(Sam) Showroom

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„Knie dich neben Barsoi."
Ich deute auf die junge Frau, die ganz links kniet.
Ihre langen roten Haare fallen ihr über das Gesicht, doch ich weiß, dass sie nicht halb so panisch aussieht wie Dingo.
Was ist mit ihr, dass sie das alles mitmacht, und noch immer so emotional auf alles reagiert?
Sie dreht sich zum Gehen und ich halte sie reflexartig am Oberarm fest.
Sie sieht mich irritiert an.
„Das Halsband."
Ich hebe ein breites Halsband aus einer Sporttasche, die am Boden liegt.
Dingo 142 steht darauf.
Ich lege ihr das Halsband um.
Sie muss ihr Kinn heben, so breit ist das harte Lederband.
Ihre Augen suchen meine, doch ich ignoriere ihren Blick und befestige die Leine am Band und einem Ring, der in der Wand eingelassen ist.
Eigentlich will ich sie wirklich nicht gehen lassen, aber ich weiß, dass sie mir gefährlich wird.
Sie kniet sich vor mir auf den gekachelten Boden und verschränkt ihre Hände hinter dem Rücken.
Ich werfe einen letzten Blick auf sie und verlasse dann schnell den Raum.

Ob das die beste oder schlechteste Entscheidung war, die ich treffen konnte?
Keine Ahnung.

Die Jungs haben sich schon auf einer Couch im hinteren Bereich des Showrooms niedergelassen.
Luke albert wie gewohnt herum und schafft es sogar Gabriel ein Grinsen abzuringen.
„Was gibt es da zu lachen?"
Als sie mich sehen, werden ihre Mienen ernst.
„Wo ist Dingo?" Michael sieht mich neugierig an.
„Bei den anderen Perras, wo sonst?"
Er zuckt mit den Achseln.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du sie so schnell loswerden willst."
Ich verdrehe die Augen.
„Ist ja nicht so, als würden wir uns nicht eine neue holen, oder?"
„Wenn du das sagst."
Er grinst und schubst Luke von der Couch.
Als die Araber das Zimmer betreten, knurrt Gabriel neben mir.
„Ich kann das Gesicht von diesem Pisser nicht mehr sehen."
Er nickt zum ältesten Sohn des Clanführers.
„Ich weiß, dass er gut ist zu den Perras, aber so ein selbstverliebtes Arschloch sieht man selten." Latif El-Hashem geht mit großen Schritten auf einen der Stühle in der ersten Reihe zu.
Er ist nicht so breit, wie wir, unter seinem geblümten Hemd kann man aber trotzdem die Muskeln erkennen.
Er ist gepflegt und hat seine schwarzen Haare nach hinten gelegt.
„Soll er doch lieber wieder Unterwäschemodel spielen, als sich mit den Erwachsenen rumzutreiben."
„Er ist in unserem Alter.", werfe ich ein.
Gabriel lacht. „In seinem Pass vielleicht, aber hier oben", er tippt sich an die Stirn „ist er doch nicht älter als die Perras."
Latif setzt sich und lässt den Blick durch den Raum schweifen.
Er bleibt einen Moment bei uns hängen und nickt uns zu.
Auch wenn ich die Vorstellung abstoßend finde, Dingo in seine Hände zu geben, muss ich zugeben, dass es sie wesentlich schlechter treffen könnte.
Das Licht wird dunkler und ein großer Scheinwerfer bestrahlt die Fläche zwischen uns.
Dunkle Bässe kommen aus den Lautsprechern, als die erste Perra aus der Tür tritt.
Mit erhobenem Kopf und auf dem Rücken verschränkten Armen tritt sie in den Scheinwerfer und blickt ins Leere.
Latif hat seine Hände an seinem Mund zusammengelegt und tippt sich gegen die Lippen.
Einer seiner Freunde beugt sich zu ihm herunter und sagt etwas.
Er nickt und der Mann geht zu ihr vor, umkreist sie und begutachtet sie.
Michael hat Aidi gut trainiert.
Sie befolgt seine Befehle ohne zu zögern.
Sie öffnet den Mund und lässt sich beschauen.
Gabriel schnaubt.
„Als würden wir minderwertige Ware anbieten."
Auch ich werde mit jeder Perra, die aus der Tür tritt und wieder verschwindet, ungehaltener.
El-Hashem scheint mit keinem der Perras wirklich zufrieden zu sein.
Zwar schreibt er sich immer wieder etwas auf seinen Block, aber wenn ihn einer seiner Männer anspricht, schüttelt er nur den Kopf und bedeutet ihnen, sie doch selbst zu begutachten.

 Unsere Perras liefern alle einen guten Auftritt ab, erst Dunker unterläuft ein Fehler.
Als sie in das Scheinwerferlicht tritt, stolpert sie und stürzt hart auf den Boden.
Luke flucht.
„Leute, ich schwöre euch, ich dachte ich hätte ihr den Mist ausgetrieben."
Sie sitzt auf dem Boden und greift sich an den Knöchel.
„Steh auf. Dunker verdammt, steh auf.", presst er zwischen seinen Zähnen hervor.
Sie versucht es, als sie aber den Fuß belastet, bricht sie schreiend zusammen.
Ich schaue zu Luke rüber.
„Sie zerstört die Quote. Bring sie raus!"
Er nickt und steht auf.
Mit schnellen Schritten ist er bei ihr, hebt sie über seine Schulter und tritt mit ihr durch die Tür. 

Dingo (Teil 1)Where stories live. Discover now