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Alex ging mit langen Schritten durch die Eingangshalle. Seine Anzugschuhe klackten laut auf dem Mamorboden, während Konstantin neben ihm sich praktisch lautlos vorwärts bewegte. Vor den Aufzügen standen ebenso wie am Eingang Wachen. Sie trugen schlichte Anzüge und wirkten wie normale Securitymänner, doch Alex wusste, dass sie unter ihrer Kleidung bis an die Zähne bewaffnet waren. Niemand konnte so leicht zum Penthaus vom Boss vordringen.

Er nickte den beiden zu, drückte einen der Knöpfe und wartete gemeinsam mit Konstantin auf den Aufzug. Seine Hand schloss sich fester um den schwarzen Lederkoffer in seiner Hand. Er hatte Michail gebeten, ihm eine Chance zu geben zu beweisen, wie lukrativ es sein konnte, sich der neuen digitalen Realität anzupassen, und dafür hatte er mit einem Team aus zwei vertrauenswürdigen, gerissenen Hackern die letzten Wochen intensiv gearbeitet. Konstantin hatte dann die Früchte der Arbeit eingesammelt und nun war es an der Zeit, auf ganz altmodische Weise Eindruck zu schinden.

Mit einem Koffer voller Geld.

Der Aufzug kam und sie traten gemeinsam ein. Alex stellte den Koffer ab und rückte seine Krawatte zurecht. »Wenn das Michail nicht überzeugen kann, dann werde ich aufgeben.«

Konstantin neben ihm schnaubte. »Klar. Das hast du letztes Mal auch gesagt. Als ob du jemals aufgeben würdest, wenn du erstmal etwas entschieden hast.«

Alexander spähte zu seinem Freund hoch. In diesem Aufzug wirkte sein Bodyguard noch größer und breiter als er eh schon war. »Ich meine es ernst. Wenn ihn 100.000 Euro, die wir ohne jegliches Risiko gestohlen haben, nicht überzeugen, wird ihn nichts überzeugen.«

»Ich versteh nicht, warum du Michail unbedingt dazu kriegen willst, da mitzumachen.« Konstantin schielte zu ihm runter. »Du hast das doch ohne ihn gut genug hinbekommen. Mach halt ohne ihn weiter.«

Er schüttelte bestimmt den Kopf. »Nein. Erstens ist es schlecht für die Gesundheit, andere Geschäfte zu machen, als die, die der Boss gutheißt. Und außerdem geht es ja nicht einfach nur darum. Ich will, dass die verdammten Drogen aus der Stadt verschwinden. Solange Michail am Drogenhandel festhält, wird sich nie etwas ändern.«

Konstantin faltete die Arme vor der Brust und ließ sich gegen die Wand fallen. »Du weißt besser als ich, dass es beim Drogenhandel nicht darum geht, Geld zu machen. Nicht nur. Der alte Boss wird immer weitermachen. Er kann es sich nicht leisten, die Kontrolle abzugeben.«

Alex warf ihm einen wütenden Blick zu, doch er wusste, dass sein Freund recht hatte. Durch die Drogen kontrollierten sie eine ganze Reihe von Clubs in der Stadt. Außerdem waren sie Teil des Netzwerks, das die Ware aus Südamerika durch Deutschland hindurch in den Osten schmuggelte. Ohne die Drogen würden sie eine mächtige Stellung aufgeben. Ganze Straßenzüge in Hamburg standen unter ihrer Kontrolle, weil sie die Drogen hatten.

Das war auch der Grund, warum sich Michail bisher immer gesperrt hatte. Egal, was die dummen Politiker sagten, es war Michail mit seiner Organisation, der in Wirklichkeit über Hamburg regierte. Über die geldbringenden, wichtigen Gebiete zumindest. Alexanders Vorschläge hatten auf die anderen Bosse immer wie ein Angriff auf ihre Autorität gewirkt.

Ein Pingen kündigte das Öffnen der Fahrstuhltüren an. Gemeinsam traten sie hinaus und wandten sich im Gleichschritt nach rechts. Vor der Tür zur Penthauswohnung nickte Alex Konstantin einmal zu, ehe er vortrat und darauf wartete, dass die zwei Wachen ihn durchließen. Konstantin würde draußen bleiben, da es nur den Bossen erlaubt war, die Privaträume des obersten Bosses zu betreten.

Er straffte noch einmal seine Schultern, dann trat er durch die geöffnete Tür. Direkt dahinter befand sich ein Empfangsbereich mit einem runden Tisch in der Mitte, auf dem er seinen Koffer ablegte. Eine der vier Wachen in diesem Raum scannte den Koffer auf verborgenes Metall, während eine andere ihn von Kopf bis Fuß abtastete. Er hatte wohlweißlich alle seine Waffen heute im Auto zurückgelassen. Niemand verließ das Penthaus lebend, wenn er Waffen bei sich trug.

Mit einem Kopfnicken bestätigten die beiden Männer, die ihn untersucht hatten, den anderen beiden, dass sie ihn durchlassen konnten. Sie öffneten simultan die doppelflügelige Tür. Dahinter kam ein riesiger Raum zum Vorschein, der wie aus einem anderen Jahrhundert wirkte. Die Wände waren mit dunklem Holz vertäfelt, Polster- und Ledermöbel zierten die Wände, während sich in der Mitte eine riesige Vertiefung befand, die mit Kissen ausgestattet war und sich um einen schweren Couchtisch aus Mahagoni wand.

Dort in der Mitte, die Beine hochgelegt, eine Zigarre in der Hand, lag Michail, umgeben von vier mehr als leicht bekleideten Blondinen, deren einziger Daseinszweck darin zu bestehen schien, sich vor seinen Blicken zu räkeln.

»Alex, mein Junge!«, rief Michail ihm zu. »Was für eine freudige Überraschung.«

Alexander warf ihm ein freundliches Lächeln zu, auch wenn der Ausruf eine Lüge war. Niemand konnte jemals mit Michail sprechen, ohne sich lange im Voraus anzukündigen. »Ich sehe, du bist noch immer in deiner Blondinen-Phase?«

Lachend und hustend richtete Michail sich auf, ehe er auf einen Platz ihm gegenüber deutete. Vorsichtig stieg Alexander die sehr schmale Treppe zwischen den Kissen hindurch hinab, legte seinen Koffer auf den Tisch und nahm dann Platz. Sofort kuschelte sich eine der blonden Frauen an ihn. Nachlässig legte er eine Hand auf ihren nackten Oberschenkel, während sie begann, mit ihren Fingern durch seine Nackenhaare zu fahren.

»Also, was hast du für mich?« Michail kam direkt zum Punkt des Besuches und Alex schätzte ihn sehr dafür.

Er deutete auf den Lederkoffer. »Mach ihn auf. Der Inhalt gehört dir.«

Michails Augenbrauen wanderten hoch. Er legte seine Zigarre auf einem Aschenbecher ab und beugte sich vor. Mit einem Schnappen öffnete sich der Verschluss und der Koffer gab sein Geheimnis preis. Michails Augen wurden groß. »Wie viel ist das?«

Alexander bemühte sich, desinteressiert zu wirken. »100.000 oder so.«

Sein Boss griff hinein und ließ ein Bündel von Geldnoten durch seine Finger gleiten. »Woher hast du das?«



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EnsnaredWhere stories live. Discover now