Feel With The Hearts

Three

Sie sah auf ihn hinunter. Er lag friedlich in seinem Bettchen. Das Gesicht total entspannt, den Teddy, mit dem er letzten Abend eingeschlafen war, locker umschlungen. Es schnürte ihr die Kehle zu, jedes Mal aufs Neue. Sie beugte sich zu ihm hinunter und strich ihm sanft über die Wange. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, aber er schlief weiter, oder tat er nur so? Eine vorwitzige Locke hatte sich in sein Gesicht geschoben. Mit einer sanften Bewegung strich sie sie zur Seite. Stundenlang hätte sie so stehen und ihn beobachten können, doch es wurde Zeit für ihren Sohn, dass er aufstand. Leise flüsterte sie ihm ins Ohr:

„Guten Morgen, mein Engel, Zeit für ein neues Abenteuer. Die Sonne lacht und dein Abenteuerland wartet auf dich.“

Langsam schlug er die Augen auf und lächelte sie an.

„Guten Morgen, Mami. Darf ich heute mein neues T-Shirt anziehen?“

Er musste mit dieser Frage eingeschlafen sein. Sie schmunzelte und deutete auf den Stapel Anziehsachen, den sie für ihn bereitgelegt hatte. Ganz obenauf lag das grüne Shirt, mit dem Bild eines strahlenden Ritters.
Mit einem Ruck stand er auf und stürzte in Richtung Stapel.

„Hast du nicht was vergessen?“

Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte zurück, drückte seiner Mutter einen feuchten Kuss auf den Mund und war schon wieder in Richtung Ritter unterwegs.

„Das auch, aber ich meinte etwas anderes.“

Er wandte sich ihr zu und sah sie fragend an. Sie deutete mit dem Daumen in die Richtung, in der sich das Badezimmer befand.

„Aber ich war doch gestern in der Wanne!“

Ein berechtigter Einwand aus seiner Sicht.

„Das ist wahr, Niall, aber man sollte sich jeden Tag waschen und Zähneputzen sollte man auch. Du willst doch nicht, dass dein neues T-Shirt gleich schmutzig wird?“

„Aber ich bin doch gar nicht schmutzig!“

Die Unschuld aus seinen Worten machte es ihr schwer, ernst zu bleiben und hart, was das Waschen anging, doch sie wusste, es durfte hier keine Ausnahme geben, sonst brachte sie ihn mehr durcheinander, als es gut täte.

„Und damit es so bleibt, solltest du etwas tun, nämlich ein bisschen Wasser über dein Gesicht laufen lassen und über die Hände. Und die Zahnbürste solltest du auf alle Fälle benutzen, damit deine kleinen Beißerchen auch so schön weiß bleiben.“

Er seufzte.

„Okay.“

Langsam trottete er Richtung Badezimmer und bald darauf hörte sie das Wasser rauschen. Kurz war sie in Versuchung nachzusehen, ob mit dem rauschenden Wasser auch etwas gemacht wurde, aber sie wollte ihm das Gefühl nicht nehmen, dass sie ihm vertraute. Also ging sie langsam hinunter in die Küche, um ihm sein Frühstück zu richten. Anziehen, darauf bestand er, konnte er sich alleine.
Nun war es an ihr zu seufzen. Tag für Tag wurde ihr kleiner Junge selbstständiger. Es nahm ihr etwas von ihrem Gefühl, für ihn da sein zu müssen, aber es machte sie auch stolz. Erneut seufzte sie, als sie die Milch über die Cornflakes schüttete.