Ninety • DER MITTWOCH

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"Soll ich das Kleid anziehen, was du mir gekauft hast, oder das blaue?" Liam sah vom einen Kleid zum anderen und deutete dann mit dem Finger auf das Blaue. Ich lachte und zog es schnell an.
"Weißt du, sie stehen dir beide perfekt, aber in dem rosanen siehst du so brav aus. Und wir wissen alle, dass du es nicht bist." Ich rollte mit den Augen und stellte mich mit in die Hüften gestemmten Händen vor ihn. Nachdem wir den Tag gemeinsam verbracht hatten, weil der gestern ja ins Wasser gefallen war, hatte ich sogar noch mehr Lust auf den Abend mit Harry.
Liam pfiff und ließ seinen Blick anerkennend über mein Outfit gleiten. Bis er an meinen Schuhen hängen blieb und eine Augenbraue hochzog.
"Dein Ernst? Du willst nicht mal bei so einem besonderen Anlass hohe Schuhe anziehen?" Ich sah nach unten und grinste verlegen. Nur, weil ich immer meine geliebten Converse trug, musste er ja nicht immer so drauf rumhacken, oder? Aber was faselte er da von einem besonderen Anlass?
"Was für ein besonderer Anlass? Du weißt warum Harry mich heute ausführt, oder?" Liam fuhr sich mit der Hand über den Nacken und grinste schief. Dann nickte er.
"Liam, sag's mir biiiiitteee!!!" bettelte ich und fiel sogar vor ihm auf die Knie.
"Never. Vergiss es ich hab es Harry versprochen!!!"
"Biiiiitteeee!!!! Ich zieh auch hohe Schuhe an!!!" Er riss die Augen auf und half mir auf die Füße.
"Zeig mir wie du mit denen hier aussiehst und ich überleg es mir." verzweifelt stöhnte ich auf, riss ihm die Highheels aus der Hand und schlüpfte aus meinen bequemen Lieblingsschuhen. 

"Beim heiligen.... Wer bist du und was hast du mit meiner turnschuhfanatischen Freundin gemacht?" rief Harry locker eine Oktave höher als normalerweise, als ich die Treppe runter kam und in seine Arme stolperte. Er fing mich auf und küsste mich sanft.
"Liam hat mich ausgetrickst." grummelte ich, mein Gesicht an seine Brust gepresst und bemerkte erst da, dass Harry einen Anzug trug. Ich ließ von ihm ab und starrte ihn fassungslos an.
"Nothing suits you like a suit!" zitierte ich Barny aus 'How I met you mother' und grinste anerkennend.
Harry lachte und griff nach meiner Hand. Er reichte mir meine Jacke, nahm die Autoschlüssel und schon verließen wir das Haus.
"Ich find's übrigens echt fies, dass du Liam gesagt hast, wieso und was wir alles heute machen und mir nicht." sagte ich, als wir im Auto saßen und Harry den Motor startete. Lachend drehte er die Musik leiser und bei der nächsten Gelegenheit sah er zu mir rüber.
"Niall und El wissen es auch." ich schnappte schockiert nach Luft und verschränkte die Arme vor der Brust. Und ich schwöre, wäre in diesem Moment nicht eins meiner momentanen Lieblingslieder im Radio gekommen, wäre ich bei voller Fahrt aus der Tür gejumpt.
"Du magst das Lied, oder?" die letzten Töne vergangen und ich bejahte die Frage erst, als die Stimme des Radiomoderators erklang. 
"Natürlich." 

"Wir sind gleich da. Könntest du vielleicht die Augenbinde umlegen, die im Handschuhfach liegt?" leicht schockiert über diese Frage und mit zitternden Händen griff ich danach und band sie mir vorsichtig um, damit ich meine Frisur nicht zerstörte.
Ich fühlte, wie das Auto hielt und hörte, wie Harry ausstieg und dann meine Tür öffnete. Der Wind wehte mir meine Haare ins Gesicht und Harry zog mich an der Hand aus dem Wagen. 
"Achtung Stufe." 
Ich hob den Fuß und folgte Harry, der dann eine Tür auf schloss und mich in ein Haus hinein führte. Es wurde warm. Harry zog mir langsam meine Jacke aus und griff dann wieder nach meiner Hand.
"Kann ich diese beschissene Augenbinde jetzt endlich abnehmen?" Harry kicherte und legte seine Hand an meine Hüfte. Als er sie wieder weg nahm, empfand ich kurz einen leichten Anflug von Panik, der gleich darauf wieder verschwand, weil ich seine kalten Hände an meinen Oberarmen spürte.
Dann endlich lockerte er den Knoten, zog an einem Ende und entfernte so den Sichtschutz. 
Ich blinzelt ein paar mal schnell und fühlte mich geblendet von - von den zahlreichen Kerzen die vor mir im Raum standen. Überall verteilt waren sie in dem Raum, den ich wenig später als Wohnzimmer von Harrys Mum identifizierte. Zwischen den Kerzen lagen Rosenblüten und Rosen verteilt. Und in mitten des Raumes, der sich in der Fensterwand spiegelte, stand ein Tisch. Übersäht mit Rosenblättern und dazwischen zwei Teller mit Besteck, zwei Gläser und eine Flasche Wein. Alles in allem war es -
"Perfekt!" hauchte ich und griff nach der Hand meines Freundes. Ich zog ihn näher zu mir und lehnte mich an ihn. Mehr als dieses eine Wort brachte ich nicht raus. Ich konnte ja kaum atmen.
"Gefällt es dir?" anscheinend hatte er mein gehauchtes 'Perfekt' nicht gehört, also musste ich mich irgendwie noch mal dazu bringen, es ihm zu sagen.
"Perfekt." 

"Setz dich doch." er schob meinen Stuhl ran und setzte sich mir gegenüber.
"Wo ist deine Mum?" Harry goss uns grinsend etwas von dem Wein ein und stellte die Flasche dann zur Seite. 
"Sie ist bei Gemma in London und hat uns das Haus für dieses besondere Ereignis zur Verfügung gestellt." schmunzelte er und stand vom Tisch auf.
"Ich hol kurz das Essen." ich nickte, nahm meine Serviette und breitete sie auf meinem Schoß aus. Dann kam Harry auch schon wieder und ich roch, dass es köstlich schmecken musste. 

"Das riecht wirklich köstlich." ich sog den Duft ein und lächelte Harry zu.
"Sagst du mir jetzt endlich, wieso genau wir ausgerechnet heute hier sind?" Harry lachte und fing an sein Essen zu genießen. Dabei schüttelte er den Kopf und sah dann wieder zu mir auf.
Weil es eh nichts brachte, ihn immer und immer wieder nach dem Grund hierfür zu fragen, stürzte ich mich auch auf das Essen und genoss es. 
Irgendwann war mein Bauch dann bis zum platzen gefüllt und mein Teller leer, genau wie Harrys.
"Hat's dir geschmeckt?" ich nickte und reichte Harry meinen Teller, als er ihn in die Küche bringen wollte, um den Nachtisch zu holen. Statt zu warten, stand ich auf und ging ihm hinterher. 
"Ich glaub, wenn ich das alles noch esse, platze ich." ich umarmte Harry von hinten und sah an ihm vorbei auf die Teller in seinen Händen.
"Das wollen wir natürlich nicht. Aber probieren musst du trotzdem." ich ging lachend vor zum Tisch und versuchte dann wirklich noch einen Bissen runter zu kriegen.

"Ok, ich muss zugeben, dass das ziemlich episch schmeckt." brabbelte ich mit vollem Mund und verschluckte mich, weil Harry mit seiner Serviette an meinem Mundwinkel herum wischte. Als ich es dann doch geschafft hatte, den leckeren Nachtisch runterzuschlucken, lehnte ich mich über den Tisch nach vorne und küsste seine nach Schokolade schmeckenden Lippen kurz und sanft.

"Ok, dann räum ich jetzt schnell den Tisch ab und dann kommen wir endlich zu dem, wieso wir hier sind." ich quiekte vor Freude auf und spielte nervös mit den Enden meiner Serviette auf meinem Schoß.
Harry kam zurück, setzte sich und griff nach meinen Händen. Ich sah ihm tief in die Augen und lächelte. Meine Wangen wurden rot, denn sein Blick war  - unbeschreiblich.

"Du weißt, was heute ist, oder?"
"Ja, Mittwoch. Wieso?" er lachte und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Es zeigte wie nervös er war und führte dazu, dass ich noch nervöser wurde. Außerdem sah es bei dem Kerzenschein ziemlich heiß aus.
"Das auch. Aber heute ist unser 6-monatiges." flüsterte er und sah auf. Ich riss erschrocken den Mund auf und hielt meine Hand davor. Mist. Fast genau das gleiche war uns schon beim Einmonatigen passiert. Wieso vergaß ich solche Daten eigentlich immer?
"Oh nein, das tut mir so Leid." rief ich. Harry griff nach meinen fuchtelnden Händen und versuchte mich zu beruhigen, doch ich hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen.
"Schon, ok. Ich weiß doch, dass du es nicht so mit solchen Daten hast." lachte Harry und sah tatsächlich kein bisschen traurig oder sauer aus. 
"Nein, es ist nicht ok. Ich wette du hast sogar ein Geschenk für mich oder so und mit diesem wundervollen Abend hier ist das Ungleichgewicht noch größer." fluchte ich und stemmte mein Gesicht in meine Hände.
"Schatz, es ist alles gut. Ja, ich hab ein Geschenk für dich und ja, dieser Abend war nicht sehr leicht zu organisieren, aber das ist mir alles gleichgültig, weil ich das alles für dich mache." ich seufzte und musste zugeben, dass seine Worte Sinn ergaben, aber mich nicht Recht überzeugten.
"Du kannst mir ja sonst irgendwann die Tage noch was schenken." 
"Hm, ok. Ich kann's ja jetzt eh nicht mehr ändern." seufzte ich und atmete tief durch, bevor ich mir ein Lächeln aufzwang und wieder zu Harrys Augen aufblickte.

"Jetzt, wo du dich beruhigt hast, dürfte ich dir eventuell dein Geschenk geben?" ich zitterte irgendwie am ganzen Körper und doch brachte ich ein Nicken zu Stande. Harry stand nicht auf, sondern griff in seine Tasche und zog eine kleine Box heraus. Er reichte sie mir und kaute nervös auf seiner Lippe rum, als ich sie nahm und öffnete.
"Oh.Mein.Gott."


Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt