Tag 2: #Fußballspiel - Teil 1

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Liriel
Der erste Post hatte zwar für Aufregung gesorgt, doch war diese auch recht schnell wieder verschwunden. Sie schienen die ganze Sache nicht ernst zu nehmen. Vielleicht war die Idee doch nicht so gut gewesen, wie sie am Anfang gedacht hatte. Aber wenn sie jetzt aufhörte, dann wäre es nur ein Profil auf Instagram, das einmal etwas gepostet hatte, das wirklich niemanden mehr interessierte. Der Vorfall wäre für alle abgehakt und würde schon vergessen sein. Sie musste die Wahrheit über die nächste Person herausfinden.

Da vibrierte ihr Handy und zeigte an, dass sie auf Instagram eine neue Nachricht hatte. Als Liriel sie öffnete und den Inhalt sah, breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. Genau das hatte sie gebraucht. Sie fing an den Post zu erstellen und tippte diesmal unter das Bild:

#Ehrlichkeit: #Fußballspiel #Zeitzuzweit #neuesPärchen?

Mal sehen, ob die Reaktionen über den zweiten Post genauso schnell vergingen.

Mia
Am nächsten Morgen stand mein Entschluss fest. Ich wollte versuchen mich mehr einzubringen. Immerhin hatte ich nichts zu verlieren. Heute würde sich mein Außenseiterstatus ändern. Davon war ich überzeugt. So sehr ich Anni nicht leiden konnte, sie hatte Recht. Das Gespräch mit Manuel hatte mich dann endgültig überzeugt, dass ich etwas tun musste. Wenn die anderen etwas unternahmen oder Karten spielten, hockte ich in meinem Zimmer, las Bücher oder hörte Musik. Wenn ich etwas gefragt wurde, dachte ich im ersten Moment, dass nicht ich gemeint war und wenn doch, dann wurde ich nervös, weil ich mir Gedanken darüber machte, was mein Gegenüber von mir denken könnte, wenn ich dies oder jenes sagte. Meine Unsicherheit hatte dazu geführt, dass ich zum Außenseiter wurde. Demnach hatten Manuel und Anni Recht. Durch mein Handeln schloss ich mich selbst aus. Die anderen nahmen mich nicht richtig wahr. Ich war quasi unsichtbar. Wie sollte mich da auch jemand bemerken? Das musste sich ändern und heute war der erste Tag.

Trotzdem hatte ich Angst vor den Reaktionen der anderen. Alle hatten diesen Post gesehen. Außerdem hatten Sarah und Anni bestimmt den Rest getan und ihnen von der Situation am gestrigen Morgen erzählt. Aber mein Plan stand fest. Da musste ich jetzt durch.
Leah kam gerade aus dem Bad, als ich mich aus dem Bett quälte. So sehr ich auch anfangen wollte meinen Außenseiterstatus abzulegen, dass ich definitiv kein Morgenmensch war, würde sich dadurch dennoch nicht ändern.
„Guten Morgen", begrüßte sie mich.
„Morgen", murmelte ich.
„Ich geh schon mal runter zum Frühstück. Luk wartet schon auf mich. Bis später", sagte sie, schnappte sich ihre Tasche für den Unterricht und war auch schon zur Tür raus.
Ich war wieder alleine. Das fing ja super an. Doch davon durfte ich mich nicht unterkriegen lassen. Nachdem ich meine Klamotten sowie Zahnbürste und Schminke zusammen gesucht hatte, taperte ich ins Badezimmer, um mich fertig zu machen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich beeilen musste, um vor dem Unterricht noch frühstücken zu können.

Ich stand unten in der Kantine und war nicht mehr so von meinem Plan überzeugt, wie noch vor zehn Minuten. Mit meinem Tablett in beiden Händen stand ich da und blicke auf die Tische. Wo sollte ich mich hinsetzen? Mein altes Ich wollte den einfachen Weg nehmen und sich alleine an einen der kleinen Tische setzen. Aber wenn ich meinen Plan in die Tat umsetzen wollte, musste ich in die Höhle des Löwen. Ich holte tief Luft und marschierte direkt auf einen der großen Tische zu, wo einige meiner Mitschüler saßen.

„Guten Morgen", begrüßte ich sie und setzte mich neben Leah, die jedoch ihre ganze Aufmerksamkeit Luk widmete und mich gar nicht bemerkte. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich vermutet, dass Luk und sie ein Paar waren. Denn Luk genoss sichtlich Leahs Interesse und auch er widmete ihr viel seiner Zeit. Bei Gruppenarbeiten waren die beiden stets in einer Gruppe und nach dem Unterricht verbrachten sie ebenfalls fast ihre ganze Zeit zusammen.

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