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Als Alex am nächsten Morgen die Treppe hinunter stieg, drang ihm schon auf halbem Weg der Geruch von Bacon an die Nase. Mutter Gina hatte es offenbar ernstgemeint, als sie ihm in der Nacht angeboten hatte, für ihn Frühstück zuzubereiten. Er hatte gehofft, dass er sich ihrer Anwesenheit entziehen konnte, doch das war nun nicht möglich. Er wusste, sie würde ihn nur noch mehr löchern, wenn er sich jetzt davon stahl.

»Guten Morgen, Boss«, begrüßte sie ihn gut gelaunt, während sie gerade Spiegeleier auf einen Teller häufte. »Möchtest du außer Eiern und Speck noch etwas?«

Ergeben ließ er sich auf einen der Stühle fallen, die an der langen Tafel in der Mitte der Küche standen. Da man im Club auch Essen bestellen konnte, hatten sie eine professionell eingerichtete Küche im Gebäude, die zudem auch als Esszimmer für das Personal diente, wenn die Küche geschlossen war. Müde rieb Alex sich über sein Gesicht. »Eigentlich will ich nur einen starken Kaffee.«

Das tiefe Lachen der korpulenten Frau erfüllte den großen Raum. »Natürlich, der harte Kerl, der sich nur von Kaffee und Zigaretten ernährt. Du hast dir deine Muskeln bestimmt nur mit Nikotin und Kaffein antrainiert, mh?« Energisch wedelte sie mit dem Pfannenwender vor seinem Gesicht herum. »Hör auf, den Gangster raushängen zu lassen, und sag mir, was du essen willst.«

Er warf ihr einen finsteren Blick zu, ergab sich jedoch seinem Schicksal. »Schön. Pack noch ne Scheibe Toast mit Butter dazu und alles ist gut.«

Nachdem die ältere Frau ihm sein Frühstück serviert und sich dann mit einer Tasse heißen Tees vor ihn gesetzt hatte, begann Alex zu essen. Sie hatte ja recht – er brauchte Eiweiß, um seinen Körper auf diesem Niveau zu halten. Er war früher immer ein spindeldürrer Junge gewesen, aber in seiner Branche machte man sich nur umso mehr zur Zielscheibe für jene, die einem den Rang streitig machen wollten. Also hatte er notgedrungen angefangen zu trainieren. Das hatte den positiven Nebeneffekt, dass Frauen ihm praktisch um den Hals fielen, so dass er sich nie über Einsamkeit beschweren konnte.

»Also«, setzte Gina an, als sie offenbar beschlossen hatte, dass er lange genug Zeit zum Essen gehabt hatte. »Erzählst du mir jetzt von Lily?«

Genervt legte er seine Gabel weg. »Was gibt es dann da zu erzählen? Sie hat ein schwarzes Armband getragen, also hab ich uns ein Zimmer gemietet.«

Stirnrunzelnd verschränkte Mutter Gina die Arme vor der Brust. »Lily trägt nie Schwarz. Sie hat bei ihrer Einstellung sehr deutlich gemacht, dass das niemals eine Option für sie sein wird und dass sie die Stelle nur annimmt, wenn das für uns okay ist.«

Ärger stieg in Alex auf. »Wenn du etwas zu sagen hast, sag es.«

»Sie ist neu, Alex, und bringt sehr viel Geld. Sie ist nur ein junges Mädchen, das sich ihren Lebensunterhalt hier verdient, bis sie ihr Studium abgeschlossen hast, um was Besseres zu finden.« Ginas strenger Blick lag auf ihm, als wollte sie ihn damit durchbohren. »Ich kann es nicht gebrauchen, wenn du deine Position hier ausnutzt und unsere Mädchen zu etwas zwingst, was sie nicht wollen.«

Ruckartig beugte er sich vor und erwiderte ihren Blick mit gleicher Härte. »Das denkst du also? Du stehst hier in der Küche und machst in aller Seelenruhe Frühstück für mich, obwohl du denkst, dass ich zu sowas fähig wäre? Ernsthaft, Gina?«

Sie schien sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern zuckte nur mit den Schultern, ohne den Blick abzuwenden. »Ich sitze hier und frage dich, weil ich ehrlich interessiert bin. Hör auf, dich so aufzuregen, nur weil ich mich um meine Angestellten sorge.«

»Bullshit!« Alex musste sich zwingen, Gina nicht anzuschreien, so aufgebracht war er. »In deinem Kopf hast du dir doch alles schon ausgemalt. Wie ich mich Lily als der Besitzer des Clubs vorgestellt habe und sie so lange bedrängt habe, bis sie das Gefühl hatte, sie muss mit mir ins Bett, wenn sie ihren Job behalten will. Genau das denkst du doch, oder nicht?«

EnsnaredWhere stories live. Discover now