Freunde finden

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Draco war geschockt. Es war nicht der Harry, den er kannte. Der Junge, der vor ihm an der Wand kauerte, hatte nichts von dem mutigen und optimistischen Gryffindor. Draco fühlte sich hilflos. Kurz überlegte er, Severus oder seine Eltern zu holen, dann aber ließ er sich neben Harry auf den Boden sinken und streckte die Hand aus. Sanft berührte er den anderen an der Schulter. Dieser zuckte zurück und sah auf.

»Hör zu...ich...ja ich habe Mitleid, aber deswegen bin ich sicher nicht nett zu dir. Es ist kompliziert, aber ich wollte eigentlich immer mit dir befreundet sein. Ja, es hört sich sicher komisch an, aber so ist es. Na ja aber ich mag auch unsere kleinen...ähm Kämpfe«, ein Lächeln huschte über das Gesicht des Slytherin. Harry atmete tief durch und nickte dann.

»Ja ich auch«, sagte er und lächelte.

»So, na dann komm. Ich zeig dir mein Zimmer und verpasse dir was Vernünftiges zum Anziehen. Unglaublich wie Onkel Sev dich rumlaufen lässt«, sagte Draco und stand auf. Auffordernd hielt er dem Gryffindor eine Hand hin. Zögerlich griff Harry danach und ließ sich hochziehen.

»Onkel?«, wollte er irritiert wissen.

»Ähm...ja. Später, komm jetzt, sonst haben wir gleich Mum am Hals«, sagte der Slytherin und zog Harry den Flur entlang mit sich in ein Zimmer am Ende des Ganges. Harry wusste nicht, wie er sich Dracos Zimmer vorgestellt hatte, aber wie alles, überraschte es ihn auch diesmal. Der Raum war groß, aber gemütlich. Die Wände waren in einem hellen Grau gestrichen und in der Mitte des Raumes stand ein großes Himmelbett. Darauf lagen einige Stapel an Kleidung, auf die Draco nun zuging.

»Hey, nicht so schüchtern komm schon!«, sagte er und machte eine auffordernde Handbewegung in Richtung Harry, der immer noch an der Tür stand. Der Gryffindor trat näher und Draco hatte bereits eine dunkle Stoffhose und ein blau-weiß gestreiftes T-Shirt von den Stapeln genommen.

»Hier, das sollte ganz gut aussehen«, sagte er und reichte die Sachen Harry, der griff danach, wusste aber nicht so richtig, was er tun sollte.

»Los zieh sie an. Die Sachen gehören dir. Schau nicht so, sie passen mir nicht mehr und ich habe eh zu viel, sagt Mum«, Draco lächelte und der Gryffindor, der immer noch die Sachen an sich gepresst hielt, wusste nicht, wie er reagieren sollte.

»Ähm...d-danke...ich...also danke!«, stotterte er.

»Kein Problem und nun zieh dich schon um. Ich dreh mich auch weg«, sagte Draco und wandte sich zum Fenster um. Harry schlüpfte schnell aus seinen Sachen. Draco, der zum Fenster starrte, sah in der Spiegelung, den abgemagerten und geschundenen Körper des Gryffindor. Er musste sich beherrschen, um nicht laut auf zu keuchen und die Bandage um den Oberkörper des Jungen verdeckte offenbar noch viel Schlimmeres. Draco versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und drehte sich erst um, als Harry ihn an der Schulter berührte.

»Na sieh mal an, jetzt hast du so was wie Stil. Hier nimm die noch«, Draco versuchte, seiner Stimme einen beiläufigen Ton zu geben, aber ganz gelang es ihm nicht. Er reichte dem anderen noch Turnschuhe, die dieser auch gleich anzog. Zwischen den Jungen entstand eine unangenehme Stille. Draco setzte sich auf sein Bett und beobachtete Harry dabei, wie dieser noch im er an seinen Sachen herumzupfte.

»Lass das, du siehst gut aus«, sagte er irgendwann. Der Gryffindor sah auf.

»Tut mir leid, es ist nur s-so ungewohnt Kleidung zu haben, die passt. Mal abgesehen von der Schuluniform.«

»Versteh schon. Ich weiß, du willst sicher nicht drüber reden, a-aber warum hast du es nie jemandem gesagt?«, Draco ahnte, dass er mit dieser Frage nicht dazu beitrug, dass Harry sich wohler fühlte, aber er wollte es verstehen. Seufzend trat Harry ans Bett und setzte sich neben den anderen.

Aus der FerneWhere stories live. Discover now