Kapitel Vier - „Little Things - For My Blogger"

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John P.O.V

Ich trug Sherlock in sein Schlafzimmer und legte ihn vorsichtig auf das Bett. Mrs Hudson rannte hektisch in der Wohnung hin und her, holte Eis, Handtücher und Verbandpäckchen. Sein Kopf hörte nicht auf zu bluten und ich war mir sicher, dass er entsetzliche Kopfschmerzen haben musste. Alles meine Schuld, verdammt. Ich starrte ihn an, während ich seinen Kopf behutsam anhob. Er sah so... perfekt aus, wenn er schlief... nicht, dass er je weniger als perfekt aussah... Ich musterte sein Gesicht. Seine Wangenknochen... Seine Lippen... Sie sahen so aus, als würden sie darum bitten, geküsst zu werden... Mrs Hudson kam zur Tür herein, in den Händen ein trockenes und ein feuchtes Handtuch, Verbandmaterial und Eis. Ich sprang zurück und versuchte  mich wieder zu fassen. Definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für derartige Gedanken. Ich versuchte meine Faszination für ihn so gut wie möglich vor Mrs Hudson zu verbergen. „Danke.“, sagte ich leise. „Oh John, kann ich sonst noch irgendwas tun?“, fragte sie eifrig. „Sie könnten Kaffee machen... Ich werde ihn sicher brauchen, um wach zu bleiben.“ Ich warf ihr ein schwaches Lächeln zu und schaute dann zu Sherlock. Sie nickte und schloss beim Verlassen des Raumes die Tür hinter sich. Ich seufzte und begann das inzwischen getrocknete Blut von Sherlocks Kopf abzutupfen. 

Nach etwa einer Stunde, ging Mrs Hudson zurück nach unten, um sich bettfertig zu machen. Natürlich nicht ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass wirklich alles in Ordnung war. Sie ließ alle Kerzen an, damit ich überhaupt etwas sehen konnte. Es verlieh der Wohnung eine harmonische, fast schon romantische Stimmung... Ich schob den Gedanken beiseite und begann die Wunde an Sherlocks Kopf zu reinigen und anschließend zu verbinden, trotzdem fühlte ich mich schuldig. Meinetwegen hatte er jetzt Schmerzen. Ich fühlte wie Müdigkeit in mir aufstieg und ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Zweiundzwanzig Uhr. Der Kaffee war schon aufgebraucht und ich brauchte dringend Koffein. Ich stand also auf, um Neuen zu kochen. Während ich darauf wartete, dass das Wasser kochte, lief ich hinüber zum Fenster und beobachtete die wachsenden Schneemassen auf den Bürgersteigen. Noch nie hatte ich soviel Schnee in einer Nacht fallen sehen und es sah nicht danach aus, als würde es bald aufhören. Sherlocks Geige lehnte an der Wand unter dem Fensterbrett und ich sah auf seine neuste Komposition. Ich wollte mich wegdrehen doch mein Blick blieb am Titel des Stücks hängen. „Little Things – For my blogger“  las ich. Meine Wangen erröteten sofort. Was? Für MEINEN Blogger?... Und welche kleinen Dinge? Gott, ich wünschte ich könnte Noten lesen... Das war es, woran er solange und so unermüdlich gearbeitet hatte? An einem Stück für... MICH? Ich strich mit meinen Fingern über das dicke Notenpapier. Es fühlte sich unbeschreiblich... besonders an. Ich konnte nicht anders als lächeln, auch wenn ich mich nun etwas schuldig fühlte... Er hatte nicht gegessen, weil er so darauf fixiert gewesen war, das Stück für mich zu beenden. 

Nachdem ich den Kaffee aufgebrüht hatte, ging ich zurück in Sherlocks Zimmer, um nach ihm zu sehen. Ich spähte durch den Türspalt – er war immernoch ohnmächtig. Ich seufzte und fragte mich, wann er wohl wieder zu sich kommen würde. Irgendwie vermisste ich seine Art – seine Beleidigungen ein bisschen. Nur ein bisschen... Es wirkte alles so... langweilig ohne ihn. Vielleicht sollte ich auch mal probieren, auf die Wand zu schießen? 

Ich umfasste den Türknauf und schloss die Tür, sodass sie nur noch einen Spalt breit offen stand. So würde ich ihn hören, wenn er zu sich kommen würde. Ich setzte mich auf die Couch, umgeben von den flackernden Schatten der vielen Kerzen. Ich wünschte ich hätte Musik. Ich saß einfach da und dachte daran, wie Sherlock mich mit seinen Armen umschlungen hatte, als ich auf ihn gefallen war. Vielleicht hatte er mich bloß umfasst, weil er so überrascht gewesen war, aber ich hoffte einfach, dass es einen anderen Grund dafür gab. Ich schüttelte den Kopf. Ich musste aufhören so an ihn zu denken. Er war mein Mitbewohner, mein Ermittlungspartner. Nicht mehr. Nur ein Freund. Aber egal wie entschlossen ich es versuchte, ich konnte den Gedanken nicht beseite schieben, dass er vielleicht doch mehr sein könnte. 

(GERMAN) The Little Things *A Johnlock story* originally by Lokie-pokie-okieWhere stories live. Discover now