Ablehnend

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"Wo bist du gewesen?" Eva klang ernsthaft besorgt und ich musste ihr den Rücken zudrehen, um mein hochrotes Gesicht zu verstecken. Ich musste mir schnell eine sinnvolle Ausrede überlegen, warum ich dreckig und barfuß bei Sonnenaufgang wieder auftauchte.

Doch da stand Eva schon hinter mir und schlang ihre dünnen Arme um mich. "Du kannst doch nicht einfach so lange weg bleiben ohne ein Lebenszeichen von dir zugeben."

Vorsichtig legte ich ihr meinen Arm um die Schultern. "Entschuldige. Der Sturm hat mich überrascht und..." Ich atmete tief durch, bevor ich meine Fassung wieder gewonnen hatte. "Ich habe mein Handy wohl verloren, als ich zum Fuchs geworden bin und ich habe auch meine Bücher nicht wieder gefunden und..."

Eva ließ mich wieder los und blinzelte die Tränen aus ihren roten Augen. "Und du brauchst ein Bad."
In diesem Moment riss Thomas die Tür zu unserem Zimmer auf. "Niemand hat sie seit gestern -", rief er alarmiert, stockte jedoch, als er mich sah. "Du bist am leben", stellte er atemlos fest und schloss schnell die Tür hinter sich. "Allen Göttern sein Dank!" Er drückte mich sehr viel leidenschaftlicher als Eva, doch auch ihm schien mein Geruch zu missfallen. "Du riechst nach nassem Hund und Sex. Was genau hast du getrieben? Und mit wem?"

Wäre das hier einer von Evas Comics gewesen, mir wäre wohl heißer Dampf aus den Ohren geschossen, so schnell schoss mir das Blut in den Kopf. "So riecht Sex?", fragte die Eule und sah mich vorwurfsvoll an.

"Nein!", rief ich entsetzt. "Ich weiß nicht, was die Füchsin getrieben hat, als sie übernommen hat", ich biss mir auf die Zunge und entschuldigte mich schon jetzt dutzend mal bei der Füchsin für diese dreiste Lüge. "Ich habe schreckliche Angst vor Gewittern, müsst ihr wissen." Das war nicht nur eine Lüge, es war eine gestohlene Geschichte. Aber Eva und Thomas sahen beschwichtigt aus.

"Dann geh erstmal duschen, bevor der Unterricht anfängt. Wer weiß, was die anderen sonst für Gerüchte verbreiten", nickte Thomas mir zu. "Wir bringen dir was vom Frühstück mit."

Kraftlos ließ ich mich aufs Bett fallen und bereute es sofort. Nur weil der Schlamm getrocknet war, hieß das nicht, dass ich den Dreck nicht trotzdem überall verteilte. Ich beeilte mich, die Klamotten in den Wäschekorb zu werfen und da verstand ich, was Thomas gerochen hatte. Es waren nicht meine Klamotten, es war tatsächlich sein Geruch auf meiner Haut.

Ich schüttelte mich, wie ein nasser Hund, um den Schauer zu vertuschen, den die Erinnerungen bei mir auslösten. Sei nicht so dumm, Kassandra!, sagte ich mir selbst. Es war nur eine Nacht gewesen und wir waren uns nur so nahe gekommen, weil wir beide in diesem Moment so verletzlich gewesen waren. Wahrscheinlich wäre es mir mit jeder anderen Person genauso gegangen.

Im Augenwinkel sah ich mein Spiegelbild und drehte mich herum. Das war es, was auch er gesehen hatte. Ungewaschen, ungepflegt. Ich berührte die empfindliche Stelle an meinem Hals, die er so sanft geküsst hatte. Wäre es wirklich mit jeder anderen Person genauso gelaufen?
Wieder schüttelte ich den Kopf.
Genug.

Ich griff mir meine Sachen, warf einen Bademantel von Eva über und stampfte in Richtung der Duschen.

Zu meinem Erstaunen war noch jemand anderes spät dran. Rebecca wickelte gerade ihre Haare in ein trockenes Handtuch. "Kassandra", stieß sie hervor, als sie mich sah. "Da bist du ja. Haben Eva und Thomas dich gefunden? Geht es dir gut?"

"Ja, danke für die Sorge." Ein peinliches Schweigen entstand. Wir hatten nie die Situation an meinem ersten Tag hier geklärt. Vielleicht auch, weil ich vor ihr nicht zugeben wollte, dass sie mich verletzt hatte. Ihr schien es ähnlich zu gehen, denn anstatt die Dusche zu verlassen, drückte sie sich weiter herum, nachdem ich schon an ihr vorbei gegangen war.

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