Kapitel 2

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Nach der dreistündigen OP von Mr. Melark ging ich erst einmal in die Cafeteria und holte mir einen Schokomuffin. Alycia saß bereits mit Carina an einem unserer Stammplätze und aß einen Apfel. Wow, sie war im Gegensatz zu mir immer so unglaublich gesund drauf. Auch Carina hatte sich nur einen Apfel geholt und knabberte mit kleinen Bissen daran herum. Ich merkte sofort, dass etwas bei ihr nicht stimmte.

Ich ließ mich neben die beiden auf den Stuhl fallen, warf Alycia ein kurzes Lächeln zu und musterte dann Carina genauer. Erst jetzt fiel mir auf, wie blass sie war. Ihre Augen sahen rot und verquollen aus und ihre Hände zitterten leicht, als sie ein Stück rote Schale vom Apfel zupfte.

"Carina, was ist los?", fragte ich sanft und legte eine Hand auf ihre Schulter.
Sie reagierte nicht, blickte nicht auf und starrte weiterhin auf ihren Apfel, von dem sie Stück für Stück die Schale abzupfte und auf dem Tisch damit einen kleinen Haufen bildete.

Ich drückte ihre Schulter und wollte gerade wieder zum Reden ansetzen, als sie plötzlich aufsah.
Ihre Augen waren stumpf und ihr Blick war traurig, doch dahinter sah ich auch die Wut aufblitzen.

"Das hier", sie hielt den Apfel hoch und drehte den noch heilen, roten Teil zitternd zu mir. "War mal mein Herz. Aber jetzt...", sie drehte den Apfel in die andere Richtung, dessen andere Hälfte komplett zerfleddert und abgeknabbert war.

"Sieht es so aus. Kaputt, zerrissen und klein. Das hat er damit gemacht."
Ihre dunklen Augen blitzten so unglaublich wütend, dass ich Angst hatte, dass sie mir den Apfel an den Kopf werfen würde.

Sicherheitshalber nahm ich ihr den malträtieren Apfel aus den Händen und legte ihn auf meinen Teller. Nur, dass sie nicht auf dumme Gedanken oder so kam.
"Hat er... wer hat dich...?" Abserviert, wollte Alycia wohl sagen, brachte es aber nicht übers Herz. Carina verstand es trotzdem.

"Jake. Dieses Arschloch."
Ich warf Alycia einen verwunderten Blick zu, den sie erwiderte.
Vor einem Monat war es noch ein gewisser Flynn gewesen und jetzt Jake?

"Er war es bestimmt nicht wert", versuchte Alycia sie zu trösten. "Genau", stimmte ich ihr zu. "du verdienst jemanden besseres."
Die nächste halbe Stunde machten sich Alycia und ich daran, Jake, den wir noch nie gesehen oder gehört hatten, schlecht zu machen. Der Arme.

Nach der Mittagspause machte ich mich mit Alycia wieder auf den Weg zurück zu unserer Station.
Ich drückte auf den Knopf, um den Aufzug zu holen.
Alycia starrte währenddessen angestrengt auf ihr Handy, bis sie mit einem Strahlen zu mir aufblickte.

"David hat vor, morgen übers Wochenende mit mir ins Strandhaus seiner Eltern zu fahren."

"Toll. Während ich hier im Krankenhaus rumgammel und das hundertste Knie aufschneide."
Sie lachte nur gutmütig und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß, dass du deinen Job liebst. Auch wenn du darüber jammerst."

Ich lachte nur leicht.  Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht."Wann habt ihr eigentlich vor, endlich zu heiraten?", frage ich nun und steige mit ihr in den gerade gekommenen Aufzug, dessen Türen sich mit einem bling öffneten.

Die beiden waren jetzt schon seit fünf Jahren zusammen und seit etwa einem  Jahr verlobt. Aber irgendwie hatten sie es immer noch nicht hinbekommen, sich endlich das Ja-Wort zu geben.
Immer, aber auch wirklich immer war etwas dazwischen gekommen

Erst hatten sie es wegen Alycias Facharzt verschieben müssen, dann war David Rodriguez, der ein bekannter Anwalt für die Stars und Sternchen der Westküste war, in einen schwierigen Fall so eingespannt worden, dass er für einen Monat sogar nach Seattle ziehen musste und so die geplante Hochzeit ins Wasser gefallen war.

Alycia verdrehte ihre Augen und lachte dann. "Wie oft willst du mich noch fragen, hm?"
"So oft, bis ich dich endlich unter Dach und Fach weiß, meine Liebe."
Ich zwinkerte ihr im Spiegel des Aufzugs verschwörerisch zu.

Sucker For Him | Band 2Where stories live. Discover now