»Junger Mann!«, setzte die ältere Frau an, doch Alex unterbrach sie sofort.

»Komm mir nicht mit junger Mann! Nur weil du meine Mutter kanntest, gibt dir das kein Recht, mich wie einen Schuljungen zu behandeln! Mir gehört der Laden. Mir, nicht dir! Und wenn ich will, sitzt du morgen auf der Straße.« Fluchend ließ Alex sich zurücksinken und fuhr sich mit beiden Haaren durch sein Haar.

»Es war deine Idee.« Er konnte ein Zittern in Ginas Stimme hören, als sie leise das Wort ergriff. »Du wolltest diese Hölle in etwas verwandeln, wo die Mädchen sich sicher fühlen. Du wolltest, dass ich mich um alles kümmere und dafür sorge, dass keinem von ihnen was passiert. Für mich gehört dazu, sie auch vor dir zu schützen, Alexander. Oder bist du am Ende doch nicht anders als alle anderen Besitzer vorher? Willst du sie genauso ausnutzen wie alle anderen vorher?«

Der Stachel saß. Wütend stand er vom Tisch auf und drehte Gina den Rücken zu, um sich mit beiden Fäusten auf der Arbeitsfläche abzustützen. Tief holte er Luft und schloss die Augen. Dann atmete er lange aus, ehe er sich wieder umdrehte und die Clubmutter direkt ansah. »Ich meinte meine Worte ernst, Gina. Und sie gelten auch für mich. Unterstell mir bitte nie wieder so etwas. Du weißt genau, dass ich niemals so sein würde. Nicht nach dem, was ... ich würde es einfach nicht tun. Ich respektiere unsere Tänzerinnen und Kellnerinnen.«

Ihre Gesichtszüge wurden weicher. »Okay. Warum hat Lily zugelassen, dass du ein Zimmer mietest?«

Er zuckte mit den Schultern. »Das musst du sie vermutlich selbst fragen. Mir hat sie auch gesagt, dass sie nie Schwarz trägt. Aber sie wollte es. Wirklich. Danach hat sie mir gesagt, dass sie nie wieder Schwarz tragen wird, aber ich gerne wieder ein Zimmer für sie mieten kann. Gina, sie weiß doch nicht einmal, wer ich bin. Für sie bin ich nur irgendein Gast im Club.«

Ein ungläubiges Lachen kam von Gina. »Ernsthaft? Du hast es ihr nicht gesagt?«

Er grinste schief. »Sie war so niedlich empört, dass ich ihr kein Trinkgeld geben wollte. Wenn ihr ihr gesagt hätte, dass der Club mir gehört, wäre sie bloß peinlich berührt weggelaufen.«

Ein Lächeln huschte über Ginas Lippen. »Na gut. Das will ich dir mal glauben. Aber ich meine es ernst, Alex. Zieh Lily und auch sonst keine andere in deine Geschäfte rein.«

Augenrollend griff Alex nach seinem Kaffeebecher, der noch auf dem Tisch stand. »Du kennst mich. Ich bezahle unsere Frauen, gerade weil ich sie aus allem raushalten will. Solange sie nur käufliche Mädchen sind, wird sich nie irgendjemand für sie interessieren. Ich gedenke, es so zu lassen.«

Traurigkeit schwappte über ihr Gesicht, doch Alex weigerte sich, darauf einzugehen. Er wusste, dass es Mutter Gina nicht gefiel, dass er sich Michail angeschlossen hatte, doch für jemanden wie ihn gab es keinen anderen Weg im Leben. Er hatte keine Wahl, schon gar nicht, seit er für drei Clubs der Organisation verantwortlich war. Nur über seine Leiche würde er zulassen, dass irgendjemand anderes jemals diese Clubs haben konnte.

»Danke für das Frühstück. Ich sollte langsam mal schauen, wie ich meine Sachen aus meiner Wohnung kriege, ohne dabei draufzugehen.« Er nickte der mütterlichen Frau zu, die sich nun ihrerseits erhob und nach der pinken Schürze griff, die sie zum Essen abgelegt hatte.

»Du solltest zumindest nochmal beim Verbandskasten vorbeischauen und deine Schramme im Gesicht desinfizieren, ehe du losgehst.« Alex öffnete gerade den Mund, um zu protestieren, da hob sie eine Hand und schnitt ihm das Wort ab. »Ah, ah, ah, ich will nichts hören. Egal, wie hart im Nehmen ihr Gangster seid, eine entzündete Wunde macht trotzdem keinen Spaß. Und ich wette, du hast keine aktuelle Tetanus-Impfung.«

»Ich weiß nicht einmal, was das ist«, gab Alex grummelnd zurück, doch er fügte sich der Anweisung. Die Blutung hatte in der Nacht noch gestoppt und heute Morgen hatte er sich das Blut von der Wange gewischt, so dass es nicht mehr schlimm aussah. Aber es würde ihm vermutlich auch nicht schaden, mit Desinfektionsmittel dranzugehen.

Er hob die Hand zum Gruß, dann verschwand er mit langen Schritten aus der Küche.



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