Kapitel 14

677 30 2
                                    

Cara

Ich fühlte mich schrecklich. Ich fühlte mich eklig, klebrig und schuldig. Noch nie war mir am OP Tisch ein Patient weggestorben. Noch nie.
Und jetzt war ich dank meiner schlechten Erste Hilfe Schuld, dass eine junge Frau ihr Leben verloren hatte.

Ich weiß, wenn man sich für den Beruf als Arzt entscheidet, dann sollte man sich bewusst sein, dass soetwas passieren konnte. Früher oder später passieren würde.
Aber ich dachte wohl, dass dieses schwere Los an Sportmedizinern vorüber gehen würde.

Ha. Überraschung. Tat es nicht.
Keine Ahnung warum mich das ganze überhaupt so packte. Ich kannte genug Ärzte, die dann kurz nach der OP deprimiert waren und danach wieder weiter arbeiteten, als wäre nichts geschehen.

Ich gehörte nicht dazu. Offensichtlich. Die ganze Zeit machte ich mir darüber Gedanken, was ich hätte tun können, dass sie nicht gestorben wäre.

Seit 2 Tagen war ich schon nicht mehr aus dem Haus gegangen. Ich hatte frei, deshalb viel es denen in der Arbeit nicht auf, meinen Freunden allerdings schon.
Allie hatte mir einige Nachrichten geschrieben und wollte mich auch ein paar Mal anrufen, ich hatte sie allerdings immer weggedrückt.

Auch Mason und Carina hatten es mehrmals versucht, waren aber immer auf der Mailbox gelandet.
Ich wollte nicht reden. Mit keinem von ihnen.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Mit einem Ruck fuhr ich von der Couch auf.
Wer zur Hölle wollte um halb 10 Uhr abends was von mir?
Wahrscheinlich Allie. Oder Mason. Oh, wehe es war einer von ihnen, sie sollten mich doch einfach in Ruhe lassen.
Ich lief zur Tür, stellte mich auf die Zehenspitzen, linste durch das Guckloch, in der Erwartung, Allie zu sehen und machte mich schon bereit, ihr durch die Tür eine Standpauke zu verpassen.

Doch es war Alex. Der süße Patienten- Alex mit den elektrisierenden blauen Augen.
Ich ließ mich zurück auf die Fersen fallen. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe.
Was machte er denn hier?
Und wieso wusste er überhaupt wo ich wohnte?
Scheiße, ich konnte ihm nicht aufmachen.
Ich sah schlimm aus. Wirklich schlimm.

Wahrscheinlich so, als hätte ich einen netten Abend mit Freddy Krüger verbracht.
Naja, so schlimm auch wieder nicht, aber ich hatte tiefschwarze Ringe unter den Augen, da ich die letzten Nächte kaum bis gar nicht geschlafen hatte und mich mit Damon Salvatore ablenken musste.

Außerdem waren meine Haare fettig, ich trug mein Shirt schon den dritten Tag in Folge und vermutlich traf ihn endgültig der Schlag, wenn er meine unaufgeräumte Wohnung betrat.

Alles Dinge, die dafür sprachen, ihn draußen zu lassen.
Ich würde ihm also nicht öffnen, beschloss ich nun und nickte dann für mich selbst.
Hoffentlich ging er bald. Ich wollte ihn wieder sehen, ja, das stimmte. Aber sicher nicht so.

Ich wartete einige Momente, dann sah ich erneut durch das Loch. Er stand immer noch davor. Mist.
Dann klopfte er plötzlich an die Tür, woraufhin ich zusammenzuckte.
"Cara, ich weiß, dass du da bist. Alycia hat mir gesagt, wo du wohnst und dass du das Haus seit drei Tagen nicht verlassen hast. Sie macht sich Sorgen."

Ich zog die Augenbraue hoch.
Oh, Fräulein, wir würden uns unterhalten müssen. Wer zur Hölle verriet denn einem Fremden, wo die beste Freundin wohnte?
"Ich bin nicht zuhause", rief ich, woraufhin ich ein tiefes Lachen von draußen hörte.

Mistkerl. Entschlossen, ihn in die Schranken zu weisen, riss ich die Tür auf. Sein Gesichtsausdruck wechselte innerhalb einer Sekunde von belustigt zu bestürzt und meine kurze Wut verrachte.
"Scheiße, wie siehst du denn aus?", fragte er und machte einen kleinen Schritt auf mich zu.

Sucker For Him | Band 2Where stories live. Discover now