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Jimin

„Echt?", fragte ich erstaunt, während ich an meinem Kaffee vorsichtig nippte und Yoongi dabei mit großen Augen ansah, der jedoch nur lächelnd nickte und ebenfalls einen Schluck von seinem Getränk nahm. „Ja, es ist wirklich meine Leidenschaft. Meine Eltern hat es regelrecht genervt, dass ich mich immer in mein Zimmer zurückgezogen habe, um an meinen Songs zu arbeiten." Ein schüchternes Lächeln umspielte seine Lippen und ein leichter Rosa-Schimmer bedeckte seine Wangen. Es schien als rede er eigentlich nicht so gerne über sich selbst, aber der Umstand, dass er sich grade so frei mit mir unterhielt, erwärmte mein Herz. Es zeigte mir, dass ich ihm nicht egal war, dass er mich irgendwie mochte und das freute mich ungemein.

„Wow, das ist wirklich cool. Also nicht, dass deine Eltern es doof fanden, sondern dass du so viel darin investierst." Er nickte erneut und wollte grade wieder zu einer Antwort ansetzen, als das Klingeln meines Handys es verhinderte. Ich lächelte ihm entschuldigend zu und kramte dann nach dem vibrierenden Teil in meiner Hosentasche. Bei dem Blick auf dem Bildschirm wurde mir jedoch schlecht. Meine zuvor entspannten Mundwinkel zogen sich auf einen Schlag nach unten und ein Kloß verstopfte mir den Hals. 

Dennoch konnte ich den Anruf nicht ignorieren, weshalb ich kurz meine Gedanken sortierte und dann schließlich abnahm. „Ja?", fragte ich mit belegter Stimme und spannte unwillkürlich meinen gesamten Körper an, während mein Blick unsicher zu Yoongi glitt, der aber noch immer ein aufrichtiges Lächeln auf den Lippen trug. 

„Wo bist du?", die harsche Stimme meines Vaters drang durch das Telefon laut und deutlich an mein Ohr. Nervosität ergriff mich und ich zuppelte mit meinen Fingern an meiner Jeans, suchte verzweifelt nach einer passenden Antwort. „Mit einem Freund unterwegs.", ich versuchte mir die Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, was mir tatsächlich sogar gelang, nur machte mein Vater das auf den nächsten Schlag alles wieder zunichte. „Ich will, dass du nach Hause kommst. Jetzt." Meine Hand, die zuvor noch an einigen kleinen Fäden meiner Hose gespielt hatte, ballte sich zu einer Faust zusammen und ich hielt mich grade noch so davon ab, frustriert aufzuschreien. 

„Warum?", fragte ich mit zusammengepressten Zähnen und bemerkte gleich darauf Yoongis neugierigen Blick. „Weil ich es so will." „Du weißt aber schon, dass ich 18 bin und entscheiden kann, was ich tun will oder nicht und du weißt auch, dass ich heute mit Freunden verabredet war. Ich werd doch jetzt nicht gehen, nur weil du mich aus keinem mir ersichtlichen Grund zu Hause haben willst.", pure Frustration sprach aus mir, doch ich verbot es mir, mich hier und jetzt zu sehr da hineinzusteigern. Ich würde eine riesen Szene machen und meine Heulattacke von vorhin hatte mir da eindeutig schon gereicht. Dennoch wollte ich nicht, dass mein Vater immer das bekam, was er wollte, denn so war die Welt leider nicht konzipiert, was ich schon vor langer Zeit realisiert hatte, er anscheinend jedoch noch nicht.

„Jimin. Du kommst jetzt nach Hause! Mir ist es egal, ob du grade mit Freunden unterwegs bist oder nicht, ob du schon 18 bist oder nicht, ich bin immer noch dein Vater und was ich sage, ist Gesetz." „Nein.", knurrte ich schon fast, mittlerweile durchbohrte mich Yoongis fragender Blick schon förmlich, doch ich blieb standhaft. „Jimin, ich warne dich.", seine Stimme wurde lauter und ich unterdrückte den Impuls mein Handy ein Stück von meinem Ohr zu entfernen. „Das ist mir egal." Plötzlich durchdrang ein lauter Wutschrei den Hörer und ich vernahm im Hintergrund, wie etwas polternd zu Boden fiel. Das bestätigte mir endgültig die Vermutung, dass er definitiv nicht mehr nüchtern war und bestärkte mich in meiner Entscheidung. „Dann bleib doch wo der Pfeffer wächst! Ich fass es nicht, was habe ich nur für einen missratenen Sohn!" 

Damit legte er auf und ließ mich völlig erstarrt zurück. Du hast es ja nicht anders gewollt, flüsterte mir eine leise Stimme in meinem Kopf zu, doch ich ignorierte sie, während ich krampfhaft versuchte meine Gefühle zu ordnen und dabei nicht in Tränen auszubrechen. Ich war ja mittlerweile schon vieles gewöhnt, dennoch mochte ich es nach wie vor nicht mich zu streiten und eine Sache, die ich noch viel weniger mochte, war grundlos beleidigt zu werden.

„Alles okay?", fragte Yoongi fürsorglich, der wahrscheinlich schon wieder das ganze Chaos in mir drin gesehen hatte und jetzt zärtlich seine Finger auf meine legte. Ein Kribbeln breitete sich an dieser Stelle aus und verwundert blickte ich auf unsere aufeinanderliegenden Hände, vergaß dadurch für einen winzigen Augenblick alles um mich herum. Da war nur ich, ich und Yoongi, die Umgebung verschwamm förmlich und mein Blut rauschte in den Ohren, während mein Herz mir beinahe aus der Brust sprang.

„Jimin?" Und schon war der ganze Zauber wieder vorbei. Die Geräusche des Cafés belagerten wieder meine Sinne und schienen auf einmal überlaut in meinen Ohren. Ich schüttelte kurz unmerklich mit meinem Kopf und konzentrierte mich dann wieder auf Yoongi, weniger auf seine Hand auf meiner als auf seine Frage.

Schnell riss ich mich wieder zusammen und winkte leichtfertig ab. „Ja... ja klar, war nur mein Vater.", ich versuchte so entspannt wie möglich zu klingen und verstaute mein Handy wieder in meiner Hosentasche. „Was war denn? Ich hab zwar nicht viel mitbekommen, aber wenn es Probleme gibt, kann ich dich auch gerne nach Hause fahren." Er schenkte mir ein ehrliches Lächeln und mal wieder machte mein Herz dabei einen kleinen Hüpfer. „Nein.", erwiderte ich nur, jetzt ein wenig betrübt. Nichts würde mich nun dazu bringen nach Hause zu gehen, vor allem nach dem Gespräch von grade eben.

„Ehrlich gesagt, will ich nicht nach Hause. Mein Vater weiß eigentlich genau, dass ich verabredet war und deswegen sollte er keinen Stress machen.", versuchte ich ihm die Sache etwas zu erklären, aber jedoch ohne ihm zu viel zu verraten. „Oh achso. Es wird aber langsam spät und eigentlich wollte ich bald selber nach Hause... Wenn es aber so ist, kannst du auch gerne noch mitkommen." Er kratzte sich etwas verlegen die Ohren und ich kam nicht umhin, das total süß zu finden, weshalb meine Mundwinkel auch nach oben zuckten und der Schwerkraft somit trotzten. Und da ich wirklich nicht in dieses trostlose Haus wollte, das ich Zuhause nannte, wo ich mich eh nur in meinem Zimmer verkriechen würde, um meinem Vater nicht zu begegnen, murmelte ich eine leise Zustimmung und erfreute mich dann an Yoongis frohem Gesichtsausdruck.

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Where stories live. Discover now