Kapitel 47

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Das Video was Moritz mir geschickt hatte war von der Hausparty vor ein paar Wochen bei ihm zu Hause. Leicht konnte ich mich noch erinnern, dass Marvin die ganze Zeit gefilmt hatte.

„Marvin mach die Kamera weg."

„Marvin du stinkst.", war im Hintergrund zu hören. Ich fragte mich wieso wir ihn damals überhaupt eingeladen hatten.

Er lief durch die vielen Menschen in Moritz Wohnzimmer auf die Treppe zu. Dort saßen Phil und ich. Er hatte den Arm um mich gelegt und ich lehnte an ihm. Total betrunken. Es war mir unendlich peinlich mich so zu sehen.

Steven, ein Freund von Phil kam dazu und sie besprachen irgendetwas, während ich noch an Phil hing und Marvin die Kamera auf uns hielt.

Phil nickte und sie trugen mich zusammen nach oben in das Zimmer von Moritz Schwester.

Marvin schlich sich hinterher und blieb draußen im Flur an der Zimmertür stehen, sodass ihn Moritz und Steven nicht sehen konnten.

„Was hast du vor Phil?", fragte Steven ihn.

„Ach, nichts wildes." Man konnte erkennen wie er mit der Hand hin und her winkte.

„Geht es dir wirklich um sie oder ist es dieser beschissene Plan, den du schon vor Wochen ausgeklügelt hast." Steven klang gereizt.

„Natürlich geht es mir nicht um sie. Du weißt wie wichtig dieses Angebot für mich und meinen Vater ist.", sagte Phil und er klang ganz anders wie wenn er mit mir sprach. Es fühlte sich an als würde mein Magen sich zusammenziehen.

„Also tust du nur so als würdest du sie mögen um dieses beschissene Stipendium in New York, von dem Typ in Italien zu bekommen?" Man hörte mich husten, doch ich wusste kein Stück mehr von dieser Unterhaltung der beiden.

„Ja, du hast es erfasst. Ich tu ein bisschen auf Freund und ich-liebe-dich-so-sehr und nehme sie mit zu diesem Geschäftsessen nach Italien." Er lief ein Stück im Zimmer hin und her.

„Aber wieso?", fragte Steven. „Nimm doch Julia, der tut es nicht so weh wenn du sie danach abschießt."

„Julia? Spinnst du?...Mein Vater will das ich mich bessere. Bessere Noten in der Schule, keine Partys nach denen ich Sturzbesoffen nach Hause komme, keine Drogen mehr und vor allem andere Freunde. Er meint, wenn ich nicht bald ein Erwachsener und verantwortungsbewusster Mann werde, stellt er mich diesem Italientyp erst gar nicht vor, geschweige denn legt er ein gutes Wort für mich ein."

„Aber wieso musst du dann gerade ein unschuldiges Mädchen verarschen?", fragte Steven fassungslos.

„Naja, mein Vater weiß, dass ich Noten heimlich verändern, meine Alkoholausrutscher vertuschen und die Drogen heimlich nehmen kann. Doch er traut mir nicht zu, dass ich den Mumm habe ein unschuldiges, liebes und verdammt naives Mädchen zu verarschen. Und dass ich wegen diesem Mädchen auch noch meine Freunde verarsche denkt er erst recht nicht. Zack da geht der Plan auf und Schwupps bin ich mit dem kleinen unsterblich verliebten Ding in Italien und wickel den Geschäftsführer der Company um den Finger. Sarah braucht nur da zu sitzen und schön zu lächeln und mein Vater glaubt ich wäre ein besserer Mensch geworden. Außerdem ist es ein kleiner Spaß für mich, ein richtiger Reiz, findest du nicht auch?" Er klatschte laut in die Hände und ich zuckte im Autositz kurz zusammen.

„Und dann?", fragte Steven noch entsetzter.

„Nichts und dann. Wir fahren zurück, ich schieß die Kleine in den Wind und erzähle meinem Vater, dass sie mich betrogen hätte. Hier...mit diesem Moritz, dass würde doch glaubhaft klingen. Er denkt natürlich ich bin ein lieber Junge geworden und würde mir so eine Geschichte niemals ausdenken. Dann treff ich wieder ganz normal meine Freunde, weil mein alter sowieso nie zu Hause ist und kann trotzdem nach New York." Er tätschelte die Wangen von Steven.

„Du bist unglaublich Phil."

„Unglaublich genial, ich weiß.", sagte er selbstbewusst.

Dann hörte man einen lauten Knall, worauf Steven und Phil zur Tür kamen.

Marvin lief die Treppe hinunter und das Video endete.

Ich dem Moment als mein Handy wieder auf Moritz Chat zurück sprang war es totenstill im Auto. Mein Kopf war leer, mein Gehirn war leer und nur die schmerzende Erkenntnis, dass das alles nur ein mieses und verlogenes Spiel war brennt in meiner Brust.

Phil wollte ein Alibi für seinen Vater, als ein Beweis, dass er nun vernünftig geworden ist. Er war auf nichts anderes aus wie auf dieses Stipendium.

Ich erinnerte mich daran, wie er mir vor ein paar Tagen von dieser Maklerfirma in den USA erzählt hatte. Er war so dreist und verheimlichte mir nicht einmal seinen Traum zu dem er mich nur benutzen wollte. Um ehrlich zu sein verstand ich nicht einmal wieso er unbedingt ein Mädchen brauchte um den Plan auf gehen zu lassen.

Ich spürte den Kloss im Hals und konzentrierte mich darauf, nicht zu weinen. Ich begriff plötzlich, dass es das war was Moritz meinte mit Phil. Vielleicht war er gar nie eifersüchtig gewesen, er wollte mich einfach nur beschützen und das ich selbst bemerken sollte was Phil für ein Arschloch ist.

Unter dem Video war noch einen Nachricht.

Keine Angst ich weiß auch erst seit drei Tagen von diesem Video, aber ich dachte du könntest in der Zeit noch merken wie Phil wirklich tickt. Anscheinend bist du aber einfach zu naiv.

Ich hätte mich am liebsten auf der Stelle in einem Loch vergraben und wäre niemals wieder hervor gekommen. Die ganze Situation war schrecklich und ich hatte keine Ahnung wie ich auf Phil reagieren sollte. Doch bevor ich wirklich einen Plan hatte, kam er aus der Tür der Raststätte gelaufen.

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Hey Leute.
Die letzten Kapitel stehen an. Seid gespannt was noch passieren wird.

Lysell <33


Hundert WünscheWhere stories live. Discover now