Tag 7: #StreitumMia - Teil 3

16 4 10
                                    

„Oh, doch, ich versteh das sehr wohl. Ich würde wirklich gerne mit dir befreundet sein, Leon, weil du mir wirklich wichtig bist, aber so geht das nicht", unterbrach ich ihn erneut.

„Mia, jetzt hör mir doch erstmal..."

„Nein. Geh jetzt bitte." Ich ging zur Tür und öffnete sie. Dann warf ich Leon einen eindeutigen Blick zu. Seufzend erhob er sich. Bevor er jedoch das Zimmer verließ, blieb er nochmal kurz vor mir stehen. Er war mir so nah, wie Freitagabend. Ich konnte wieder seine Wärme spüren und der Geruch von Sandelholz lag in der Luft. Seine intensiv grünen Augen schauten mich traurig an. Innerlich schmolz ich dahin, aber ich bemühte mich ihm das nicht zu zeigen.

„Tu nichts, was du nicht möchtest, okay?", meinte er. Dann trat er auf den Gang und ich schloss schnell die Tür hinter ihm.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, bis ich mich wieder fing und zurück im Hier und Jetzt war. Da erinnerte ich mich an den Satz, den Leon zu mir gesagt hatte, bevor er gegangen ist. Was sollte das heißen? Was meinte er damit? Tu nichts, was du nicht möchtest. Die Worte spukten von diesem Moment an immer in meinem Kopf umher. Außerdem bekam ich den Duft nach Sandelholz nicht mehr aus meiner Nase, der mich jedes Mal aufs Neue an Leon denken ließ. Ich bekam ihn einfach nicht mehr aus meinen Gedanken. Seine grünen Augen schienen mich zu verfolgen und ob ich es zugeben wollte oder nicht, ich vermisste ihn. Letzte Woche hatten wir stundenlang miteinander reden können, haben viel Zeit zusammen verbracht und dann kamen plötzlich Gefühle ins Spiel. Von da an wurde es kompliziert. Warum mussten auch gleich zwei Jungs mein Herz höher schlagen lassen? Ich wollte mir zwar die Zeit nehmen, die ich brauchte, um herauszufinden, wer der Richtige für mich ist, aber es fühlte sich so an, als würde die Zeit gegen mich arbeiten. Je länger ich wartete und die Entscheidung hinauszögerte, desto verwirrter war ich und desto schwieriger wurde alles. Mein schlechtes Gewissen Max gegenüber wurde immer größer und ich konnte nicht wirklich herausfinden, was ich für Leon empfand, da ich kaum Zeit mit ihm verbringen konnte.

In diesem Augenblick wusste ich, dass ich endlich mit Max reden musste, auch, wenn das bedeuten würde, dass ich ihn verlieren würde. Aber die Probleme türmten sich immer weiter und höher vor mir auf. So konnte es nicht weiter gehen.

Wenn Max das gleiche für mich fühlte, wie ich für ihn, dann würde er mir vertrauen, dass an dem Freitagabend nichts zwischen Leon und mir gelaufen ist. Nach dem Gespräch hätte ich zumindest schon mal ein Problem weniger.

Meine Gefühle für Leon bekam ich damit zwar nicht in den Griff, aber ich könnte mich mehr darauf konzentrieren und vielleicht auch eine Lösung finden, wie wir Freunde sein könnten. Aber war das wirklich das, was ich wollte? Und war es das, was Leon wollte? Könnte das überhaupt funktionieren? Ohne mein schlechtes Gewissen würde ich vielleicht eher Antworten auf diese Fragen finden. Natürlich wusste ich das nicht mit Sicherheit, aber einen Versuch war es allemal wert. Außerdem hatte Max die Wahrheit verdient.

Ein erneutes Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich setzte ein Lächeln auf und öffnete. Diesmal stand Max vor mir.

„Hey, Prinzessin", begrüßte er mich und gab mir einen Kuss.

„Hey", gab ich zurück und erwiderte den Kuss. Jedoch konnte ich ihn durch mein Gedanken- und Gefühlschaos nicht so sehr genießen, wie beispielsweise unseren ersten Kuss, wo nichts anderes mehr wichtig war.

„Es tut mir leid, aber es gibt leider eine Planänderung", kündigte Max da plötzlich an.

„Jetzt sag nicht, dass unser Date zu zweit schon wieder ausfallen muss", sagte ich. Wie sollte ich mit ihm reden, wenn wir nicht alleine sein konnten?

„Nein, aber wir müssen es auf heute Abend verschieben. Ich habe ganz vergessen, dass Tim in unserem Zimmer heute einen Filmnachmittag machen wollte. Die anderen sind alle schon da. Nur noch wir beide fehlen. Aber danach, wenn alle gegangen sind, haben wir das Zimmer komplett für uns und können endlich nur zu zweit sein", erklärte er.

„Das wäre schön", erwiderte ich. Hoffentlich würde ich ihm dann auch wirklich alles erzählen und keinen Rückzieher machen. Überwindung würde mich das definitiv kosten und es würde nicht leicht werden. Aber was war schon leicht, wenn es um Gefühle ging?

„Dann lass uns los", sagte er und nahm meine Hand. Nachdem ich die Tür abgeschlossen hatte, machten wir uns auf den Weg zu Max' und Tims Zimmer.

Wir betraten das Zimmer und alle Köpfe drehten sich zu uns.

„Da seid ihr ja endlich. Dann können wir endlich anfangen", sagte Tim.

Ich sah mich um. Als erstes entdeckte Amy. Natürlich war sie hier. Wie hätte es auch anders sein sollen? Max hatte mir zwar versichert, dass zwischen den beiden nichts lief und ich vertraute ihm. Aber Amy vertraute ich nicht und je öfter sie in Max' Nähe auftauchte und mit ihm alleine redete, desto schwerer fiel mir das.

„Hey Max", säuselte sie da auch schon. Mich ignorierte sie mal wieder komplett.

„Hey", erwiderte Max und schenkte ihr ein Lächeln.

„Setz dich doch zu mir. Hier ist noch Platz", schlug sie vor. Max sah mich kurz an. Eigentlich wollte ich mich nicht ausgerechnet neben Amy setzen, aber tatsächlich war woanders kaum noch etwas frei. Außer uns waren nämlich noch Simon, Hannah, Anni, Sarah und ein paar andere meiner Mitschüler da. Schulterzuckend stimmte ich Amys Vorschlag widerwillig zu und zusammen setzten wir uns zu ihr – Max natürlich in der Mitte.

„Worauf habt ihr denn Lust?", fragte Tim in die Runde.

„Irgendetwas Romantisches wäre doch schön", antwortete Hannah.

„Bloß nicht. Es sollte schon ein Film sein, auf den wir alle Lust haben", meinte Simon.

„Wie wäre es mit einem Horrorfilm?", schlug Tim vor und schaute uns erwartungsvoll an.

„Da bin ich raus", erwiderte ich.

„Gut... Wie sieht es mit Action aus?", war Max' Vorschlag.

Damit waren alle einverstanden. Tim startete seine Playstation, die er wie seinen Fernseher von Zuhause mitgenommen hatte und suchte auf Netflix einige Filme aus. Schließlich entschieden wir uns für „Nice Guys".

Während des Films rutschte Amy immer näher an Max heran. Doch er schien das gar nicht zu bemerken oder wenn er es tat, dann störte es ihn nicht. Er hatte zwar die ganze Zeit seinen linken Arm um mich gelegt, aber Amy schien das nicht zu interessieren. Bei der einen Szene zuckte sie sogar kurz zusammen und kuschelte sich an ihn heran, obwohl diese Szene alles andere als gruselig oder erschreckend gewesen ist. Ich wusste nicht, was schlimmer war. Amys Verhalten oder dass Max absolut nichts dagegen unternahm und es leugnete, dass sie etwas von ihm wollte. Aber was sollte ich tun? Wir hatten schon darüber gesprochen. Wenn ich ihn erneut von meinem Verdacht erzählen würde, dachte er bestimmt, dass ich einfach nur eifersüchtig wäre und mir das einbildete.

Ich überlegte, ob ich versuchen sollte Max' Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, aber eigentlich sollte das gar nicht notwendig sein. Er war mein Freund und sollte nur Augen für mich haben. In diesem Moment war das jedoch alles andere als der Fall. Amy hatte sogar flüsternd angefangen mit ihm über irgendetwas zu reden. Ich fühlte mich wie das dritte Rad am Wagen, obwohl Max und ich hier das Pärchen waren.

Bei Leon hatte ich mich nie so gefühlt. Schon bevor Gefühle dazu gekommen waren, hatte ich mich bei ihm nicht ausgeschlossen gefühlt. Wir konnten zu zweit etwas unternehmen, aber auch in der Gruppe oder zu dritt mit Manuel war kein Problem gewesen. Selbst jetzt schien ich ihm noch immer wichtig zu sein. Immerhin warf er mir immer wieder Blicke zu und schien ein Auge auf mich zu haben. Ich sollte das zwar nicht bemerken, aber ich spürte seine Blicke im Unterricht und heute war er nach dem Unterricht ja sogar kurz bei mir gewesen. Da spukte wieder dieser eine Satz in meinem Kopf umher. Tu nichts, was du nicht möchtest.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Wie findet ihr das Kapitel? Lasst mir gerne Feedback in den Kommentaren da und wenn es euch gefällt, würde ich mich total über einen Vote freuen :D

#EhrlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt