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Er hatte es sofort gesehen. Als die Scheinwerfer angingen und ihre zarte Figur auf der Bühne erhellten, hatte er sofort das schwarze Armband an ihr gesehen. Als hätte sie gewusst, dass er da sein würde, hatte ihr Blick auf ihm gelegen, bis die Musik anfing und sie ihren Tanz begann.

Alex schluckte.

Hatte sie nicht letzte Woche gesagt, dass sie nie Schwarz trug? Warum hatte sie ihre Meinung geändert? Sie hatte über die Macht gesprochen, die sie über Männer spürte, wenn sie sah, wie sehr sie begehrt wurde. Was war geschehen, dass sie jetzt ein schwarzes Band trug? Und warum hatte ihr Blick auf ihm gelegen, als würde sonst niemand existieren?

Tief atmete er durch und befahl seinem klopfenden Herzen, ruhiger zu werden. Sie würde an seinem Tisch vorbeikommen, wenn sie ihr Trinkgeld einsammelte, und da würde er sie fragen. Er musste sich nur wenige Minuten gedulden, um seine Antworten zu bekommen. Unauffällig schaute er nach rechts und links. Wie auch am Wochenende zuvor waren alle Blicke auf die kleine rothaarige Frau auf der Bühne gerichtet. Es war, als hätte sie einen Zauber über den Club gelegt und jeden Mann hier gefangen genommen.

Die letzten Takte erklangen und das Licht auf der Bühne ging aus, während es im Clubraum wieder heller wurde. Nur noch einen kurzen Moment musste er sich zusammenreißen, dann würde sie wieder vor ihm stehen. Mit ihrem herausfordernden Ausdruck, ihren vollen Lippen, die zum Küssen einluden, und ihren scharfen Worten, die sich unter seine Haut gruben.

Mit einem Stöhnen fiel ihm ein, dass er natürlich wieder alle seine Sachen im Büro hatte liegen lassen. Erneut hatte er kein Geld an seinem Körper. Sie hatte sich bereits das letzte Mal darüber aufgeregt, was er ihr nicht verübeln konnte. Ihr dieselbe Beleidigung erneut antun zu müssen, missfiel ihm. Doch noch weniger wollte er ihr offenbaren, wer er war. Sie wusste es anscheinend nicht und das machte alle ihre Interaktionen erfrischend ehrlich.

»Guten Abend. Wie hat dir meine Vorstellung heute gefallen?«

Ihre sanfte Stimme riss ihn aus seinen Selbstvorwürfen. Da war sie. Heute ganz in Rot gekleidet, das mit ihren Haaren um die wette loderte, die sich in einem aufwändigen Knoten auf ihrem Kopf türmten. Alex gab sich innerlich einen Ruck und setzte sein charmantestes Lächeln auf. »In der Tat. Fast besser als letzte Woche.«

Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, während ihr Blick aufmerksam auf seinem Gesicht lag. »War ich gut genug?«

Ein weiteres Mal verfluchte er sich dafür, dass er kein Geld bei sich hatte. Dieses Mädchen hatte sich jedes Trinkgeld mehr als verdient. Er wusste, dass er an der Front nur verlieren konnte. »Du trägst heute Schwarz.«

Er hatte es nicht als Frage gestellt und offenbar fasste sie es auch nicht so auf. Zu seiner großen Überraschung stellte sie ihren Korb beiseite und ließ sich mit einer fließenden Bewegung auf der Bank neben ihm nieder. »Dir entgeht nichts, mein Guter.«

Mit einer Bewegung, die er schon so oft bei anderen Tänzerinnen genutzt hatte, legte er seinen linken Arm auf der Rückenlehne hinter ihr ab und ergriff mit der anderen Hand sanft ihr Handgelenk, um einen zarten Kuss auf das schwarze Band zu hauchen. »Darf ich das als Einladung verstehen?«

Wie bei so vielen anderen Mädchen auch konnte er sehen, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete. Doch statt des wohligen Seufzens und einer geraunten Aufforderung begegnete ihm nur ein entschlossener Blick. »Ich habe dir gesagt, ich trage nie Schwarz.«

Langsam zog Alex seinen Arm wieder zurück, ohne die Berührung zwischen ihren beiden Schenkeln zu unterbrechen. Eine Tänzerin, die schwer zu haben spielte, hatte er in diesem Club noch nie gesehen. »Aber heute tust du es.«

Ihre Mundwinkel zuckten für den Bruchteil einer Sekunde, ehe ihr ernster Gesichtsausdruck zurückkehrte. »Ich bin neugierig.«

Alex presste seine Kiefer härter aufeinander. Die Signale dieser Frau waren schwer zu verstehen, aber er hatte noch eine Reihe anderer Manöver, die er normalerweise anwendete, wenn er einer Tänzerin in seinem Club das Gefühl geben wollte, dass sie das Kostbarste der Welt war. Gezielt griff er mit seinen Händen nach ihrer Hüfte und hob sie sich auf den Schoß. Sie protestierte nicht, sondern setzte sich nur zu bereitwillig breitbeinig auf ihn und schmiegte ihre kaum bedeckte Brüste an ihn.

»Neugierig worauf?« Er hörte selbst, wie rau seine Stimme klang, doch er konnte es nicht ändern. Er wollte diese Frau.

»Wenn du mich willst...«, hauchte sie ihm ins Ohr, »dann sorg dafür, dass ich dich auch will. Kannst du das schaffen?« Ihre kleinen Hände wanderten in seinen Nacken und spielten mit seinen Haaren. »Ich will wissen, wie es sich anfühlt, vor Begehren zu zerfließen. Die Kontrolle zu verlieren und einfach nur noch zu fühlen. Zu spüren. Kannst du das?«

Ein Stöhnen stieg aus den Tiefen seines Innersten empor. Sein Körper stand in Flammen. War das eine Herausforderung? Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, seine Finger nicht härter in ihre weiche Haut zu graben und sie fester gegen seine Mitte zu pressen. »Warum testen wir das nicht aus? Ich zahle uns ein Zimmer.«

Kurz meinte er, dass sie unter seinen Händen erstarrte, doch dann wurde sie wieder weich und anschmiegsam. Unter ihren langen Wimpern schaute sie zu ihm auf und lächelte beinahe schüchtern. Ihre Worte jedoch klangen hart, als sie erwiderte: »Auch wenn du zahlst – wenn es dir nicht gelingt, dass ich dich will, wirst du von mir nichts bekommen. Schwarzes Band hin oder her.«

Er lachte leise, während er ihr mit dem Daumen über die leicht geöffneten Lippen strich. »Ich mag meine Frauen willig und begeistert. Wenn du am Ende nein sagst, habe ich wohl Pech gehabt und werde eingestehen müssen, dass ich doch nicht so gut bin, wie ich mir einbilde.«

Für einen Wimpernschlag flog ihr Blick zu seinem Mund, doch noch ehe er realisieren konnte, was das bedeuten mochte, hatte sie sich erhoben und streckte ihm ihre Hand hin. »Dann komm. Räume kannst du vorne mieten.«

Lachend folgte er ihr, ohne ihre Hand loszulassen. Was auch immer sie dazu bewogen hatte, ihre Einstellung zu ändern, er hieß es mehr als willkommen.



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