Kapitel 39

8.8K 517 33
                                    

Eigentlich wollte ich nicht heulen, wieso denn auch. Aber als Niko seine Geschichte erzählte, war ich definitiv zu gerührt und das glitzert in meinen Augen konnte man bestimmt erkennen.
Wir hatten uns in das Wohnzimmer gesetzt. Unten auf der Straße konnte man ein paar Autos fahren hören.
„Am besten ich erkläre dir alles von vorne.“, meinte Niko und Selma stellte uns zwei Gläser die sie aus dem Schrank geholt hatte hin.
Moritz nickte und er war sichtlich perplex was die damalige Situation anging. Immer wieder schaute er ungläubig zum Kinderbettchen, während Niko anfing zu erzählen.
„Es war eben vor gut zwei Jahren. Mama wollte mir kein Geld geben für die Werkstatt hier in München, was mich, wie du vielleicht schon mitbekommen hast, sehr wütend machte. Es war mein Traum, den ich mir jede Nacht vor Augen hielt und in den ich mich mehr und mehr hinein steigerte. Ein Traum, der ohne Mamas Zuschuss nicht in Erfüllung gehen konnte. Ich lernte Selma kenne, kurz bevor ich beschloss abzuhauen. Sie war toll.“, während er sprach hielt er ihre Hand fest in seiner, „doch Mama konnte ich das nicht erzählen. Sie wollte, dass ich mich endlich um meine Ausbildung kümmere. Keine Ahnung ob du das alles mitbekommen hast, ob Mama dir irgendetwas erzählt hat. Jedenfalls konnte ich nicht mehr, nachdem sie mir zum tausendsten Mal vorgeworfen hatte, ich würde nichts aus meiner Zukunft machen. Ich packte ich meine Sachen, das Geld und unser Auto. Dann holte ich Selma ab und wir fuhren los. Es war nicht geplant nach München zu fahren und die Werkstatt aufzumachen. Wir wollten einfach nur weg. Vielleicht zwei Monate, vielleicht eine Woche. Wir wussten es nicht. Fuhren von Hostel zu Hostel. Bis Selma wenig später Schwanger wurde und ich beschloss mein Leben nun in die Hand zu nehmen.“
Er atmete tief aus. So als wäre ihm ein großer Stein vom Herzen gefallen. Moritz sah auf den Tisch, dann in Nikos Gesicht. Es waren zwei völlig unterschiedliche Perspektiven die er jetzt vor sich hatte. Die seiner Mutter und die seines Bruders. Welcher er in dem Moment mehr Glauben schenkte weiß ich nicht.
Moritz begann zu nicken. „Und wieso hast du jetzt eine Pommesbude und keine Werkstatt? Mama hat doch herausgefunden das du dort arbeitest.“
„Ich habe bei der Werkstatt gearbeitet, doch die ging vor ein paar Wochen pleite. Ich hatte zu wenig Geld um sie zu übernehmen und da wir ohnehin schon hier in dieser Wohnung wohnten und ich wusste, dass die Bude unter uns zu vermieten war, beschlossen wir unser Geld mit dem Verkauf von Pommes und Würstchen zu verdienen.“ Er nickte. Ich bemerkte schnell, dass er mit dem was er sagte nicht zufrieden war. Es war still. Nur in meinen Gedanken brodelte es.
Moritz Bruder hatte zwei Kinder und ein Frau, mit der er womöglich schon verheiratet war, was ich aber nicht wusste und was auch gerade nicht im Vordergrund stand. Viel brenzliger war die Tatsache, dass Niko keinen richtigen Beruf hatte um seine Familie über Wasser zu halten. Irgendwie total traurig. Ich hatte ihn früher immer bewundert, weil er so gut zeichnen konnte.
Wenn ich bei Moritz war, lief ich öfters in sein Zimmer, zog seine Zeichenmappe aus dem braunen Regal in der Ecke und sah die Bilder durch.
„Mama wusste, dass ich in der Werkstatt gearbeitet hatte?“, kam es plötzlich von Niko.
„Ja. Sie versuchte ständig dich zu erreichen. Telefonierte mit Leuten die du kanntest. Sogar bei Onkel Markus in Kanada rief sie an. Nichts. Irgendwann versuchte sie es nochmal bei der Werkstatt, die ihr dann mitteilten, dass du bei ihnen arbeitest.“ Moritz nickte während er sprach und drehte sein Glas, indem er sich Wasser eingefüllt hatte, nervös in den Händen.
„Und wieso hat sie dann nicht nach mir gefragt?“, sagte er. Aber die Frage war rhetorisch, denn allen war die Antwort klar.
„Sie war vielleicht genauso stur wie du.“, sprach Moritz das aus, was unsere Gedanken schon längst gesagt hatten.
Wir redeten noch lange und ich war wie schon mal gesagt, sehr gerührt was die ganze Sache anging.
Ich hatte bei einfach-abhauen-und-alles-stehen-und-liegen-lassen keine guten Erinnerungen.

Ich weiß nicht, ob der Abend etwas bei Moritz ausgelöst hatte. Aber ich glaub es hatte ihm geholfen, seinen Bruder besser zu verstehen und ich wünschte mir für alle, dass seine Familie wieder näher zusammenrücken würde.
Sehr spät, es war schon dunkel, standen wir am Eingang des Hauses. Niko hatte den Arm um Selma gelegt, die den ganzen Abend sehr schweigsam war.
„Versprichst du mir, dass du dich bei Mama meldest.“, sagte Moritz bestimmt.
„Ja. Versprochen.“, meinte Niko, „jetzt macht das ihr weg kommt, der Wetterbericht bringt Schnee auf heute Abend.“ Er lachte.
„Tschüss.“, sagte ich und zog die Glastür hinter Moritz und mir zu.
Mein Blick fiel auf ein Kiosk, gegenüber der Pommesbude. Dort im Schaufenster standen durchsichtige Behälter, in denen haufenweiße Zeitungen gestapelt waren.
Wie ein Blitz traf mich eine Idee, die mir sogar eine leichte Gänsehaut verpasste.
Nur mit Hilfe einem Bündel Papier auf dem Buchstaben mit schwarzer Farbe gedruckt waren, hatte ich einen Plan, wie wir Niko einen besseren Job verpassen konnten.

**********************************************************************************

Hey Leute.
Nach längerer Zeit wieder ein Kapitel. Wir haben letzte Woche ziemlich viele Arbieten geschrieben, weswegen ich nichts hochladen konnte. Ich hoffe ihr versteht das.
Was denkt ihr, was für eine Idee hat Sarah?

Tschüüüüss.
Lysell <33

Instagram: _lysell_

Hundert Wünscheحيث تعيش القصص. اكتشف الآن