Feel With The Hearts

Fifteen

Es war schwer, zu kochen und immer wieder aus dem Fenster zu sehen. Auch konnte sie nicht immer ihren Sohn sehen, denn Sträucher und Bäume versperrten ihre freie Sicht. Das Hähnchen war gerade in der Röhre verschwunden, als sie die Gestalt ihres Sprösslings eiligen Schrittes auf ihr Haus zukommen sah.
Sie öffnete die Tür, ohne zu bremsen kam ihr Sohn in den Flur, er atmete schwer, was sie zuerst auf das schnelle Laufen zurückführte.

„Na, schon zurück?“

„Ja.“

„War es schön?“

„Nein! Darf ich auf mein Zimmer?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ er seine Mutter stehen, tastete sich an den Treppenanfang und stieg in den ersten Stock hoch. Sie hörte die Zimmertüre ins Schloss fallen und war für einen Moment wie versteinert. Dann folgte sie ihrem Sohn.

Sie klopfte leise an die Tür.

„Ich wäre lieber alleine.“

Kam es von drinnen.

„Ich wäre gerne bei dir“,

antwortete sie.

Schweigen. Ein Schweigen, welches sie als Erlaubnis ansah, das Zimmer zu betreten. Sie fand ihn auf seinem Bett liegend, das Gesicht in seinen Armen vergraben.
Sie ging zu ihm und ließ sich auf der Bettkante nieder. Dann streichelte sie stumm seinen Rücken. Sie wusste, er würde reden, wenn er soweit war.

„Ich möchte nicht mehr rausgehen!“

„Nicht einmal mit mir, oder Daddy?“

„Das schon, aber nicht mehr zu den anderen.“

„Okay.“

„Mami, welche Farbe hat die Sonne?“

„Gelb, sagt man.“

„Weißt du es nicht genau?“

„Nein, sie ist so hell, dass man sie nicht direkt ansehen kann. Aber die, die es wissen sollten, sagen, sie wäre gelb.“

„Ach ja?“

„Was meinst Du denn, was sie für eine Farbe haben müsste?“

„Ich konnte mich nicht erinnern. Ich wusste nur noch, dass sie hell ist und da habe ich an meine Lampe gedacht.“

„Aber das ist doch nicht schlimm, im Grunde ist die Sonne eine riesige Lampe.“

„Sag das mal den anderen. Sie haben gelacht.“

„Die Kinder dort draußen?“

„Ja. Sie haben gefragt, welche Farbe die Sonne habe und ich habe geantwortet: Rot mit schwarzen Punkten. Da haben sie gelacht. Aber nicht wie du, es war ein anderes Lachen, ein gemeines Lachen. Dann haben sie gesungen und mich gestupst.“

„Sie haben dich gestupst?“

„Nicht dolle, aber ich konnte sie nicht sehen und es war fürchterlich, denn ich wusste nicht, woher die vielen Arme kamen.“

„Und was haben sie gesungen?“

„Niall Horan - welche Farbe hat die Sonne? Immer wieder, da bin ich nach Hause gelaufen.“

„Ach, Niall!“

Sie nahm ihn in den Arm und wiegte ihn hin und her.

„Sie wissen nicht, was sie da sagen, sie wissen nicht, was Du alles weißt.“

„Sie wissen aber, dass ich nicht einmal die Farbe der Sonne kenne.“

„Das mögen sie wissen, aber sie wissen nicht, dass du selbst eine Sonne in dir trägst.“

„In mir drinnen?“

„Ja, Niall. In dir drinnen ist eine Sonne, die mir jeden Tag Licht spendet und deinem Vater auch. Du bist unsere Sonne und das ist viel wichtiger, als so was Albernes, wie die Farbe der anderen Sonne zu kennen. Wusstest du eigentlich, dass es noch ganz viele andere Sonnen gibt und das viele eine andere Farbe haben, als unsere.“

„Gibt es da auch eine die rot ist? Rot mit schwarzen Punkten?“

„Ja, Niall, die gibt es tatsächlich.“

Er seufzte erleichtert.

„Ich habe es gewusst!“

Dann kuschelte er sich an seine Mutter und schloss die Augen.
Nach einer Weile meinte er:

„Irgendetwas riecht hier komisch.“

„Das Hähnchen! Das habe ich total vergessen.“