Desert Eagle

218 16 11
                                    

Der Winter in Woodbury war hart, aber lange nicht so hart, wie auf den Straßen. Michelle war heilfroh, dass ihre Gruppe hinter Barrikaden wohnen konnte. Hier hatten sie alles, was man zum überleben brauchte. Vermutlich war es die beste Entscheidung gewesen, die sie alle hätten treffen können. Gerade patrouillierte sie auf einer der Mauern. Zwischendurch schoss sie den einen oder anderen Beißer ab, aber ansonsten war alles ruhig geblieben. Es war beinahe schon etwas langweilig, bis man ihr plötzlich die Augen zuhielt. „Hey!“, rief Michelle aufgebracht.

„Wer bin ich?“, fragte die sehr vertraute Stimme.

Da erkannte sie ihn. „Bones!“, erklang es vorwurfsvoll aus ihrem Mund.

„Tut mir Leid!“, er kicherte, nahm die Hände weg und drehte das Mädchen zu sich um.

Jetzt wo sie ihn ansah, kamen all die Erinnerungen der letzten Monate zurück. Seit diesem Abend, wo die beiden im Kerzenschein gegessen hatten, gab es mehr solcher schönen Momente. Sie trafen sich beinahe regelmäßig, ärgerten sich auf verspielte Weise und kamen sich ständig näher. Jeder hatte erzählt, was sie vor dem Untergang gemacht hatten. Aber ansonsten war noch nicht viel zwischen ihnen passiert. Michelle bemerkte jedes Mal dieses wohlige Kribbeln in ihrem Bauch, wenn sie ihn sah. Die Gefühle sollten aber noch geheim bleiben.

Sie wollte nichts kaputt machen, denn das Leben konnte in dieser Zeit nicht besser sein.

„Was gibt’s denn?“, fragte sie dann neugierig.

„Mir war ein bisschen langweilig, also habe ich dich gesucht. Ich dachte mir, dass du vielleicht Gesellschaft brauchst.“

„Das ist wirklich sehr nett von dir.“, sie grinste.

Dann sahen sich die beiden einfach nur an. Bones konnte den Blick nicht mehr von ihren Augen wenden. Diese braunen Augen verfolgten ihm sogar im Schlaf. Wie hypnotisiert legte er nun ganz sanft eine Hand, auf ihre Wange.

Michelles Herz setzte kurz aus, ihr wurde warm. Auch sie sah ihm nun in die Augen.

„Du bist wirklich wunderschön, weißt du das..?“

Sie hielt den Atem an, merkte wie sich sein Gesicht näherte. Gerade als sie die Augen schließen und den bevorstehenden Kuss erwidern wollte, wurden sie aber unterbrochen.

„Scheiße. Seid ihr blind?“, rief Merle, der gerade die Leiter hoch kam. Er hatte die drei Beißer schon auf der letzten Sprosse gesehen. Das Pärchen fuhr auseinander. Schnell zückte der Einarmige seine Pistole und erledigte einen, nach den anderen. Dann wand er sich den Lebenden zu.

„Für eure Zärtlichkeiten habt ihr später auch noch Zeit!“, spöttisch betrachtete er sie.

„Was willst du?“, fragte Bones, der sichtlich sauer darüber war, wie die Situation verlaufen ist.

„Der Gouvernor hat nach dir gerufen.“, meinte Merle kalt. „Du solltest deinen Arsch zu ihm bewegen.“

The Walking Dead - Somewhere I belongDonde viven las historias. Descúbrelo ahora