(Sam) Esther

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El-Hashem beugt sich zu seinem Nachbarn und flüstert ihm etwas ins Ohr.
Beide heben den Blick und sehen zu uns.
Seine Mundwinkel zucken.
Gabriels finsterer Blick brennt mir im Nacken.
„Wenn er dafür Rabatt haben will..." Er braucht den Satz nicht zu Ende sprechen.

 Die nächsten Mädchen laufen ohne Fehler über die Bühne und El-Hashem scheint Dunkers Auftritt vergessen zu haben.
Als Barsoi mit ihren langen roten Haaren ins Licht tritt, nickt er seinem Partner zu und erhebt sich.
„Bingo. Michael du weißt einfach immer, was ihm gefällt."
Luke setzt wieder auf die Couch. Seine Hände zittern leicht, aber er lässt sich das nicht ansehen. Grinsend lehnt er sich zurück.
Er hat sich in den letzten zwei Jahren sehr verändert.
Als ich ihn aufgegabelt habe, war er schüchtern und nach jeder Verhandlung am Boden zerstört. Er wollte Teil unseres Teams sein, fühlte sich aber gleichzeitig schlecht und hing jeder der Perras hinterher.
Wir zeigten ihm einige Monate, wie der Ablauf von der Abholung über das Training bis zum Verkauf von statten gehen sollte.
Als Gabriel, Michael und ich ihn für bereit hielten, erklärte ich mich dazu bereit als sein Pate zu agieren und ihm bei seinem Debut zu helfen.

 Seine Erste war Esther.
Esther war so alt wie er gewesen.
Ihre langen dunkelbraunen Locken sprangen bei jedem Schritt und ihre kurvige, sportliche Figur hatten es ihm schnell angetan.
Er hatte sie in einem Fastfood Restaurant in einer der größeren Städte in der Umgebung gesehen.
Wir warteten bis zum späten Abend in unserem Wagen auf ihren Feierabend.
Er wollte sie schon während der Schicht ansprechen, mit ihr flirten um so auch herauszufinden, wann sie Feierabend haben würde, doch die Videoaufzeichnungen hätten die Polizei zu schnell zu uns führen können.
Also saßen wir einige Stunden im Wagen bis sie in einen Mantel gehüllt, den Laden verließ.
Es spielte natürlich in unsere Hände, dass sie in eine der weniger belebten Seitenstraßen des Industrieviertels einbog.
Wir hielten neben ihr und anstatt sie einfach zu überwältigen und sie dann in den Wagen zu ziehen, startete Luke ein Schauspiel.
Das war seine Masche.
Er wollte die Perras dazu bringen ihn zu mögen und so die Wand zwischen ihnen zu verkleinern. Er lehnte sich also aus dem Fenster und sprach sie an.
„Hey, sorry, wir haben uns verfahren. Kannst du mir vielleicht sagen, wo die Feldstraße ist?", er zog sich irgendwelche Straßennamen aus dem Ärmel um sie zu verwirren.
Sie lächelte ihn an und zog ihre Kopfhörer aus den Ohren.
„Nein, tut mir leid. Bist du sicher, dass es hier irgendwo sein soll?"
Er fuhr sich durch die Haare und grummelte.
„Mein Kumpel meinte am Burger King vorbei in die Straße und dann wären wir schon da. Aber hier ist nichts." Sie lachte.
„Vielleicht ein anderer Burger King? Aber ich kann schnell nach schauen."
Sie hob ihr Handy und begann schon zu tippen.
In diesem Moment ließ er, wie aus Versehen, seine Cap auf den Boden fallen.
„Oh, verdammt."
Er öffnete die Tür und tat, als würde er nach seiner Mütze greifen.
Sie war so unvorbereitet gewesen, dass sie nicht mal schreien konnte, als er aus der gebückten Haltung, einen Arm um ihre Hüfte und dann auf ihren Mund legte.
Innerhalb von Sekunden war es ihr unmöglich gewesen sich zu wehren und er zog sie in den Wagen.
Er schloss die Tür hinter sich, drückte seine Knie auf ihren Oberkörper und setzte ihr die Spritze an den Hals.
Als sie bewusstlos da lag, öffnete er die Tür, hob seine Mütze auf und nahm das Handy vom Boden.
Er schaltete es aus und warf es, nach dem er alle Fingerabdrücke abgewischt hatte, in ein Gebüsch.
„Fürs erste Mal ganz gut.", ich zwinkerte ihm zu.
Aufgeregt wippte er mit den Knien, bis wir an unserer Wohnung angekommen waren.
Er trug sie nach oben und fesselte sie an das Bett.
Ich war bei jedem Tag ihres Trainings als Zuschauer an einer der Wände gestanden und hatte sie beobachtet, immer bereit einzugreifen, falls etwas schief laufen oder er doch weich werden würde.

Und das passierte schon am ersten Tag.

 Als sie aufwachte und sich umsah, wirkte sie verschüchtert und vollkommen überfordert von der Situation.
Doch als er sie vom Bett losband und sie zum Bad bringen wollte, sprang sie plötzlich wie eine Wildkatze auf seinen Rücken und legte ihren Arm so fest um seinen Hals, dass er sie nicht von sich herunter bekam.
Ich beobachtete die Situation einen Moment, doch als er anfing zu wanken, weil sie ihm die Luft abschnürte, packte ich sie von hinten und um Verletzungen zu verhindern, verschloss ich mit einer Hand ihren Mund und die Nase und umfasste mit der anderen ihre Taille.
Sie ließ ihn schnell los und versuchte sich von meinem Griff zu lösen.
Ich wartete bis sie sich nicht mehr wehrte und reichte Luke, der immer noch hustete, ein Paar Handschellen.
„Vielleicht suchst du dir das nächste Mal nicht die Wildkatze aus."
Ihm war die Situation so unangenehm gewesen, dass er ihr von nun an nicht einmal mehr den Rücken zu wandte.
Ihre ersten Trainingssessions waren anstrengend gewesen.
Anstatt zu tun, was Luke ihr auftrug, schmiss sie sich an seine Beine und weinte, oder versuchte ihm mit ihren Fingern die Augen auszukratzen.
Seine Bestrafungen waren entweder zu lasch oder zu hart, er verstand es nicht, ein Mittelmaß zu finden.

Doch nach ein paar Tagen, lass es zwei Wochen gewesen sein, waren die beiden nicht wieder zu erkennen.
Seine Stimme war fest, seine Befehle und Handlungen zielführend und sein Gesicht verzog sich nicht ständig zu einem Grinsen oder gequälten Ausdruck.
Erst als wir sie für die Vorstellung zu Ecos Haus brachten, wurde Luke nervös.
Immer wieder drehte er sich vom Sitz zu ihr nach hinten um und sah sie an.
Sie brachte die Shows ohne Probleme hinter sich und als ich sie zur Auktion abholen wollte, sah sie mich mit roten Augen an.
„Wo ist Luke?"
Ich hätte so eine Frage normalerweise bestraft, oder ignoriert, aber ich wollte ihre Reaktion sehen.
„Er ist bei der Auktion nicht mit dabei."
„Aber..."
„Ja?"
Sie schluckt und Tränen laufen ihr Gesicht herunter.
Und da dämmerte es mir.
Sie hatte sich in Luke verliebt.
Ich weiß nicht, warum, aber zwischen den vielen Perras verliebte sich immer wieder eine in einen von uns.
Der Gedanke ist für mich ziemlich pervers, immerhin sind wir die Männer, die sie entführt und versklavt, ohne Gnade ihren Willen gebrochen haben und sie an den Meistbietenden verscherbeln.
„Nichts."
Sie schüttelte den Kopf.
Ich war genervt in diesem Moment.
Sie sollte auf die Bühne und einen guten Preis für uns rausholen, aber weinende Perras, sind billige Perras.
Die wenigsten unserer Kunden wollten ein weinendes Ding in ihrem Haus stehen haben, das am Ende zu nichts zu gebrauchen ist.
Die Perras sollten den Wohlstand und die Dominanz der Käufer widerspiegeln und nicht die Perversionen alter Männer befriedigen.
Ich zog sie in ein Bad und befahl ihr, ihr Gesicht zu waschen.
Sie wurde an dem Abend für einen guten Preis verkauft, ein schwedischer Chefarzt hatte sie für eines seiner Ferienhäuser gewollt und war gewillt viel zu bezahlen.
Luke hatte den Abend in unserer Wohnung verbracht und sich besoffen.
Als wir nach Hause kamen, fragte er: „Und? Wie war sie?"
„Sie hat sich in dich verliebt."
Er riss die Augen auf und verschluckte sich fast an seinem Bier.
„Ich weiß nicht für was du das Ganze hier hältst, und ich will es auch nicht wissen, Luke. Wir sind ein Team und wir ziehen das alles zusammen durch."
Er legte seinen Kopf auf seine Arme und fluchte.
„Wenn das noch einmal passiert, bist du raus."
Ich ließ ihn besoffen und heulend in der Küche zurück. Seit dem Abend, verpasste er nie wieder eine Show.

Dingo (Teil 1)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora