𝗬𝗼𝘂 𝗡𝗲𝘃𝗲𝗿 𝗞𝗻𝗼𝘄 ✧ CHANLIX

Chapter 36 🍀

Mit einem abschätzigen Blick wurde Chan von Felix' besten Freund begrüßt. Ein leises Hallo entkam dem Älteren, ehe er still Felix folgte, der noch immer ziemlich ausgeglichen schien, obwohl er nun seine vierte Bestrahlung über sich ergehen lassen musste. Umso verwunderter war er, dass dieser noch immer vor Energie trotzte und ihm die Prozedur nichts ausmachte. Stattdessen legte der jüngere Australier seine Kraft in das Lernen der Gebärdensprache, auch wenn er bisher nur Minho hatte, mit dem er so kommunizieren konnte. 

"Triffst du dich mit Minho?", wollte der Ältere wissen, als er die Aufmerksamkeit seines Freundes bekommen hatte. Nebenher feilten sie auch, dass Felix lernte von den Lippen zu lesen. Dafür musste der Gegenüber langsamer und auch in kurzen, einfachen Sätzen reden. So hatte es jedenfalls Chan im Internet gelesen und auch einige andere Erfahrungsberichte gelesen, von Menschen, die auch ihr Gehör auf die verschiedensten Wege verloren hatten. Aus den Fehlern von anderen wollte er also somit lernen und direkt alles richtig machen. Aber gerade aus Fehlern, die man selbst beging, konnte man am besten lernen. Bei Felix wollte er eben alles richtig machen, obwohl das vollkommen absurd war. Dem war er sich bewusst. 

Leicht runzelte Felix seine Stirn und überlegte, was ihm gesagt wurde. Es war eben schwer es auf Anhieb lesen zu können und doch wollte war er darum bemüht, dass er es hinbekam. Manchmal war Felix ein kleiner Sturkopf in gewissen Dingen. Manchmal ein bisschen zu bemüht, alles auf einmal hinzubekommen. Aber auch daran war nichts schlimm. Mit jedem Mal würde er besser werden. Jedenfalls redete er sich diesen Fakt ein, damit er sich nicht direkt entmutigte. 

"Triffst du dich mit Minho?", wiederholte Felix, die Frage und direkt gewann er an Zustimmung, sodass er sich mehr als nur stolz fühlte, es hinbekommen zu haben, ohne Nachfragen zu müssen. Doch dann übermannte ihn schon ein leichter Schauer, denn vor einigen Minuten hatte dieser ihm geschrieben, dass sie sich wieder einmal nicht treffen konnten. Die gesundheitliche Verfassung seines Freundes hatte sich verschlechtert. Daher wollte er viel lieber bei ihm bleiben und damit hatte Felix auch kein Problem gehabt. Doch er konnte nicht immer nur etwas mit Seungmin, Jeongin oder Chan machen. Schließlich hatten die auch ein eigenes Leben und gerade letzterer opferte sich zu sehr für ihn, dass er mit jedem weiteren Tag ein schlechtes Gewissen bekam. Es wuchs. Nach Felix' Meinung nach war der Ältere einfach viel zu selbstlos und somit wusste er eben nicht, wie er ihm all das eines Tages wieder zurückgeben konnte. 

"Nein, leider nicht. Jisung geht es nicht gut und er möchte bei ihm bleiben." 

Verständnisvoll nickte Chan und warf einen kurzen Blick auf die Uhr, welche ihm verriet, dass er langsam losmusste. In einer Stunde hatte er eine Vorlesung und danach müsste er noch ein bisschen arbeiten. Aber am liebsten würde er bei dem Rosahaarigen bleiben, denn nur so konnte er sich sicher sein, dass es ihm gut ging. Zwar schrieben sie in den Vorlesungen miteinander, aber irgendwann würde Felix darauf verharren, dass er sich dem Theoriestoff zu wenden sollte, anstatt sein Hauptaugenmerk auf ihren Chat zu legen. Immerhin sollte Chan nicht durch irgendwelche Prüfungen fallen, nur weil Felix krank wurde. 

Aber zur selben Zeit brauchte Felix für die erste Zeit jemanden, der auf ihn aufpasste. Mit ihm einkaufen ging und auch sonst mit ihm Erledigungen machte. Schließlich konnte er die Gefahren nicht hören, die auf ihn lauerten. Und genau dafür waren seine Freunde da. Eben solang bis er neue Hörgeräte hatte, die ihm wenigstens ein kleines bisschen was hören ließen. Falls man überhaupt die Hoffnung dafür haben durfte. 

Nach einigen Minuten hatte sich Chan allerdings verabschiedet und war dabei aus der kleinen Wohnung zu gehen. Nur leider hatte er die Rechnung nicht mit Jeongin gemacht, der ihn folgte. Und das stimmte den Australier ein wenig unruhig, denn bisher kannte er ihn so nicht, aber Seungmin hatte schon so Andeutungen gemacht, dass es irgendwann zu dieser Situation kommen würde. 

"Wir sollten mal reden."