Kapitel 35

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Schnell schmiss er das Buch auf die andere Seite meines Betts.
„Du kannst nicht ewig davor weglaufen. Das weiß ich und Bella wusste es genauso.“ Ich streifte mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Natürlich kann ich das.“ Er stand auf und setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl. Ich bemerkte wie er nervös wurde. „Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.“ Langsam wuschelte er durch seine Haare um sie in die Position zu bringe, wie sie waren bevor er sich so höllisch über Bellas Wunsch aufgeregt hatte. Er konnte wirklich so stur sein.
„Wir haben bis jetzt jeden Wunsch von Bella erfüllt. Ich bin sogar zu Bruno gegangen obwohl ich mir vorgenommen hatte ihn nie wieder zu sehen.“ Ich stand auf und setzte mich auf die Lehen des Stuhles, die geladene Stimmung welche Moritz in dem Moment von seinem Körper auf den Stuhl übertrug, war förmlich unter meinem Hintern zu spüren.
„Ich weiß, dass es schwer für dich ist, nach dieser langen Zeit wieder mit deinem Bruder zu sprechen. Aber vielleicht könnt ihr all das klären, was schon seit Ewigkeiten zwischen euch steht.“ Ich nickte ihm aufmunternd zu. Er sah zu mir auf.
„Du willst immer dass alles Friede, Freude Eierkuchen ist. Du hast keine Ahnung. So etwas ist nicht mehr gut zu machen. Nicht heute und auch nicht in hundert Jahren.“ Moritz schnappte seine Jacke und verließ mein Zimmer. Ich wusste dass er nicht gut auf das Thema zu sprechen war, aber ich hoffte an diesem Abend würde es nicht in einer Wutattacke enden. Falsch gedacht.
Ich zuckte zusammen, als unten die Haustür knallte.
Laut prustete ich die Luft aus mir raus.
Dann stand ich auf und lief zu Mama, die im Schlafzimmer mit Amelie auf dem Arm vor deren Kinderbettchen stand. Ich ließ mich Rücklinks auf das Bett meiner Eltern fallen und stieß wieder die ganze Luft aus meinem Körper raus.
„Wieso ist das alles eigentlich immer so kompliziert?“, fragte ich ohne wirklich eine Antwort von Mama zu verlangen, die Amelie behutsam in ihr Bettchen legte. Ich stütze meinen Oberkörper auf meine Ellenbogen.
„Was denn?“, fragte sie und pflanzte sich, nachdem sie meine kleine Schwester zugedeckt hatte, neben mich.
„Einfach alles.“ Ich wollte nicht genauer auf Themen eingehen, die Eltern sowieso nicht verstanden.
„Glaub mir Schätzchen, dass wird nicht leichter wenn du älter wirst.“, sagte Mama. Stöhnend lies ich mich wieder nach hinten fallen und federte ein paar Mal auf dem Bett nach. Sehr aufmunternde Worte die Mama da von sich gab. Um genau zu sein null Komma null.
Langsam legte sie sich neben mich und wir beide starrten auf die hellbraune Holzdecke.
„Kann ich morgen Abend jemand zum Essen mitbringen?“ Ich wollte meinen Eltern endlich Phil vorstellen, auch wenn wir noch nicht lange zusammen waren.
„Moritz?“, fragte Mama mich.
„Nein jemand anders.“ Sie drehte ihren Kopf zu mir und ich glaube das Funkeln in meinen Augen verriet schon, dass es jemand war, den ich sehr mochte. Was auch voll und ganz der Wahrheit entsprach. Sie grinste mich nickend an.
Dann stand ich auf und ging, nachdem ich einen Blick in das Kinderbettchen geworfen hatte, wieder in mein Zimmer. Ich musste jetzt unbedingt Phil anrufen.

Am nächsten Tag stand ich in der Pause alleine unter dem großen Baum auf dem Pausenhof. Ich hatte den ganzen Abend, nachdem ich Phil angerufen und zu uns eingeladen hatte, gegrübelt wie ich wohl Moritz dazu überreden konnte, mit seinem Bruder zu sprechen. Mir war da auch schon eine Idee gekommen. Wenn er nicht auf mich hören wollte, musste eben eine andere Person mit ihm sprechen.
Ich wartete also unter dem Baum, bis Judith aus dem Haupteingang nach draußen stakste. Wie sie schon lief. Aber ich wollte mich jetzt zusammen reißen, für Bella.
Schnellen Schrittes ging ich auf sie zu.
„Hey…Judith…warte mal.“, sagte ich lautstark und stoppte sie leicht mit meinen Handinnenflächen.
„Huch…was ist?“ Ich bemerkte wie sie zusammen gezuckt war und sich krampfhaft an ihrer Tasche festhielt.
„Kann ich kurz mit dir reden? Nein? Egal ich mach’s trotzdem.“ Leicht zog ich sie zurück zum Baum, weil dort weniger Leute standen die uns beäugen konnten.
„Was ist los?“, fragte sie schnippisch, mit der stark bepuderten Stirn in Falten gelegt.
„Du weißt doch bestimmt von dem, naja, miserablen Verhältnis zwischen Moritz und seinem Bruder oder?“
„Äh nein. Sollte ich?“ Kurz war es still. Eigentlich ging ich von einem Ja aus, denn Moritz war ein Mensch, der Leuten die er wirklich mochte, immer alles anvertraute.
„Was ist denn mit ihm und seinem Bruder?“ Ihre Stimme klang halbwegs normal, nur einen kleinen Ticken Hysterie war zu hören.
„Moritz hat sich vor…puh…ich glaube zwei Jahren ziemlich heftig mit seinem Bruder gestritten..“
„Ja, soweit waren wir schon. Und weiter?“, unterbrach sie mich und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
„Lass mich doch ausreden…jedenfalls fände ich es total schön, wenn die beiden sich wieder vertragen würden. Aber ich schaff es einfach nicht ihn davon zu überzeugen mit ihm zu reden und die ganze Sache endgültig zu klären. Vielleicht könntest du ja mal mit ihm reden. Jetzt wo ihr eine…“, ich überlegte kurz, „…engere Bindung zueinander habt, hört er vielleicht ja auf dich.“
Judiths Blick blieb starr auf meinem Gesicht stehen. Sie rieb ihre Lippen aneinander, wie wenn sie Lippenstift darauf verteilen möchte.
„Okay. Wenn es dich glücklich macht.“, sagte sie schnippisch.
„Du musst es ja nicht für mich tun. Tu es für ihn.“, gab ich zurück in der Hoffnung sie wäre nun noch überzeugter von meinem Vorschlag. „Aber sag nicht, dass ich dich darum gebeten habe.“, meinte ich noch, als sie schon dabei war, wieder abzudampfen. Energisch streckte sie einen Daumen in die Höhe, ohne sich nochmal umzudrehen. Dann stiefelte sie weiter.
Ich setzte mich auf die Bank und pustete mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mission Familienversöhnung erfolgreich gestartet.

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Hallo Leute.
Endlich Ferien. <3
Tut mir Leid, dass das Kapitel erst heute kommt.
Wie gefällt es euch?
Was denkt ihr, wieso haben sich Moritz und sein Bruder so sehr gestritten, dass keiner mehr was von dem anderen wissen möchte?

Wenn ihr Lust habt, mir auf Instagram zu folgen, ich heiß dort _lysell_ hier nochmal der link für alle PC Menschen --> http://instagram.com/_lysell_/
Ich versuche dort in nächster Zeit etwas aktiver zu sein. :)

Habt noch einen schönen Tag. :)

Lysell <33     

   
 


  

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now