Eine neue Gruppe

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Es war wohl das wichtigste Spiel in meinem ganzen Leben. Ich war so verdammt kurz davor in die Challenger Klasse aufzusteigen. Mir fehlte nur noch dieser eine, kleine Sieg. Der gehörte auch noch mir. Mein Team musste nur noch einmal in die Basis den Gegner und den Nexus kaputt hauen. Dann wäre es geschafft. Schnell kaufte ich mir für meine Jinx noch die Klinge der Unendlichkeit", danach stürmte ich mit Leona, Vladimir, Morgana und Warwick los. Unterwegs trafen wir trafen wir auf Veigar, Rengar, Garen, Sona und Vayne. Aber das stellte nicht das geringste Problem für uns da. Der Teamfight war kurz und ich hatte endlich meinen ersten Pentakill mit Jinx gemacht. Vor dem Bildschirm drehte ich beinahe durch, jubelte und freute mich. Von meinen Mates wurde ich gelobt und die Gegner heulten im Chat, aber auch sie sagten: „Good Job." oder „Well played!". Dann eilten wir weiter, stellten uns vor den Nexus und hauten alle zu. Die Worte: „Gewonnen!", flackerten über den Bildschirm. Ich sprang von meinem Stuhl, jubelte noch mehr, schrie sogar vor Freude, aber dann wurde plötzlich alles um mich herum dunkel. Pechschwarz, um genau zu sein. Die Freude verschwand auf Anhieb. „Ey..? Hallo?", rief ich laut, bekam auch panische Angst. „Was soll das?"

Dann schien sich die Dunkelheit zu bewegen, beinahe als säße ich in einem Käfig, der geschüttelt wurde. „Hallo?", eine fremde Stimme. „Hörst du mich?"

Ich konnte sie nicht zuordnen. Wer war das..?

Langsam, aber wirklich nur ganz langsam öffnete ich meine Augen. Im ersten Moment sah noch alles um mich herum ziemlich verschwommen aus. Ich realisierte auch noch nicht, dass ich gerade geträumt hatte. Dann, nach einem weiteren „Hallo", bemerkte ich den verdammt, spitzen Pfeil, der direkt auf mich gerichtet war. Schlagartig wurde ich wach. „Hallo..", keuchte ich verängstigt, während sich meine Augen weiteten. „Bitte nicht schießen!"

„Sie scheint normal zu sein..", flüsterte der hinter der Waffe rau, die, wie ich feststellte, eine Armbrust war. „Wurdest du gebissen?"

„Ich .. äh...", mich traf in diesem Moment wieder die Realität wie die Faust das Auge. Es gab kein League of Legends mehr. Meine Familie gab es womöglich nicht mehr.

„Was denn nun?", fragte der Raue.

„Nein.. wurde ich nicht."

„Gut.", sagte der andere, wesentlich netter klingende Mann. „Mein Name ist Glenn. Wie heißt du?"

„Ich heiße Katharina Willks."

Stille trat ein, Glenn betrachtete seinen Freund. „Er ist nur schüchtern. Das ist Daryl."

„Halt deinen Mund!", erst jetzt nahm er die Armbrust von mir weg und stand auf.

„Du hast dir hier ein ziemlich cooles Nest gebaut!", meinte der Nette. „Aber im ersten Moment haben wir dich für tot gehalten. Oder für einen Walker."

„Danke..", es war auch tatsächlich nicht leicht gewesen. Aus Ästen, Blättern und Zweigen habe ich mir ein kleines, geschütztes Nest gebaut. Man könnte es mit einem Tipi von den Indianern vergleichen. Ich hatte es am Rande eines Flusses aufgebaut. Im Kindergarten - ich bin eine Erzieherin gewesen- haben wir in der Waldwoche oft Hütten aus Grünzeug gebaut. Dieses Wissen kam mir in dieser Apokalypse ziemlich gelegen. Mein Schlafsack gab mir die fehlende Wärme und mein Rucksack diente als Kissen. Die Beißer hatten mich bisher nicht entdeckt, was vermutlich aber nur an meinem Glück lag, welches mich jeden Augenblick verlassen konnte.

Jetzt, wo keine Waffe mehr auf mich gerichtet wurde, fühlte ich mich etwas besser. Ich setzte mich auf und sah die beiden Männer jetzt genauer an.

Glenn war anscheinend Japaner oder Koreaner. Er trug ein Cap, ein normales Shirt und eine abgewetzte Jeans. Er machte wirklich einen freundlichen Eindruck. Ganz im Gegensatz zu Daryl. Dieser trug ein ärmelloses Shirt, darüber eine Weste und Jeans. Seine kruzen braunen Haare hingen ihm vorne etwas fransig in der Stirn herum und er machte einen ziemlich verbissenen Eindruck, während Glenn eher strahlte.
„Könnt ihr euch kurz...umdrehen oder so?", fragte ich leise. „Natürlich!", beide entfernten sie sich ein, zwei Schritte, drehten mir auch ihre Rücken zu, sodass ich mich umziehen konnte. Man, ich sollte endlich mal meine Klamotten waschen. Doch ich blieb nie lang genug um sie ganz trocknen zu lassen.

The Walking Dead - Somewhere I belongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt