Auch die Schatten waren ein Teil meiner selbst- es war nicht möglich sie von mir zu reißen.

Aber ich konnte sie akzeptieren, konnte mich ihrer bewusst machen, da sie zu mir gehörten. Ich könnte sie nicht aufgeben, ohne dabei ein Stück von mir selbst zu verlieren.

Ich verstand, dass sich etwas grundlegendes verändert hatte.

Und dennoch sträubte ich mich nicht dagegen. Auch wenn ich so lange Angst davor gehabt hatte Veränderungen zuzulassen, mich mir selbst zu öffnen, so verstand ich, dass es notwendig war um einen Schritt nach vorn zu gehen.

Weg von den Ängsten und dem ziehenden Schmerz, der mein Leben momentan noch so maßgeblich beeinflusste.

Aber ich wusste, dass ich nicht mehr allein war, dass Tae und auch Yoongi an meiner Seite standen, beide meine Hände hielten und mich beständig nach vorne zogen.

Ich hatte nie um ihre Hilfe gebeten, hatte noch nicht einmal geahnt, dass ich sie benötigte...

....doch nun konnte ich nicht anders als unglaublich dankbar zu sein. Auch wenn ich es ihnen meistens nicht so zeigen konnte.

Es war schließlich der leise Piepton meines Handys, der mich aus meinen Gedanken zog und gleichzeitig verhinderte, dass ich noch in Tränen ausbrach, weil auf einmal so vieles Kopf stand.

Blinzelnd vertrieb ich den zarten Schleier aus meiner Sicht und zog mein Handy aus der Hosentasche.

Ein Lächeln schlich sich automatisch auf meine Lippen als ich sah, wer mir geschrieben hatte.

Yoongi <3

Hey^^

Ich mache mich bald los und bin dann in ungefähr 30 Minuten da <3

Das Lächeln vertiefte sich augenblicklich und ich beeilte mich ihm schnell zu antworten. Dann steckte ich das Handy rasch wieder weg und kramte in meinem Kleiderschrank nach meiner Trainingstasche, die ich normalerweise fürs Tanzen benutze.

Doch heute und auch die nächsten Tage würde ich sie für etwas anderes brauchen.

Es war erst weniger als eine Woche her, seit er mir den Vorschlag eines gemeinsamen Urlaubs gemacht hatte und obwohl sich zwischenzeitlich immer wieder Zweifel eingeschlichen hatten, brachte ich es nicht übers Herz Yoongi nun doch noch abzusagen.

Allein gestern war ich kurz davor gewesen es zu tun.

Ich wusste nicht mehr wirklich, warum mich genau in diesem Moment die Zweifel so sehr übermannt hatten, dass ich beinahe vergaß, was der eigentliche Grund dafür war, weshalb ich mit Yoongi weg wollte...

Doch dann hatten mich die streitenden Stimmen meiner Eltern in meinen vergessenden Gedanken erreicht und urplötzlich hatte mich die Erinnerung an diesen einen Tag ergriffen.

Der Tag, an dem wohl zum ersten Mal seit langem wieder die Sonne zart über den sonst dunklen Horizont meines Lebens gekrochen war.

Und deshalb versuchte ich mich darauf zu konzentrieren- auf seine raue Stimme, die mir in den letzten Tagen immer wieder drei wunderbar besondere Worte zugeflüstert hatten, auf den Anblick seiner warm strahlenden Augen, die mir eine ganz andere Welt versprachen, auf seine weiche Haut, die ich kontinuierlich weitererkundete...

Ich erinnerte mich an das Gefühl, was Yoongi mir gab- das Vertrauen, die sorglose Geborgenheit, die Illusion von Freiheit, auch wenn sie nur vorübergehend war.

Doch auch wenn es dann jedes Mal wie ein Schlag ins Gesicht schien, wenn ich durch die Haustür meines eigenen Zuhauses trat und all diese wunderschönen Empfindungen verschwanden....

𝑀𝑖𝑟𝑟𝑜𝑟 | 𝑌𝑜𝑜𝑛𝑚𝑖𝑛 |Where stories live. Discover now