Mitfühlend

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"Jenna!" Ich lief quer über das Feld, wo die Bärin gerade mit ein paar Freunden Fußball spielte. Zu meinem Erstaunen war auch Helena dabei. Ich hatte die beiden Mädchen nicht als Freundinnen eingeschätzt. Die Löwin unterbrach das Spiel sofort und stellte sich mir mit wallendem Haar in den Weg.

"Was willst du Fuchs? Eine Abreibung kannst du auch von mir bekommen."
Warum eigentlich nicht? Helena machte mir seltsamerweise keine Angst mehr. Vielleicht hatte ich den Verstand verloren.

"Was macht dich eigentlich zu einer Alpha?" Ich stoppte nicht, wie ich es noch vor Kurzem getan hatte. Ich trat an sie heran, bis sich unsere Brüste unangenehm berührten. Aber ich würde den Teufel tun und zuerst ausweichen.

"Willst du mich verarschen?", knurrte sie und ich sah, wie sich ihre Augen veränderten.

"Genau das meine ich!"

Jenna kam mit großen Schritten herüber, um uns zu stoppen. Doch ich hielt eine Hand hoch, um ihr zu signalisieren, dass ich keine Hilfe wollte. Tatsächlich blieb sie stehen.

"Du kannst dich nicht mal genug beherrschen, um deine Löwin im Zaum zu halten und du willst mir überlegen sein?", zischte ich und presste mich noch ein wenig näher an Helena. "Du bist nicht meine Alpha. Ich schulde dir keinen Respekt." Und dann geschah, was ich nicht für möglich gehalten hatte. Helena war die Erste, die nachgab.

"Das wirst du büßen", flüsterte sie wutentbrannt, doch als ich einen Schritt in ihre Richtung machte, wich sie zurück.

"Warum hast du nach uns gesucht?" Jenna hatte sich lange genug zurück gehalten. Auch wenn sie mich nicht hasste, war Helena doch ein Teil ihres Rudels. "Doch nicht um dir wieder Ärger einzuhandeln?"

"Mir ist heute etwas passiert." Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Jenna war die Einzige aus dem Alpharudel, die tatsächlich das Gefühl in mir weckte, ihr folgen zu wollen.

"Rebecca hat mir davon erzählt." Jenna verschränkte die Finger hinterm Rücken. "Sie hatte Angst, etwas Falsches gesagt und dich damit wütend gemacht zu haben. Scheint, als hätte sie die Situation richtig eingeschätzt."

Ich hatte Rebecca schon fast wieder vergessen. "Oh", glitt über meine Lippen.

"Du fährst in letzter Zeit leichter aus der Haut, richtig?" Jenna sah mich wissend an. Aber das war nicht alles.

"Ich war wütend auf Rebecca, weil ich nicht wollte, dass das Gerücht herum geht, dass ich zu viel mit euch zu tun habe."

"Ach auf einmal?", mischte sich Helena wieder in das Gespräch ein.
Wütend funkelte ich sie an, ehe ich mich wieder Jenna zuwand. "Es ist nicht was ihr denkt. Es sind diese Angriffe. Ich habe schon oft genug gehört, dass ich meinen Platz nicht kennen würde. Wenn der Täter Leute angreift, die irgendwelche Grenzen überschreiten, dann will ich lieber nicht noch öfter mit euch gesehen werden."

"Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, bevor du quer über den Rasen gebrüllt hast." Ich gab Helena nicht gerne Recht. Warum zur Hölle war ich so verdammt dünnhäutig geworden? In dem Moment nahm Jenna meine Hand und da war es wieder. Dieses seltsame Kribbeln.

"Wenn du denkst, dass Leute angegriffen werden, die ihren Platz nicht kennen", Jenna hob unsere Hände so, dass ich sie angucken konnte, während ich ihr weiter ins Gesicht sah, "dann wärst du sicherer dran, wenn du dich uns anschließt."

"Was?", kam es zeitgleich von Helena und mir.

"Du veränderst dich, Kassandra. Deine Reizbarkeit. Deine gespaltenen Gefühle. Du gibst denen, die sich ungerecht behandelt fühlen, aber nicht den Mut haben, etwas zu unternehmen eine Stimme. Eine ganze Menge Leute drückt dir heimlich die Daumen."

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