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Jimin

„Schhhhh...." Yoongi wiegte mich ein wenig hin und her, flüsterte leise Worte in mein Ohr, wodurch ich mich tatsächlich ein wenig beruhigte und die Tränen langsam versiegten. „Es tut mir leid.", meinte er mit zarter Stimme, was mich ein wenig verwirrte. Mit gerunzelter Stirn und wahrscheinlich endlos geschwollenen Augen löste ich mich aus seinen schützenden Armen und sah ihn fragend an, verdrängte ganz bewusst, dass wir immer noch auf offener Straße standen.

„Wieso entschuldigst du dich?", schniefte ich mit brüchiger Stimme und vermied den Blick in seine aufmerksamen Augen, die mich wie eigentlich schon immer komplett durchschauten. „Es tut mir leid, dass es scheinbar etwas in deinem Leben gibt, dass dich davon abhält du selbst zu sein. Ich weiß nicht, was es ist und ich will dich definitiv nicht zwingen es mir zu sagen, aber es tut weh dich so zu sehen." Er ließ den Kopf hängen und schien wirklich betrübt deswegen, was mein Herz dazu veranlasste ein paar Schläge schneller zu schlagen.

Ich war erstaunt über seine Aussage, ich meine er entschuldigte sich grade für etwas, dass überhaupt nichts mit ihm zu tun hatte und allein der Gedanke, dass er das nur tat, weil ihm etwas an mir lag, erhöhte meine Herzfrequenz erneut um ein paar ungesunde Zahlen.

Es wärmte mich förmlich von innen und ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, doch ich erwiderte nichts, aus Angst ihm doch ungewollt zu viel zu verraten. Dennoch war ich ihm dankbar. Er war der erste Mensch in meinem Leben, dem ich nichts vormachen konnte, der genau wusste, dass da etwas war und die Art wie er damit umging, machte es angenehm ihn in meiner Nähe zu haben, auch wenn ich ständig befürchtete, dass er mich durchschauen konnte, dass er allein in mein Gesicht schauen konnte und darin die Wahrheit erkannte. Und doch stand ich hier, mit klopfendem Herzen und war erstaunt über seine Worte. Er wollte mir helfen, was er gestern auch schon ein paar Mal gesagt hatte und doch drängte er mich nicht, nicht so wie vorhin, weshalb ich meine unterbewusst angespannten Muskeln endlich locker ließ.

Auch Yoongi schien das zu merken, weshalb sich ein zaghaftes Lächeln auf seine Lippen schlich. „Es tut mir leid, dass ich vorhin so aufdringlich war... Lass es mich wieder gut machen." Ein aufgeregtes Glitzern nahm von seinen Augen Besitz, während ich ihn nur fragend ansah, da ich definitiv nicht mit so etwas gerechnet hatte. „G-gut machen?", meine Stimme zitterte regelrecht und ich verfluchte mich insgeheim dafür, dass Yoongi bereits zum zweiten Mal diese schwache Seite an mir zu Gesicht bekam.

„Ja. Lass mich dir einen Kaffee ausgeben, ich kenne auch ein kleines süßes Café hier in der Nähe, das ich letztens entdeckt habe." Er lächelte ein wenig unsicher und streckte seine Hand nach mir aus, damit ich meine hineinlegen konnte. Ich zögerte ein paar Sekunden, gab aber dann dem Gefühl in meinem Inneren nach, welches mir sagte ich würde es nicht bereuen. Also wischte ich mir die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht und legte meine Hand dann schließlich mit einem leisen „Okay." in seine. Sofort zupfte ein fröhliches Grinsen an seinen Mundwinkeln und mit klopfendem Herzen folgte ich ihm durch die belebten Straßen Seouls bis zu einem kleinen unscheinbaren Café.

Kurz bevor wir hineingingen, versicherte Yoongi sich noch einmal, ob ich es mir nicht doch anders überlegen würde und trat dann schließlich mit mir zusammen ein. Kaum waren wir durch die Tür umwehte uns ein warmer Wind, gepflückt mit allerhand aromatischen Düften. Ich konnte die gemahlenen Bohnen des Kaffees riechen, aber auch herbe Gewürze und ein Hauch von Zimt. Zum ersten Mal seit Wochen hatte ich endlich das Gefühl, dass Weihnachten nahe war. 

Yoongi grüßte einige der Mitarbeiter höflich und führte mich dann zu einem kleinen Tisch in einer gemütlichen Ecke, wo wir uns gleich hinsetzten. Unbewusst zog ich tief den Atem ein und inhalierte die duftgeschwängerte Luft. Es erinnerte mich an meine Kindheit, an die Tage vor Weihnachten, wo ich mit Mom immer zusammen Plätzchen gebacken hatten und die gesamte Küche dann nach Zimt gerochen hatte, da ich nie genug davon bekommen konnte. Ich sah mich selbst, mit vielleicht 6 Jahren, unbeschwert und glücklich, das einzige was ich in dieser Zeit im Kopf hatte, war wie ich ein paar der selbstgemachten Gebäckstücke stibitzen konnte, ohne dass Mom es gleich mitbekommen würde. Unwillkürlich zuckten meine Mundwinkel nach unten. Ich vermisste mein 6-jähriges Ich, das Ich, das niemals Sorgen hatte, das einfach lachen konnte, denn ich fühlte mich so als wäre das nicht mehr möglich. Als wäre der Sand in meiner eigenen persönlichen Sanduhr durchgelaufen und ich nun keine Chance mehr hatte dieses Lachen erneut zu erleben.

„Du siehst so betrübt aus, gefällt es dir hier nicht?" Yoongis Stimme riss mich aus den Wirrungen meiner Gedanken, woraufhin ich versuchte diese weit von mir zu schieben und mich nur auf meinen Gegenüber zu konzentrieren, dessen warme braune Augen mein Herz schon wieder in einen heilenden Kokon packten und mich alles vergessen ließen. „Nein, ganz und gar nicht. Es ist wirklich sehr schön hier, ich musste nur kurz an etwas denken." Er nickte verstehend und legte dann seine Hand so nah neben meine, dass sie sich beinahe berührten. Seine Finger zuckten unsicher, doch blieben nach wie vor an der gleichen Stelle, wie als müsste er sich entscheiden, ob er meine Hand ergreifen wollte oder nicht. 

Doch bevor er eine Entscheidung treffen konnte, kam eine Bedienung an unseren Tisch und fragte uns freundlich nach unseren Bestellungen. Wir teilten ihr mit, was wir gerne trinken würden und als die junge Frau wieder verschwand, zuckte mein Blick zu seiner Hand, die er zu meinem Bedauern wieder zurückgezogen hatte.

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So ich melde mich auch mal wieder...

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𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt