Kapitel 49

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Wenn du Lust hast, hör dir während du liest ein paar Lieder an:

https://youtu.be/XUlIslXKZo Of Monsters and Men – Crystals

https://youtu.be/tlCkasFYNJI Of Monsters and Men – I oft he Storm

https://youtu.be/hJZDHW6txk4 Of Monsters and Men – Organs


Ich hielt zitternd mein Handy in der rechten Hand. Es war unglaublich kalt gewesen an diesem Tag. Schnell stand ich von dem großen Stein auf und lugte vorsichtig um die Ecke der Brücke. Erst als ich mir sicher war, dass Phil nicht mehr dort hinten stand, lief ich wieder zurück, an seinem leeren Auto vorbei und in Richtung Autobahn. Mein Koffer war trotz den wenigen Sachen die ich eingepackt hatte schwer.

Die Autos bretterten in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf der Straße an mir vorbei. Ich hätte gehofft hier an der Raststätte würde es so etwas wie eine Bushaltestelle geben, aber Fehlanzeige.

„Junge Dame?" Jemand hielt mich an meiner Schulter fest, worauf ich mich zu ihm umdrehte. „Kann ich ihnen helfen?" Fragte der Mann mit dem Schnauzbart im Gesicht und einer blauen Kappe auf dem Kopf. Er hatte einen kugelrunden Bauch und sah nicht aus wie ein typischer Mann der junge Mädchen entführen wollte.

„Nein, nein. Alles in Ordnung." Man sollte fremden Bekanntlich nie zu früh trauen. Ich wusste meine verheulten Augen sprachen eindeutig gegen meine Antwort. Ich wollte mich abwenden als auch der Mann erst lächelte und mir dann wieder den Rücken zudrehte.

„Haben sie zufällig eine Idee wie ich hier weg komme oder kennen sie hier jemand der mich ein Stück mitnehmen könnte?", fragte ich schließlich doch und meine Stimme zitterte dabei.

„Ich habe mein LKW gleich dort hinten stehen, vielleicht fahre ich ja in die Richtung in die sie müssen und kann sie ein Stück mitnehmen." Meinte der Fahrer, als hätte er meine Antwort schon geahnt.

Ich wusste, dass es nicht vernünftig war, mit einem fremden mitzufahren, aber er musste genau in die gleiche Richtung in die ich wollte.

Wenig später saß ich neben ihm in seinem LKW, den Koffer halb unter meine Füße gequetscht. Es ließ laute Countrymusik laufen und erzählte mir von seinen zwei Kindern und seiner Frau, die er wegen seiner Arbeit viel zu selten sah. Er war kein Verrückter und ich war sehr froh darum. Während der Fahrt schrieb ich mit Moritz, keine Ahnung ob er noch sauer auf mich war. Ich wollte einfach nichts anderes, als auf der Stelle mit ihm zu sprechen.

„Dahinten können sie mich raus lassen.", meinte ich nach ungefähr einer Stunde. Wir waren von der Autobahn herunter gefahren und er hielt an einem Parkplatz an, der gerade frisch geschippt wurde.

„Ich wünsche dir ganz viel Glück.", sagte der Fahrer.

„Ich danke ihnen. Richten sie ihrer Tochter einen Gruß von mir aus.", meinte ich dankbar.

Der Lkw fuhr mit einem lauten Brummen davon und als er weggefahren war, konnte ich ihn endlich richtig sehen. Die Sonne blitze zwischen den wenigen Wolken heraus und sie wärmte mein Gesicht für kurze Zeit. Ihre Strahlen reflektierten auf dem blauen Wasser und blendeten mich.

Es waren wenige Leute hier, einzelne Vögel versuchten sich Brotkrümel aus dem Mülleimer neben der Sitzbank zu stehlen.

Es war still hier, richtig friedlich. Tief atmete ich ein, als ich das Tor zu dem kleinen Vorpark betrat. Genfer See, stand dort in geschwungener Schrift.

Ich blieb stehen und schaute auf mein Handy, ich hatte Moritz nicht erzählt, dass ich in der Schweiz war und er hatte auch nicht gefragt. Aber ich wusste, dass er hier war. Er hatte den Navigator bei seinen Nachrichten angestellt, vielleicht damit ich bemerkte, dass er hier ist und ein schlechtes Gewissen habe. Unter seiner Nachricht stand genau der Ort, an dem ich auf dem verschneiten Rasen stand. Ich sah mich um. Es war wirklich wunderschön. Die hohen Berge rahmten den glitzernden See ein und am Ufer standen größere und auch kleinere Häuser. Ich wunderte mich keine Sekunde wieso Bella sich diesen Wunsch, hier her zu kommen, aufgeschrieben hatte.

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now