„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken." Ein warmes Lächeln trat auf seine Lippen und augenblicklich durchströmte mich eine wohltuende Wärme. Schnell umschloss sie mein Herz, beruhigte es und vertrieb die Zweifel und Reue.

Mehr brauchte es nicht, um mich aus meiner temporären Starre zu lösen. Erleichtert stieß ich mich leicht von der Tür ab, an der ich bis eben gelehnt hatte, trat die wenigen Schritte zu Yoongi vor und fand mich nur wenige Sekunden später eng an seinen Körper gepresst wieder.

Yoongi schien zuerst ein wenig überrascht, verstand jedoch auf eine wunderschön unkomplizierte Weise, dass es grade genau das war, was ich dringend benötigte.

Auch er schlang deshalb seine Arme fest um mich, hüllte mich mit seinem Geruch und der Zuneigung ein, die er für mich empfand- und ich für ihn.

Und obwohl ich mich so gerne in diesen Gefühlen verlieren wollte, blieb ich vorsichtig und leicht angespannt. Ich durfte nicht vergessen, dass wir immer noch vor dem Haus meiner Eltern standen und sie uns jederzeit sehen könnten.

Ich wollte einfach nicht riskieren jetzt so vor dem gemeinsamen Urlaub mit Yoongi von ihnen entdeckt zu werden- denn aus dieser Konfrontation würde ich nicht als Sieger hervorgehen.

Deshalb löste ich mich bald wieder von der angenehmen Wärme seines Körpers, allerdings nicht ohne noch einen verstohlen sehnsuchtsvollen Blick auf seine Lippen zu werfen.

Wie gerne ich sie doch grade spüren wollte... Sie und dieses berauschende Gefühl für ihn jemand ganz besonderes zu sein, das sie immer in mir zurückließen.

Doch ich hielt mich zurück, schenkte ihm stattdessen nur ein schwaches Lächeln und begrüßte ihn mit einem leisen „Hey.", das er mit einem amüsierten Zucken seiner Mundwinkel quittierte.

„Hey.", erwiderte er leicht neckisch- ich wusste er machte sich grade über mich und meine etwas dümmliche Begrüßung lustig und gleichzeitig sah ich das weiche Funkeln in seinen Augen glänzen. Es galt nur mir, was mich glücklicher machte als ich mir hätte vorstellen können, weshalb ich auch über seine Reaktion gutgläubig hinwegsah.

„Bist du soweit?", fragte er mich dann gleich lieb und nun gesellte sich zu der Weichheit auf seinen sanften Zügen ein aufgeregtes Glitzern. Er freute sich und allein dieser Ausdruck brachte auch meine Aufregung unter dem Berg an Problemen hervor, den ich schon so lange mit mir herum schleppte.

Ich nickte fast schon begeistert und spürte seine warmen Fingerspitzen, die so ganz natürlich nach den meinen griffen. Zu gerne hätte ich sie fest in meinen Händen gespürt und doch schob ich meine Finger unauffällig in meine Taschen.

Ich wusste nicht, ob Yoongi diese Zurückweisung bemerkte oder es ihn sogar enttäuschte, aber ich war froh, dass er es nicht zeigte. Ich schenkte ihm ein kleines besänftigendes Lächeln und griff wieder nach der Tasche, die sich mittlerweile beinahe schmerzhaft in meine Schulter grub.

Er verstand meinen kleinen Wink nun endlich aufzubrechen, doch noch bevor ich mich richtig zu der Stelle wandte, an der Yoongi immer mit seinem Auto auf mich wartete, schlangen sich seine schmalen Finger um den rauen Riemen und keine Sekunde später spürte ich das nachlassende Gewicht auf meiner Schulter.

„Danke.", gab ich leise von mir, jedoch schüttelte er nur sanft den Kopf und lächelte mich an. Es brauchte in diesem Moment keine Worte, um ihn zu verstehen und allein das gab mir ein seltsam intimes Gefühl.

Ich bewahrte es in meinem Herzen auf, sperrte es dort ein und machte mich dann mit Yoongi auf den Weg zu seinem Auto, was mir schon rot am Ende der Straße entgegenleuchtete.

Während dieser paar Meter kribbelte es mir in den Fingern einfach nach seiner Hand zu greifen und meine mit seiner zu verhaken. Allein jetzt sehnte ich mich fast schon verzweifelt nach dem Gefühl der grenzenlosen Verbundenheit, der Nähe, dem Gedanken eine Einheit zu sein- etwas, das nur zusammen funktionierte, sich ergänzte und niemals getrennt werden sollte.

Genau das waren wir. Zumindest stellte ich mir das gerne manchmal vor...

...dann, wenn sich die Luft plötzlich zu schwer anfühlte, als dass ich sie atmen könnte, wenn meine Gedanken verrückt spielten und ich nicht die Kraft hatte eigenständig aus meiner Dunkelheit empor zu klettern. Genau in solchen Momenten war es die bloße Erinnerung an Yoongi, die mir alles davon zurückgab. Er war praktisch wie meine fehlende Hälfte, ohne ihn war ich nicht stark genug für das Leben, zumindest jetzt nicht mehr.

„Jimin?" Wieder war es seine dunkle Stimme, die mich aus meinen Gedanken holte. Ich hatte nicht bemerkt, wie wir bereits bei seinem Auto angekommen waren und er sogar schon meine Tasche im Kofferraum verstaut hatte.

Nun stand er vor mir- die Schultern aufrecht und der Rücken grade, doch es glich keiner Arroganz, die er damit ausstrahlte, sondern lediglich Sicherheit. Dabei stellte sein Gesicht einen wunderbaren Kontrast zu seiner Körperhaltung dar. Seine Züge waren sanft und entspannt, seine Augen warm. Es war dieser scheinbar simple Ausdruck, der mich am meisten beruhigte, mich irgendwie immer erdete.

Langsam trat er einen Schritt nach vorn, kam mir jetzt wieder so nahe, dass sich bereits die kleinen Flusen seines Schals in den Knöpfen meines Mantels verhakten.

Vorsichtig streckte er die Hand zu mir aus, fuhr mir mit den kühlen Fingerspitzen über meine wegen der Kälte brennenden Wange.

„Was bedrückt dich?", fragte er zaghaft, überhaupt nicht fordernd. Ich hatte mich nun an seine fürsorgliche Art gewöhnt- daran, dass er es immer bemerken würde, wenn mich etwas beschäftigte und auch daran, dass er mich immer danach fragen würde, jedoch mir die Wahl ließ darauf auch eine Antwort zu geben.

Ich seufzte, jedoch nicht gequält oder gestresst....
... sondern einfach nur erschöpft.

Dann gab ich endlich diesem drängendem Impuls in mir nach und zog seinen Körper vorsichtig an meinen. Diesmal vergrub ich meinen Kopf in seinem durch den Schal geschützten Nacken und ließ einfach locker.

Meine Arme erschlafften ein wenig, meine Schultern fielen nach unten und selbst meine Beine wirkten auf einmal nicht mehr stark genug, um mich zu halten.

„Ich habe dich vermisst.", murmelte ich leise in die Umarmung, obwohl ich ihn doch gestern erst das letzte Mal gesehen hatte. Allerdings hatte das Gespräch mit meiner Mom mich völlig ausgelaugt, auch wenn es nur wenige Minuten gewesen waren. Aber nun war es der nächste ungelöste Konflikt zwischen uns, wo ich doch eigentlich nur wieder etwas Normalität wollte...

„Ich hab dich auch vermisst." Unendlich sanft hauchte er mir einen Kuss auf den Schopf und verfestigte seinen Griff um meinen Körper.

Das allein reichte, um meine fahden Gedanken zu verdrängen und durch viel versöhnlichere zu ersetzen.

Jetzt, da wir weit genug entfernt waren als dass meine Eltern uns noch sehen könnten, erlaubte ich es mir mich zu entspannen, Yoongis Nähe zu suchen und seine zarten Liebkosungen zu genießen.

Mal wieder bedurfte es zwischen uns keiner Worte- Yoongi wusste auch so, dass ich ganz von selbst anhänglich wurde, wenn mich etwas beschäftigte, egal ob ich darüber sprach oder nicht. Manchmal bewegte mich die Nähe auch dazu mit der Sprache herauszurücken, doch bei dieser Angelegenheit fürchtete ich mich vor der Verständnislosigkeit, die ich auf seinem Gesicht erkennen würde.

Es brachte nichts ihm von der Sache mit meiner Mom zu erzählen- er könnte es nicht genau verstehen, warum es so bedeutsam war und um ihm das zu erklären, müsste ich auch alles weitere aus dem dunklen Loch hervorziehen.

Es war wie eine lange Kette, deren Glieder untrennbar miteinander verbunden waren- zog man an dem einem, bewegten sich auch alle anderen mit an die Oberfläche...

Und dafür war ich noch nicht bereit.

Deshalb beließ ich es dabei, genoss die anhaltende Nähe und stieg dann nach einiger Zeit mit Yoongi zusammen in das kühle Auto, bevor wir auch schon losfuhren.

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Hallo ihr Lieben! <3
Ich melde mich früher als gedacht wieder, aber das liegt einfach daran, dass ich jetzt so langsam etwas vorankommen möchte 🙈
Dadurch dass ja jetzt auch Lockdown und Ferien sind, hab ich mir ne Menge vorgenommen, was die Updates hier angeht, deswegen könnte es jetzt wieder regelmäßiger werden. Das kommt dann nur immer drauf an, wie viel ich schaffe...
Naja, ich werde mich jetzt zumindest an die nächsten Kapitel setzen und hoffe euch gefällt es weiterhin 🙈🙈🙈

Gaaaanz liebe Grüße und bitte passt gut auf euch auf!!! 💜

Luna

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Where stories live. Discover now