Tag 5: #ZuvielAlkohol - Teil 1

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Liriel

Liriel seufzte. Gestern war ziemlich viel los gewesen. Außerdem schien ihre Nachricht an Mia unter dem letzten Bild gewirkt zu haben. Am Nachmittag schon hatte Max ein Foto zusammen mit Mia auf Instagram gepostet. Sie schien sich also tatsächlich entschieden zu haben. Warum hatte sie sich dann jedoch am Abend so abgeschossen? Liriel hatte mitbekommen, dass Mia wohl so viel getrunken hatte, dass sie sich später übergeben musste, weg gelaufen und im Wald eingeschlafen ist. Sie müsste doch eigentlich überglücklich sein und jede freie Minute mit Max verbringen wollen. Stattdessen trinkt sie zu viel Alkohol und dann gibt es da auch noch zu viel Leon. Er mischt sich in die ganze Sache ein und hätte sich fast mit Max geprügelt – warum auch immer.

Plötzlich hatte Liriel eine Idee. Warum sollte sie sich nicht die Neugierde der anderen zu Nutze machen, um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen. Sie machte einen Screenshot von Max' Post und postete es selbst. Es war jedoch klar zu erkennen, dass Max dieses Foto gestern selbst gepostet hatte. Sie tippte:

#Ehrlichkeit: #ZuvielAlkohol #ZuvielLeon #MiaundMax

Mia scheint sich für Max entschieden zu haben. Warum trinkt sie dann jedoch zu viel Alkohol und warum mischt sich Leon in das Ganze ein? Helft mir die Wahrheit herauszufinden.

Liriel überflog alles noch einmal und drückte dann auf Posten. Die anderen hatten ihr schon mal geholfen. Vielleicht würde sie wieder Hinweise bekommen. Da heute Freitag war und alle übers Wochenende nach Hause fuhren, brauchte sie die Idee für den nächsten Post auch erst bis Montag. Samstag und Sonntag würde auch sie sich „frei nehmen".

Mia

Die Übelkeit war das erste, was mir am nächsten Morgen auffiel. Das zweite waren meine Kopfschmerzen. Ich überlegte, was gestern alles passiert war. Max und ich am Strand, der Kuss, abends das Pokerspiel... Mit einem Schlag fiel mir alles wieder ein. Das Gespräch mit Amy hatte dafür gesorgt, dass ich angefangen hatte Fanta und Wodka zu trinken. Scheinbar viel zu viel. In meinem Mund schmeckte ich einen ekligen Nachgeschmack, der vom Übergeben kommen musste. Da fiel mir auch der Streit zwischen Max und Leon wieder ein, sowie meine offenen Fragen. Ich musste dringend wissen, was das gestern Abend zwischen den beiden gewesen ist.

Als ich mich gerade in meinem Bett aufrichtete, kam Leah aus dem Badezimmer.

„Na, ausgeschlafen?", begrüßte sie mich.

„Nicht so wirklich. Mir brummt der Kopf und diese Übelkeit", erwiderte ich.

„Das hab ich mir schon gedacht", sagte Leah und kramte in ihren Sachen. Dann schenkte sie mir ein Glas Wasser ein, löste eine Aspirin darin auf und reichte es mir.

„Hier. Trink das. Dann geht es dir besser. Außerdem musst du frühstücken", meinte sie.

„Oh nein. Mir ist so schlecht, Leah. Ich lasse das Frühstück heute ausfallen."

„Nix da. Jetzt komm hoch und mach dich fertig."

Leah zog mich vom Bett hoch und widerwillig taperte ich ins Bad. Eigentlich wollte ich das Schminken heute weg lassen, aber als ich im Spiegel meine geschwollenen Augen und Augenringe sah, entschied ich mich doch dafür. Als ich eine Viertelstunde später angezogen und geschminkt aus dem Badezimmer kam, stand Leah schon an der Tür und wartete auf mich.

„Dann lass uns mal frühstücken gehen", sagte sie und hakte sich bei mir unter, damit ich auch ja mitkam. Auf dem Weg dachte ich an meine Frage, die ich Leon letzte Nacht gestellt hatte. War er tatsächlich eifersüchtig? Wollte ich das überhaupt wissen? Was wäre, wenn die Antwort Ja ist? Würde das meine ganze Gefühlswelt nicht wieder auf den Kopf stellen? Andererseits hatte ich mich für Max entschieden. Da sollte es egal sein, ob Leon eifersüchtig war. Doch war es mir wirklich so egal?

„Leah? Kann ich dich mal was fragen?" Ich erinnerte mich daran, dass Leah gestern Abend auch meinte, dass Leon eifersüchtig wäre. Vielleicht konnte sie mir etwas weiterhelfen.

„Klar. Ich nehme mal an es geht um gestern Abend?", hakte sie nach.

„Genau." Ich stockte kurz. Es kostete mich einige Überwindung mit Leah darüber zu reden, obwohl sie die ganze Situation letzte Nacht im Wald mitbekommen hatte. Aber es war neu für mich, dass ich mich mit meinen Mitschülern so gut verstand. Vorher hatte ich nur mit Manuel geredet. Jetzt war ich nicht nur in einer Dreiecksbeziehung mit Leon und Max, sondern verstand mich auch noch mit Leah. Es war fast so, als seien wir Freundinnen geworden.

„Wir sind doch Freundinnen, oder?", platzten meine Gedanken aus mir heraus.

„Natürlich. Du warst für mich während der Sache mit Luk da. Und jetzt bin ich für dich da. Außerdem könnte ich mir keine bessere Zimmernachbarin vorstellen", lachte sie.

Ich war erleichtert. Sie sah uns auch als Freundinnen. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, bis ich daran erinnert wurde, was ich sie eigentlich hatte fragen wollte.

„Das wolltest du mich aber nicht fragen, oder? Ich dachte, es geht um gestern Abend", sagte Leah.

„Ja... genauer gesagt, um den Streit zwischen Leon und Max", fing ich an.

„Dachte ich es mir doch", murmelte sie.

„Ich weiß nicht so recht weiter. Was war das, die letzte Nacht zwischen den beiden? Sie sind fast aufeinander losgegangen. Und warum? Nur, weil ich jetzt mit Max zusammen bin und Leon das mit einem Mal doch nicht gut findet?", gab ich ihr Einblicke in meine Gedankenwelt.

„Leon ist eifersüchtig. Das habe ich gestern Abend schon vermutet", meinte sie.

„Aber warum sollte er eifersüchtig sein? Das ist doch völliger Schwachsinn. Er war es, der zu mir meinte, dass ich ehrlich zu Max sein soll und mit einem Mal findet er das doch nicht mehr gut? Was soll das?", redete ich mich langsam in Rage.

Die Aspirin schien zu wirken, denn mein Kopf dröhnte mittlerweile nicht mehr so sehr. Aber mit meiner Übelkeit stand es leider unverändert. Trotzdem regte mich die ganze Sache ziemlich auf und ich konnte absolut nicht verstehen, was Leon für ein Problem mit Max und mir hatte.

„Ganz sicher kann ich dir das auch nicht beantworten. Aber ich nehme mal an, dass er in dich verliebt ist und gerne selbst an Max' Stelle wäre. Vielleicht hat er sich erst nachdem er dir den Rat gegeben hat in dich verliebt", erwiderte sie.

„Ja, klar", lachte ich ironisch auf.

„Mia, das ist mein Ernst. Das ist die einzige Erklärung, die mir für Leons Verhalten einfällt. Außerdem hat er die ganze Zeit ein Auge auf dich und achtet darauf, dass es dir gut geht. Ist dir das gar nicht aufgefallen?", sagte sie ernst und schaute mir in die Augen.

„Ehrlich? Er beobachtet mich?", fragte ich ungläubig.

Mittlerweile waren wir unten zum Eingang der Kantine angekommen. Leah drückte die Tür auf und wir gingen zielstrebig zu den Tabletts, von denen wir uns jeder eins nahmen. Ich versuchte nach wie vor mich vor dem Frühstück zu drücken, aber ein böser Blick von Leah sorgte dafür, dass ich mir auch eins der Tabletts schnappte und es mit einem Brötchen und Aufschnitt belud. Währenddessen setzten wir unser Gespräch fort.

„Definitiv. Gestern Abend ist mir das ganz extrem aufgefallen. Er war einige Male kurz davor zu dir zu gehen, als wir draußen saßen, hat es dann aber doch gelassen", antwortete sie.

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