Draußen

3.5K 76 0
                                    


„Steh auf."
Sam lehnte an der Wand und sah mich musternd an.
Ich stand in meiner üblichen Pose da und wartete mit gesenkten Blick auf seine Aufforderung.
„Beantworte mir eine Frage."
Verblüfft hob ich den Blick. Normalerweise mochte er es nicht, wenn ich überhaupt redete und jetzt sollte ich eine Frage beantworten?
„Warum glaubst du, bist du hier?"
Er neigte den Kopf zur Seite und sah mich neugierig an.
„Für Sex?", ich konnte ihn nicht mehr ansehen.
Was war das auf für eine Frage? Er sollte doch ganz genau wissen, warum er mich entführt hat.
Er schnaubte. „Müssten wir dann nicht wesentlich öfters Sex haben?"
Ich antwortete erst, als ich das Schnalzen seiner Zunge höre.
„Ja. Ich denke schon."
„Also?"
„Ich weiß es nicht."
„Und du willst es nicht wissen?"
Mein Blick wanderte nach oben.
„Darf ich es wissen?"
Er lachte. „Du wirst es erfahren."
Ich nickte. Was sollte ich auch anderes tun.
„Hast du noch eine Frage?"
„Darf ich wieder gehen?" Ich verzichtete absichtlich auf die direkte Ansprache. Erwartete er ein du, Sie oder gar sowas wie Sir oder Herr, oder was auch immer?
Mir schien es am sichersten dieses Thema so weit wie möglich zu umschiffen.
„Spazieren?" Er grinste mich gefährlich an.
„Nach Hause", antwortete ich zögernd.
Er schnalzte mit der Zunge.
„Die Antwort ändert sich nicht, nur weil du öfters fragst."
Ich nickte ohne ihn anzusehen. Meine Lippen zitterten, und ich kämpfte mit aller Kraft dagegen, zu weinen.
„Aber wir können spazieren."

Erlegte mir ein Paar Jeans, Unterwäsche und ein Shirt auf das Bett.
„Zieh dich an." Er wandte sich um und ging zur Tür.
„Sam?" Meine Stimme zitterte diesmal hörbar. Langsam drehte er sich um. SeinLächeln machte mir Angst.
„Ja?"
„Was ist damit?" Ich zupfte an dem Geschirr.
„Was soll damit sein?"
„Da ist Unterwäsche mit dabei." Ich deutete auf den Kleiderstapel.
Er seufzte. „Ziehs drüber, lass es weg. Ist mir egal. Das-", er zog an einemder Riemen. „- gehört zu dir, wie das Halsband zu einem Hund. Es bleibt dran."
Ich zog sie drüber. Es war ein komisches Gefühl wieder einen BH zu tragen, doches gab mir ein wenig meiner alten Sicherheit zurück.
Insgesamt war das Gefühlvon Stoff auf meiner Haut irgendwie befremdlich.

Michael betrat mein Zimmer.
Ich erschrak, denn ich war es so gewohnt von einerVibration vorgewarnt zu werden, dass ich fast in die Luft sprang, als die Tür aufging.
„Ich erkläre dir die Regeln." Ich richtete mich in meiner gewohnten Pose vorihm auf. Er schmunzelte.
„Luke und ich begleiten euch bei dem Spaziergang. Du versuchst nicht zu fliehenoder zu schreien, oder auf irgendeine andere Art und Weise die Aufmerksamkeitauf dich zu ziehen."
Er griff hinter seinen Rücken und zog etwas hervor. Ichkeuchte, als ich die silberne Waffe in seiner Hand sah. Die Pistole glänzte imLicht.
„Keiner von uns zögert jeden zu erschießen, der versucht dir zu helfen oder dendu bittest."
Mein Blick war wie festgefroren.
War das eine Möglichkeit?
Sollteich versuchen zu fliehen und mich von den Männern erschießen lassen?
War ichschon so verzweifelt?
Er schien meine Gedanken zu lesen.
„Keine Angst. Für dich haben wir keine Kugel." Er klopfte auf die Jacke seinesParkers.
„Da gibt es andere Möglichkeiten. Verstanden?" Ich nickte und sahimmer noch die Waffe an, die er in seiner Hand hielt.
Seine Hand schoss zumeinem Gesicht und presste meinen Kiefer zusammen.
„Ich bevorzuge es, wenn Perras mich anschauen, wenn ich mit ihnen rede."
Langsam hob ich den Blick und sah in seine fast schwarzen Augen.
„Hast duverstanden was ich dir gerade gesagt habe?"
Ich nickte und sah ihm dabei festin die Augen.
„Ich will es hören!"

„Ich habe es verstanden."

Dingo (Teil 1)Where stories live. Discover now