Kapitel 15

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Alex hob seine Hand, legte sie sanft auf meine Wange und küsste mich. Fast. Wir waren nur Milimeter voneinander entfernt, als es an meiner Tür klingelte.

Erschrocken fuhr ich hoch und legte die Hand auf mein rasende Herz.
Verlegen fuhr ich durch meine strähnigen Haare und sah auf Alex herunter, der ebenso verlegen zu mir aufschaute.

"Ich...ähm...die Tür...ich geh mal schnell aufmachen", stotterte ich dann und lief zur Tür. Ohne zu sehen, wer davor stand, riss ich sie auf und taumelte gleich wieder einen Schritt nach hinten.

Ich sagte kein Wort, sah ihn nur an.
"Alles okay, Cara? Wer ist da?", hörte ich Alex aus meiner Wohnung rufen und kurz darauf seinen Kopf in den Gang stecken sehen.
Skeptisch betrachtete er den Besucher.
Vor meiner Tür stand Will.

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"Ähm", sagte ich, was natürlich sehr eloquent klang. Aber ich brachte einfach nicht mehr raus. Vor mir stand Will, der interessiert über meine Schulter nach drinnen blickte, wo immer noch Alex stand und seinen gegenüber mit einem etwas skeptischeren Blick musterte.

Ich strich mir über das Gesicht, in der Hoffnung, dass Will nicht bemerken würde, dass ich geheult hatte. Sein Blick, den er immer aufsetzte, wenn ihn etwas besorgte, sagte mir aber, dass er es ganz deutlich sah. Ich sah wahrscheinlich aber auch ziemlich gruselig aus.

Und vor und hinter mir standen zwei äußerst attraktive Männer, die sich gegenseitig gerade mit Blicken zu erdolchen versuchten.
Wie zur Hölle war ich bitte in diese Situation geraten? Das Schicksal musste mich wirklich aus tiefstem Herzen verabscheuen. Oder es machte sich einen Spaß aus mir.

"Wer ist das, Cara?", brach Will das Schweigen. Immer noch musterte er Alex von oben bis unten, sein Gesicht war eine starre Maske.
"Will, das ist Alex, ein Freund. Alex, das ist Will.... ein bekannter von früher", stellte ich die beiden vor. Keiner reagierte wirklich, nur Will warf mir einen ungläubigen Blick zu, den ich genervt erwiderte.
Was erwartete er denn? Dass ich Alex unter die Nase rieb, dass wir vor Jahren mal zusammen waren? Dass Will verlobt war und ich trotzdem etwas für ihn empfand?
Sicher nicht.

"Ich glaube es wäre besser, wenn ich jetzt gehe", meinte Alex nach einem kurzen Moment des Schweigens. Gott, es war so unangenehm, obwohl es das eigentlich nicht sein sollte. Meine Güte, Will war nun mal mein Exfreund und Alex... ja, keine Ahnung, was genau er war. Wir kannten und einfach noch nicht lange genug. Aber er war nett.

"Ja, danke, dass du hier warst, Alex", sagte ich und lächelte zu ihm auf, als er im Gang seine Jacke anzog. Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange, nickte Will zu und verschwand im Treppenhaus.

"Ein Bekannter von früher also", meinte Will und lehnte sich betont lässig an die Wand, gegenüber von meiner Wohnungstür, doch ich sah seinen Kiefer mahlen. Er war angepisst.
"Ja?", fragte ich ungehalten. "Bist du doch auch. Früher ist vorbei, heute ist jetzt. Du bist verlobt und ich... nicht."
Was verdammt war sein Problem? Und wieso war er überhaupt hier?
Das fragte ich ihn auch.

"Wollte sehen, wie es dir so geht. Aber anscheinend fühlst du dich ja ganz wunderbar." Er sah mich so herablassend an, dass ich kotzen könnte. Und er hatte kein Recht dazu. Keines.
Das brachte das Fass zum Überlaufen.
"Was ist dein verdammtes Problem, Will? Was? Gönnst du es mir nicht, mich mit Alex zu treffen?", pflaumte ich ihn wütend an.

Mein Wutausbruch lag wahrscheinlich nicht allein nur an Will, den ich trotz allem manchmal noch schmerzlich vermisste wie eine dumme Kuh, sondern auch an der Wut auf mich selbst, die sich seit dem Unfall so aufgestaut hatte.
Und jetzt konnte ich sie rauslassen.

"Du hast kein Recht dazu", zischte ich stinksauer. "Du bist verlobt, verdammt nochmal. Du heiratest in ein paar Monaten eine andere. Also halt dich versammt nochmal aus meinem Leben raus, du Penner!"

Dann donnerte ich die Tür vor seiner Nase zu und das letzte was ich von ihm sah, war seine zur Faust geballte Hand.
Ich ließ mich mit dem Rücken dagegen sinken und auf den Boden hinabgleiten. Dann vergrub ich mein Gesicht in den Händen und fing an zu weinen.

Gott, wieso war mein Leben so verkorkst? Und wieso war ich in den letzten Tagen zu so einer Heulsuse geworden? Ich umklammerte meine Knie und legte den Kopf darauf, während die Tränen immer weiterflossen.

Alles löste sich dadurch irgendwie. Meine Wut und Trauer, dass ich sie nicht retten konnte. Meine Wut, dass ich immer noch in Will verliebt war.
Ja. Ich gab es zu.
Ich war seit all der Zeit nicht bereit, eine andere Beziehung zu haben, weil ich immer noch so sehr an Will hing.

So nett Alex war, es ging einfach nicht. Ich konnte nicht mit ihm zusammen sein, nicht einmal Daten ging. Es war ihm und mir gegenüber einfach nicht fair.
Oh Gott, wie ich in diesem Moment Will Hastings einfach nur abgrundtief hasste, gleichzeitig aber so sehr liebte, dass es beinahe wehtat.

Aber es ging nicht. Er war verlobt, heiratete bald eine andere... allein der Gedanke schmerzte in meiner Brust.
Wütend wischte ich mit über die Augen.
Das musste aufhören. Aber ich wusste einfach nicht, wie.

Will war bestimmt seit einigen Monaten jetzt wieder in mein Leben getreten und es wurde nicht besser, nein, es wurde immer schlimmer.
Ich fühlte mich so, als würde ich beinahe ersticken und mir entwich ein Schluchzen.

Ich versuchte, ruhig ein und aus zu atmen, als ich plötzlich seine Stimme hörte.
Sie klang dumpf durch die Tür, aber ich verstand ihn trotzdem. Ich dachte, er wäre längst gegangen.
"Cara", sagte er meinen Namen, ganz sanft und weich. So verdammt vertraut.
Als wären wir nie ganze drei Jahre getrennt gewesen.

"Du solltest gehen", sagte ich leise. Meine Knie hielt ich immer noch umklammert, mein Kopf lehnte an der Wohnungstür.
"Mach die Tür auf, Cara. Lass uns reden."

Ich schüttelte heftig den Kopf. "Nein."
Würde ich das tun, könnte ich für rein gar nichts garantieren. Ich würde ihn schlagen. Umarmen. Im schlimmsten Fall küssen.
"Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Sehr. Aber... dich mit jemand anders zu sehen, war einfach... überraschend. Und schmerzhaft", setzte er hinzu.

Ruckartig setzte ich mich aufrechter hin. "Sag sowas nicht, Will. Das ist nicht fair. Mir gegenüber nicht, Mila auch nicht." Meine Brust, mein Herz schmerzte so sehr bei seinen Worten.
"Ich weiß." Seine Stimme war nur noch ein Flüstern, sodass ich ihn beinahe nicht verstand.
"Aber ich kann mich nicht selbst belügen"
Er klang so verzweifelt, so verzweifelt, wie ich mich fühlte, dass ich aufstand und die Tür öffnete.

Will lehnte mit einer Hand am Türrahmen, sein Blick starr auf den Boden gerichtet.
Jetzt aber richtete er seine Augen auf mich. Sie sprühten nur so vor... Verlangen.

"Ich...", setzte ich an, kam aber nicht weiter. Will machte einen Schritt nach vorne und umfasste mein Gesicht so sanft, als wäre es aus Porzellan.
Ich erschauerte.
Er beugte sich weiter zu mir vor, sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt.
"Sag mir, dass ich aufhören soll, Cara. Bitte."

Er klang so flehend, dass ich schlucken musste. Ich sah zu ihm auf, auf seinen grünen Augen lag ein Schleier, der sie dunkler scheinen ließ.
Ich würde es. So gern. Denn ich wüsste, im Nachhinein, würde es das alles nur noch schlimmer machen und ich würde mich schrecklich fühlen.

In diesem Moment aber...
"Ich kann nicht", hauchte ich und legte meine Hände auf seine Brust. Es fühlte sich so vertraut an. So unglaublich gut. "Ich kann es dir nicht sagen, Will."


Oha, that esqualated quickly. Könnt ihr Will und Cara verstehen, oder seid ihr grade einfach nur verwirrt.

Ich weiß, das Kapitel ist kurz, dafür hab ich mal wieder was hochgeladen.
Keine Sorge, ich werde dieses Buch weiterschreiben und auch beenden, aber es dauert leider eben länger.

Sucker For Him | Band 2Where stories live. Discover now