Tag 5: #ZuvielAlkohol - Teil 2

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„Das hab ich nicht bemerkt", murmelte ich.

„Du warst auch zu sehr damit beschäftigt Alkohol in dich reinzuschütten", schmunzelte sie.

„Hey." Ich knuffte sie mit meinem Ellbogen in die Seite.

„Was denn? Stimmt doch", lachte sie.

„Es ging mir eben nicht so gut..." Erneut machte ich eine kurze Pause, in der ich mich schnell umschaute. Einige meiner Mitschüler saßen an einem der großen Tische. Max und Leon konnte ich jedoch nicht entdecken. Auch Amy war heute nicht beim Frühstück, was mir ganz gut passte.

„Ich hatte vorher ein Gespräch mit Amy gehabt, in dem sie zu verstehen gegeben hat, dass sie davon ausgeht, ich sei nur Max' Zeitvertreib und er würde schon bald merken, dass er etwas Besseres als mich verdient hätte", erklärte ich Leah.

Ihr blieb zunächst der Mund offen stehen. Dann steuerte sie einen der Zweiertische an.

„Wollen wir uns nicht zu den anderen setzen?", wunderte ich mich.

„Ich denke nicht, dass du das bei den anderen diskutieren willst, oder?" Leah setzte sich auf einen der zwei Stühle, die an dem Tisch standen.

„Überzeugt." Ich ließ mich auf den anderen freien Stuhl fallen.

„Das hat Amy dir wirklich gesagt?", hakte sie da auch schon nach.

„Jup, das hat sie", bestätigte ich.

„Ich glaub's einfach nicht." Leah lehnte sich zurück und nahm einen Bissen von ihrem Käsebrötchen.

„Sie ist in Max verliebt und meint, dass er ihr gehört und jetzt ist sie sauer, dass er mich und nicht sie geküsst hat. Ich glaube sie hat das nur gesagt, um sich selbst besser zu fühlen. Aber eine Sache will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Amy meinte, dass Max mit ihr geflirtet hat und sogar spazieren war", erzählte ich.

„Das hat sie doch nur gesagt, um dich zu verunsichern. Anscheinend ist ihr das auch gelungen", meinte Leah.

„Na ja, ich denke, dass Amy es erkennt, wenn ein Typ mit ihr flirtet. Außerdem war sie ziemlich neben der Spur, als ich ihr von dem Kuss erzählt habe. Zwar nur für einige Sekunden, aber das war echt, da bin ich mir sicher", äußerte ich meine Bedenken.

„Du solltest mit Max sprechen und herausfinden, was davon wahr ist", schlug Leah vor.

Wie Recht sie hatte. Aber vorher musste ich das mit Leon aus der Welt schaffen. Dann wäre die Beziehung zwischen Max und mir entspannter und wir könnten in Ruhe über Amy reden.

„Das mach ich. Doch zuerst muss ich die Sache mit Leon klären", sagte ich und zwängte mir einen Bissen meines Brötchens rein. In diesem Moment meinte meine Übelkeit sich stärker als zuvor zu melden.

„Echt, Leah. Ich kann nichts essen. Mir ist so übel", meinte ich und legte das Brötchen zurück auf den Teller.

„Okay. Dann isst du heute Mittag eben. Wir müssen langsam auch zum Unterricht." Wir standen auf, brachten unsere Tabletts weg und gingen zu unserem Klassenraum.

Mittlerweile hatte der Unterricht seit zehn Minuten eigentlich schon angefangen, aber unser Dozent war noch immer nicht erschienen. Wir saßen schon alle im Klassenraum versammelt und warteten. Ich überlegte, ob ich jetzt mit Leon reden sollte, aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir unterbrochen werden würden, war mir zu hoch. Außerdem saß Max neben mir und wich nicht von meiner Seite. Es war zwar süß von ihm mich beschützen zu wollen, aber ein bisschen nervig war das schon. Wie sollte ich da alleine mit Leon reden?

„Schade, dass schon Freitag ist", sagte Max.

„Ja, leider", stimmte ich ihm zu. Heute fuhren wir nach dem Unterricht alle nach Hause und kamen erst am Montag wieder.

„Können wir uns denn gar nicht am Wochenende sehen?", fragte ich.

„Heute hab ich bis spät abends Training und morgen bin ich schon mit ein paar Kumpels verabredet", antwortete er.

Die Entfernung machte mir jetzt schon zu schaffen. Wie sollte das denn erst werden, wenn der Lehrgang vorbei war und wir wieder jeden Tag zu Hause sein würden? Von Hamburg nach Eutin brauchte man mindestens eine Stunde. Spontane Treffen waren also schwierig. Traurig senkte ich den Blick.

„Kopf hoch, Prinzessin. Am Montag sehen wir uns doch wieder", lächelte er mich an. Max legte seinen Arm um mich. Seine Berührung löste in meinem ganzen Körper wieder dieses Kribbeln aus und ließ alle Sorgen verschwinden. Wir würden das schon schaffen.

Doch dann fiel mein Blick auf Leon, der finster zu uns rüber schaute, sich jedoch weg drehte, als er bemerkte, dass ich ihn ansah.

Es war höchste Zeit die Angelegenheit zu klären. Ich wollte gerade aufstehen und zu ihm rüber gehen, als mein Handy vibrierte. Ich wurde auf Instagram markiert. Aufgeregt schaute ich mich um. Auch die anderen schauten auf ihre Handys. Meine Befürchtung bewahrheitete sich: Liriel hatte einen neuen Post gebracht:

#Ehrlichkeit: #ZuvielAlkohol #ZuvielLeon #MiaundMax

Mia scheint sich für Max entschieden zu haben. Warum trinkt sie dann jedoch zu viel Alkohol und warum mischt sich Leon in das Ganze ein? Helft mir die Wahrheit herauszufinden.

Alles andere als gut. Jetzt forderte Liriel sogar noch die anderen auf die Wahrheit herauszufinden? Geschockt ließ ich das Handy sinken. Wie sollte ich nun noch mit Leon reden ohne, dass Liriel es durch die anderen erfuhr und jemand wilde Vermutungen aufstellte?

Ich blickte zu Leon rüber, der wie angewurzelt auf das Display seines Handys starrte und es schließlich wütend auf seinen Tisch legte. Immer mehr der anderen sahen uns an, ich konnte die Blicke spüren. Langsam fing ich an zu verzweifeln und ich verspürte wie gestern den Wunsch weg zu laufen.

„Bleib ganz ruhig. Alles wird gut", flüsterte mir Max zu.

„Nichts ist gut. Das ist die reinste Katastrophe", gab ich zurück.

Die Option hier raus zu laufen erschien mir immer besser. Ich hielt es in dem Raum kaum aus. Mir wurde warm und durch den Alkohol vom gestrigen Abend war mir ohnehin schon übel.

In dem Moment betrat unser Dozent den Klassenraum. Warum musste er gerade heute zu spät kommen?

„Es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich stand leider im Stau. Bitte gehen Sie alle auf Ihre Plätze, damit wir schnell anfangen können", begrüßte er uns.

„Mach dir keinen Kopf. Wir klären das in der Pause", flüsterte Max mir zu, während er aufstand und sich auf seinen Platz setzte.

Der Unterricht begann und wie die ganzen Tage zuvor war ich mit meinen Gedanken nicht beim Thema. Plötzlich wurde die Übelkeit so schlimm, dass ich aufsprang, eine Entschuldigung nuschelte und mit der Hand vorm Mund raus Richtung Toilette rannte. Dort angekommen stürmte ich in eine der Kabinen und übergab. Wie ich dieses Gefühl dabei hasste. Aber ich war selber schuld. Hätte ich gestern Abend nicht zu viel getrunken, würde ich jetzt nicht hier in der Kabine hocken.

Nach ein paar Minuten ging es mir sehr viel besser. Die Übelkeit war fast komplett weg. Nachdem ich mich wieder frisch gemacht hatte, verließ ich die Toiletten. Doch als ich auf den Flur trat, wäre ich am liebsten sofort wieder umgekehrt. Direkt gegenüber an eine Wand gelehnt stand Leon und blickte mich an.

#EhrlichkeitWhere stories live. Discover now