunden und Melodien nicht nur zu lernen, sondern zu verfeinern, zu variieren und schließlich als etwas Eigenständiges zu präsentieren.

Nach einiger Zeit kam der Arzt mit einem neuen Päckchen an, welches er Niall aushändigte.

„Noch eine Gitarre?“

„Ja, Deine! Ich will schließlich meine Freundin wiederhaben.“

„Meine eigene Gitarre? Aber das kann ich doch gar nicht annehmen.“

„Was darfst du nicht annehmen?“,

wollte die Mutter wissen, die gerade das Zimmer betreten hatte.

„Schau!“,

verkündete ihr Sohn einfach.

„Jonathan, das geht doch wirklich nicht. Statt dich bezahlen zu lassen machst du auch noch Geschenke?“

„Also, erstens werde ich recht gut bezahlt. Schon die Leistungen meines Schülers sind Lohn genug und zweitens: Soll Niall immer nur auf einer geliehenen Gitarre spielen? Und drittens: Ich will meine Freundin wiederhaben. Man sollte nicht zu lange eine Freundin verleihen.“

„Du bist unmöglich, weißt du das?“

„Ja! Bekomme ich öfter gesagt.“

„Dann werden wir aber deine Rationen hochsetzen.“

„Damit ich dick und fett werde und vor lauter Bauch nicht mehr an mein Instrument kann? Das ist also der Dank?“

Dabei machte er ein solch trauriges Gesicht, das Nialls Mutter lachen musste. Dann schüttelte sie den Kopf.

„Dann bleibt mir nur übrig „Danke“ zu sagen.“

„Gern geschehen.“

Mrs Horan verließ das Zimmer wieder, denn sie befürchtete, dass sich die Feuchtigkeit in ihren Augen bemerkbar machen könnte.

„Danke!“,

flüsterte nun auch der Junge.

„Bitte, mein gelehriger Schüler. Komm, packe sie aus und probiere ein paar Akkorde.“

Feel With The Hearts Where stories live. Discover now