Die Suche

243 19 8
                                    

Es vergingen ein paar Tage, an denen Daryl nicht mit mir gesprochen hatte. Das störte mich auch nicht, denn ich lernte wie man sich verteidigte, erzählte den Leuten von meinen Künsten – Tipis bauen zum Beispiel- und versuchte meinen Teil beizutragen.

Shane schien ein Auge auf mich geworfen zu haben, aber das interessierte mich eher weniger.

Solang er im Zelt keine Annäherungsversuche wagt, ist alles ok. Ich blieb eh nur solange da drinnen, wie ich schlief.

Heute wollten wir wieder einen Teil des Waldes nach Sophia absuchen. Carol litt sehr unter diesem Verlust und ich wollte dem unbedingt ein Ende bereiten.

Wir standen an einem Wagen, während Rick uns in Gruppen einteilte.

„Katharina, du gehst mit Daryl.“, sagte er und zeigte mir unser Quadrat.

Ich schluckte, straffte aber meine Schultern. Die Schießübungen liefen gut. Zwar hatte ich noch das eine und andere Problem, aber ich konnte die Pistole ruhig halten und mein Ziel treffen. Was man mir nicht beibringen konnte, war der Messerkampf. Sie gaben mir zwar eins, aber ich hoffte, dass ich weder meine Pistole noch das Messer benötigen würde. Ich warf dem Griesgram einen Blick zu. Er hatte seine Augen zusammengekniffen. „Alleine bin ich schneller.“, sagte er kalt zu Rick.

„Ich kann sie aber nicht alleine gehen lassen.“, antwortete Rick, ohne den Blick von der Karte zu nehmen. Ich hörte wie der Armbrustträger aufstöhnte: „Dann mach doch eben ein Dreier-Team. Schick sie mit Glenn und Maggie weg. Oder mit Shane, die beiden teilen sich ein Zelt, wieso also nicht auch ein Quadrat?“

„Klingt nicht schlecht!“, meine daraufhin der Glatzkopf. „Was sagst du, Katharina?“

Doch bevor ich antworten konnte, funkte Rick wieder dazwischen. „Ich gehe mit Shane. Andrea geht mit Dayle. Glenn und Maggie bleiben hier. Du gehst mit ihr zusammen, haben wir uns verstanden?“

Daryl schien das wirklich gar nicht zu passen. „Wieso? Weil ich sie mit hergebracht habe? Sie ist nicht mein Problem!“

Einige Minuten später ging ich schweigend hinter Mr.Griesgram her. Rick hatte den Streit beendet und er hatte es hingenommen. Wir liefen durch einen Flusslauf, als Daryl plötzlich stehen blieb. Beinahe wäre ich gegen ihn gerannt, konnte mich aber im letzten Moment noch abbremsen. Ich hatte immer noch nicht vor etwas zu sagen, also wartete ich einfach ab.

Er bückte sich und schien nach etwas zu suchen. Ich drehte mich solang um, hielt nach Beißern ausschau. Dabei fragte ich mich, was denn nicht mit mir stimmte. Ich konnte doch mittlerweile mit Waffen umgehen. Zumindest mit Schusswaffen. Außerdem braucht er nicht meinen Beschützer zu spielen. Und überhaupt, was sollte der ganze Mist mit: Sie ist nicht mein Problem. Je weiter ich über diesen Kerl nachdachte, desto wütender wurde ich. Wie konnte man nur so... Jetzt fällt mir nicht mal ein vernünftiges Wort für diesen Griesgram ein. Ich drehte mich um, wollte ihn eigentlich zur Rede stellen und wäre dabei schon wieder fast mit ihm zusammengeprallt. Denn Daryl stand mittlerweile direkt vor mir. Dieser Überraschungsmoment verschlug mir die Sprache. Er war mir ziemlich nah, was mir nicht gerade gefiel. Ich blickte zu ihm auf, denn er war größer als ich. „Ist was..?“, das waren die ersten Worte, die ich mit ihm seit Tagen gewechselt hatte. Verdammt, ich hätte etwas Gemeines sagen sollen. Jetzt ärgerte ich mich. Seine blaugrauen Augen begannen mich zu mustern. „Nein.“, das war alles was ich von ihm bekam. Er drehte sich wieder um und ging weiter. Reden war also nicht seine Stärke. „Verdammt, Daryl! Was ist dein Problem?“, rief ich hinterher, in diesem Moment hatte ich vergessen, welche Bedrohung da draußen auf uns lauerte.

The Walking Dead - Somewhere I belongWhere stories live. Discover now