Chapter 04 🍀

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"Meinst du wirklich, es wäre eine kluge Entscheidung, wenn du ihnen allen etwas vormachst? Du kannst nicht ewig sagen, dass du krank bist. Irgendwann wird immer jemand stutzig werden, Lixie...", murmelte Jeongin, als sie zusammen ihren Einkauf nach Hause schleppten. Wieder einmal fühlte sich der Australier missverstanden und wollte dieses Thema begraben. Seitdem er aber seinem besten Freund am Montag erzählt hatte, was sein Plan war, damit er sein Handicap vertuschen konnte, sprach dieser ihm ins Gewissen und war somit auch die Stimme der Vernunft. Felix wusste selbst, dass dies nicht lang gut gehen würde und er mit seinem seltsamen Verhalten seine Mitmenschen vergraulen würde. Vor allem Chan, der nach wie vor keinen Verdacht schöpfte. Dieser war nämlich bisher der Einzige gewesen mit dem er regelmäßig sprach und man könnte meinen, dass sie sich in den vergangenen zwei Wochen angefreundet hatten.

"Du hast leicht reden. Du kannst normal hören und musst dich nicht mit ständiger Abneigung herumschlagen.", seufzte Felix und verfestigte währenddessen noch einmal den Griff um die Tüte, damit sie ihm auch ja nicht aus der Hand glitt.

"Ich weiß, wie sehr du darunter zu leiden hast. Wir waren sechs Jahre in einer Klasse und ich hab dich vor deiner Krankheit kennengelernt und du bist für mich immer noch derselbe Felix, wie ich ihn kennengelernt habe. Und es ist mir auch egal, ob du richtig hören kannst oder ich mich wiederholen muss."
"Irgendwann werde ich nichts mehr hören.", grummelte Felix enttäuscht, schnaubte lautstark aus und war beinahe den Tränen nahe, als er sich für eine Sekunde vorstellte, wie die Welt sein würde, wenn er nur noch gewisse Frequenzen hörte. Solche Gespräche, wie er mit Jeongin gerade führte, wären dann quasi unmöglich gewesen. Zwar hatte er noch seine Hörgeräte, aber die hasste er, weil sie genau zeigten, was er war. So gut wie taub.

"Du weißt aber nicht wann und das sollte dein Antrieb sein, zu dem zu stehen, wer du bist. Du bist deswegen nicht weniger wert und wer das doch denkt, der hat dich nicht verdient und wird es mit mir zutun haben!"

Das versuchte Felix sich immer einzureden. Schließlich hatte er sich nicht ausgesucht einen Gehirntumor zu haben, der ihm die Hörfähigkeit nahm. Denn hätte er damals die Operation nicht gemacht und hätte er kein Glück gehabt, dann wäre er wohl nicht hier. Oder er hatte vollkommen andere Probleme. Nach den fast drei Jahren war es für ihn noch immer schwer zu akzeptieren, dass gerade derjenige war, dem dies passierte. Eine zeitlang hatte er sogar einen gewissen Hass auf seine Mitmenschen geschürt, die ihn schlecht redeten, obwohl sie eigentlich seine Freunde waren. Aber in dieser schweren Zeit hatte sich herauskristallisiert, wer seine wahren Freunde waren. Und das waren eben Jeongin und Seungmin gewesen. Sie waren für ihn da, hatten ihm seine Ängste zu einem gewissen Grad abgenommen und versucht das Beste aus der Lage herauszuholen.

"Vergiss nicht zu lächeln, wenn du schon weißt, dass ich recht habe." Und somit schloss der Jüngere die Wohnungstür auf. Felix konnte nicht  anders und musste dann doch für einen kleinen Moment grinsen. Auch wenn er ungern seinem besten Freund zustimmte, weil dieser ihn eben gern ärgerte, war es genau das, was er brauchte. Jeongin hatte ihn nie anders behandelt, sondern war immer der freche Junge, der eben gerne andere anstichelte, seine Grenzen allerdings kannte.

"Ich werde es irgendwann Chan sagen, denke ich. Wenn sich der Moment ergibt..."
"Es gibt nie den perfekten Moment, um ehrlich zu sein. Das ist wie jemanden die Liebe zu gestehen... Da gibt es auch nie den perfekten Moment. Mach es einfach so früh wie möglich, denn je länger du dir Zeit lässt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass du es ihm überhaupt sagst und dann ist diese Person verletzt, wenn sie es auf anderen Wegen erfährt." Wieder einmal seufzte Felix, denn sein Mitbewohner hatte recht mit jedem Wort, welches er sagte.

"Niemand kann dir diese Situation abnehmen, Lix."

𝗬𝗼𝘂 𝗡𝗲𝘃𝗲𝗿 𝗞𝗻𝗼𝘄 ✧ CHANLIXDär berättelser lever. Upptäck nu