Hoffnung

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Der neue Tag brach langsam an, ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Ständig versuchte ich mir einen Plan auszudenken, wie ich herausfinden konnte, was zur Hölle hier vor sich ging.

Als mitten in der Nacht erst Caro, dann Michelle und schlussendlich Lukas zurück nach Hause kamen, hatte ich so getan, als würde ich schlafen.

Ich wollte mit niemanden reden. Denn ich hatte erst im Laufe der Zeit gemerkt, wie schockierend das alles ist. Sie töteten Menschen. Sie fingen sich Beißer. Sie wollen uns Frauen als Mittel zum Zweck. Verdammte Scheiße. Wir mussten hier weg.

Ich drehte mich auf die Seite, die Sonne schien langsam durch das Fenster und erhellte das Zimmer.

Ich konnte mich wirklich froh schätzen, dass man mir ein Bett mit in das eigentlich zu kleine Appartement gestellt hatte. Direkt neben mir war das von Michelle, sie schlief noch tief und fest. Dann folgte Caros Bett. Die Jungs hatten ihre Betten auf der anderen Seite des Zimmers. Damals musste das hier mal ein Wohnzimmer gewesen sein. Ich sah mich etwas um, obwohl ich das alles schon hundertmal gesehen hatte. Ein halber Meter neben Tobis Bett begann die Küche. Wir hatten noch ein Bad und eine kleine Rumpelkammer, in denen sie ihre Rucksäcke lagerten.

Meiner stand immer neben dem Bett, falls ich dringend weg musste. Das war vielleicht eine Angewohnheit von dem Leben auf der Straße.

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich den Winter auf der Straße verbracht hatte, während meine Freunde ein angenehmes Leben hatten. Ich verurteilte sie deswegen nicht, ich freute mich für sie. So war es besser und wesentlich schöner.

Ablenkung war vielleicht schön, aber nicht hilfreich. Ich versuchte mich wieder auf das eigentliche Problem zu konzentrieren. Was konnte ich tun?

Vielleicht würde ich Lukas einfach folgen, wenn er mich nicht freiwillig mitnimmt. Das würde ich machen. Dann fiel mir ein, dass ich heute einen Termin bei Milton hatte. Er wollte sich des öfteren meine Schulter ansehen. Am ersten Tag hatte er die Wunde nochmal untersucht, verbunden und sauber gemacht. Ich hatte ihm gesagt, dass sich Caro darum kümmern könnte. Doch er bestand darauf es selber zu untersuchen. Also lies ich es zu.

Schmerzen hatte ich kaum noch welche, es war wirklich gut verheilt. Es würde aber eine Narbe zurückbleiben, die mich ständig an Amelia erinnern würde. Vielleicht würde ich etwas aus ihm herauskitzeln können. Denn ich hatte den leisen Verdacht, dass er mich mehr als nur mochte.

Neben mir bewegte sich Michelle. Sie gähnte herzhaft, rieb sich über die Augen und sah zu mir herüber. „Guten Morgen", murmelte sie noch leicht schlaftrunken.

„Hey", antwortete ich genauso leise zurück. „Gut geschlafen?"

„Ja.. und du?"

„Auch.", log ich. „Ich werd gleich zu Milton rübergehen, bevor ich zur Arbeit gehe."

„Wegen deiner Schusswunde?"

Ich nickte. „Finde ich echt nett, dass er das macht", Michelle lächelte leicht, setzte sich auf und sah sich um. „Die anderen schlafen ja noch."

„Lass sie doch.", ich stand nun auf, auch wenn ich lieber liegen bleiben und mich vor der ganzen Welt verstecken wollte.

„Ja, wieso nicht. Wolltest du jetzt ins Bad?", fragte mich meine Freundin.

„Wäre nett, dann könnte ich schneller zu Milton", murmelte ich.

„Klar, dann mach ich Frühstück."


Nachdem ich geduscht, gefrühstückt und mich allgemein fertig gemacht hatte, verabschiedete ich mich von meinen Freunden. Es war noch recht früh, aber trotzdem würde ich den Arzt jetzt wecken, falls er noch schlief.

The Walking Dead - Somewhere I belongWhere stories live. Discover now