✾49✾

187 17 2
                                    

Jimin

Mit einem festen Griff um den Riemen meiner Sporttasche zog ich die gläserne Eingangstür des Tanzstudios auf und sog tief den so sonderbaren Geruch ein, den ich nur mit diesem Ort hier verband. Ich spürte wie meine Gedanken augenblicklich ein wenig leiser wurden und hob ein bisschen erleichtert meine Mundwinkel, da der Druck auf meinem Kopf augenblicklich weniger wurde. 

Ich trat mit kleinen Schritten näher in den Eingangsbereich, doch entgegen meiner Erwartung konnte ich hier niemanden entdecken. Verwirrt blickte ich auf die Uhr, die schwer an meinem Handgelenk hing und erschrak als ich merkte, dass ich nur noch zehn Minuten hatte, bis die Stunde anfangen würde. Ich packte den Riemen meiner Tasche fester und beeilte mich zu den Umkleiden am Ende des Gangs zu gelangen, wo ich die Tasche schnell von meiner Schulter gleiten ließ und nach meinen Sportsachen darin fischte. In Windeseile wechselte ich meine Kleidung und genoss das Gefühl des leichteren Stoffs auf meiner Haut, der mich irgendwie freier fühlen ließ. Es war nicht so erdrückend wie der schwere Baumwollstoff meines Hoodies, der mich manchmal zu sehr einengte, anstatt mir Wärme und Geborgenheit zu schenken. Doch in den zarten Fäden meiner Trainingsklamotten spürte ich genau die Luft, die mich umgab, die meinen Schweiß kühlen würde, der meine Haut in nur wenigen Augenblicken benetzen würde.

Ich schloss für einen Moment die Augen, bereitete mich innerlich schon darauf vor in der kommenden Stunde alles zu geben und meinen Kopf dadurch leer zu fegen. Ich schnappte mir noch meine Wasserflasche, die so ziemlich unangerührt war und erinnerte mich daran ein kleines Lächeln aufzusetzen, als ich den Raum verließ und den weiten Tanzsaal betrat.

„Jimin!", rief mir gleich eine quietschige Stimme entgegen und keine Sekunde später befand ich mich auch schon in einer stürmischen Umarmung. „Hi Jihe.", begrüßte ich meine Trainerin und irgendwie auch Freundin, die ihre zarten Arme fest um mich schlang und mich dann auf armeslänge Abstand hielt, um mich gründlich von oben bis unten zu mustern. Ihr eindringlicher Blick war mir etwas unangenehm und ich fürchtete sie würde meine schlechte Verfassung sofort bemerken, doch zu meinem Glück schienen die körperlichen Anzeichen des derzeitigen Stresses nicht ganz so auffällig zu sein wie ich erwartet hatte. 

„Ich hab dich ja ewig nicht mehr hier gesehen! Wie geht es dir?", fragte sie mich dann gleich darauf und führte mich ein wenig an die Seite, damit ich dort meine Flasche abstellen konnte, nur um mich dann gleich in den vorderen Teil des Raumes zu lotsen. Ich nickte den anderen Jungen und Mädchen freundlich zu, wandte mich dann aber wieder zu Jihe, die mir nach wie vor mit großen Augen entgegenblickte. „Mir gehts gut, danke. Bei mir war die letzten Wochen nur viel los, deswegen hab ichs nicht zum Training geschafft...", ich gab meiner Stimme einen festen und überzeugenden Klang und blinzelte dabei unauffällig, da wiedermal ein paar Funken wild in meiner Sicht umhertanzten und mich verwirrten. Schon den ganzen Tag fühlte sich mein Kopf so sonderbar leicht an, während meine Muskeln schwer auf meine Knochen drückten. Doch ich wollte nicht noch eine Woche Training verpassen, weswegen ich das einfach ignorierte und mich stattdessen auf das Gefühl freute endlich mal wieder alles loslassen zu können.

„Achso, na dann hoff ich mal, dass die nächsten Tage entspannter für dich werden.", sie schenkte mir ein ehrliches Lächeln, bevor sie sich den anderen zuwandte und energisch ein mal in die Hände klatschte. „So Leute. Ich freue mich zu sehen, dass ihr wieder so zahlreich erschienen seid." Jihe machte eine kleine Pause und sah in die gespannten Gesichter der Jugendlichen vor ihr, die nur darauf warteten, dass sie ihnen sagen würde, was sie tun sollten. „Wie immer machen wir uns erstmal ein paar Minuten warm. Ihr kennt ja das ganze Gedönse, also kann ich mir weitere Erklärungen sparen. Achtet nur drauf alle Muskelgruppen genügend zu dehnen, damit ihr die nächsten Tage keinen Muskelkater bekommt." Die kleine Gruppe nickte eifrig und verteilte sich etwas im Raum, was ich ihnen gleich tat. Jihe ging zu einem Monitor in einer der Ecken des Raumes und suchte kurz in einer Playlist, bevor sie sich für ein Lied entschied und nur Sekundenbruchteile später ein leichter Beat durch die Boxen an der Decke des Saals schallte. 

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Where stories live. Discover now