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Elisabeth reckte ihr Kinn vor, um zu einer Antwort anzusetzen, doch sie kam nicht dazu. Der Mann überragte sie um fast zwei Köpfe und ehe sie sich versah, hatte er seine Hand auf ihren Nacken gelegt und ließ sie nachdrücklich ihren Körper bis runter zu ihrem Hintern fahren. Wutentbrannt wandte Elisabeth sich aus dem Griff und hob eine Hand.

Keine fünf Sekunden später stand ein von oben bis unten in Schwarz gekleideter Mann hinter ihr, die Haare raspelkurz, die bloßen Unterarme tätowiert. Mit verschränkten Armen baute er sich vor dem muskulösen Mann auf, der plötzlich, obwohl er größer war, blass wurde. »Gibt es hier ein Problem?«, verlangte er mit tiefer Stimme zu wissen.

»Nein«, beteuerte der Anzugträger hastig und seine Freunde nickten rasch. »Wir haben nur die Tänzerin ein wenig näher kennenlernen wollen.«

»Er hat mich angefasst und nach meiner Aufforderung, das zu lassen, hat er es erneut getan«, erklärte Elisabeth ungerührt. »Ich trage heute kein rotes Armband, Kev.«

»Alles klar«, grollte dieser und nickte. »Also dann, meine Herrschaften. Der Abend ist für Sie alle zu Ende. Ich geleite Sie gerne hinaus, falls Sie die Tür nicht alleine finden.«

Die Augen der Männer am Tisch wurden groß. »Was? Warum? Wir haben doch gar nichts getan.«

Ohne mit der Wimper zu zucken drehte Kev sich minimal, so dass er die Sitzenden besser sehen konnte. »Die Regeln hier sind klar und einfach. Lily trägt kein rotes Armband und trotz eindeutiger Aufforderung wurde sie angefasst. Wir haben null Toleranz für sowas. Also ist hier Endstation für euch.«

»Das ist doch lächerlich«, beschwerte sich der Übeltäter, doch Elisabeth hörte aus seiner Stimme, dass er lange nicht mehr so selbstbewusst war wie zuvor. »Seit wann ist es verboten, eine Frau, die ihren Körper verkauft, anzufassen?«

Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Diese Männer waren offensichtlich zum ersten Mal hier. Selbst sie, die gerade erst drei Wochen in diesem Club arbeitete, kannte die Regeln bereits und wusste, wie knallhart die Security war. Ein kurzer Blick zu Kev zeigte ihr, dass dieser keinerlei Geduld mehr hatte.

»Sie haben zwei Möglichkeiten. Entweder gehen Sie jetzt ohne weitere Diskussion, oder ich muss Sie leider manuell entfernen lassen. Letzteres wird ein Hausverbot nach sich ziehen. Überlegen Sie sich gut, was es Ihnen wert ist, für eine Sekunde die Haut einer Frau gespürt zu haben.« Abwartend zog der stämmige Mann eine Augenbraue hoch.

Der unerwünschte Gast wollte offensichtlich noch weiter diskutieren, doch seine Freunde waren bereits aufgesprungen und hatten ihn am Arm gepackt. »Kein Problem, wir gehen. Wir wollten keine Umstände machen, sorry. Wir gehen.«

Hektisch und in einigen Fällen offensichtlich beschämt schlängelten sich die fünf Männer durch die vollbesetzten Tische zum Ausgang. Kev blieb neben ihr stehen und beobachtete den Abgang, bis sie schließlich aus der Tür verschwunden waren. Dann erst ließ er die Schultern sinken und drehte sich kopfschüttelnd zu ihr um. »Man, sorry, Lily. Ich hätte eher hier sein sollen. Tut mir leid, dass der Typ dich angefasst hat.«

Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Danke, dass du da warst. Keine Ahnung, welche Sicherung bei denen durchgebrannt ist. So schwer sind unsere Regeln nun auch nicht.«

Der breit gebaute Security-Mann nickte. »Soll ich dich auf dem Rest der Runde begleiten?«

»Ne, lass mal«, winkte Elisabeth direkt ab. »Wenn ein Schrank wie du hinter mir steht, vermiest mir das mein Trinkgeld.«

Ein tiefes Lachen ertönte. »Na herzlichen Dank auch, Madam. So wird einem die Hilfe also gedankt.«

Grinsend klopfte sie ihm auf die Schultern, dann packte sie ihren Korb fester und ging mit langen Schritten auf den nächsten Tisch zu. An manchen Abenden trug sie ein rotes Armband, an manchen nicht. Es hing immer von ihrer Laune ab und der Club war flexibel, was die Wünsche der Frauen anging. Heute Abend hatte sie eigentlich nur tanzen wollen und am liebsten auf die Trinkgeldrunde verzichtet, weil es immer Probleme mit sich brachte, wenn sie das Armband nicht trug. Aber jeder Euro, den sie verdiente, war nötig, also riss sie sich zusammen und lächelte weiter.

EnsnaredWhere stories live. Discover now