Sixty • DER VERBRECHER

3.4K 207 15
                                    

Im Krankenhaus war es schrecklich voll. Montag morgens war das ja auch nicht verwunderlich.

Mit meiner Meinung nach zu vielen Bodyguards pressten wir uns durch die Leute und ich versuchte die Fans die seinen und sogar meinen Namen riefen zu ignorieren. Ich kam mir fies vor, aber wir waren ja nicht wegen den Fans hier, sondern wegen den Ärzten, also beließ ich es dabei.
Die Bodyguards blieben wie eine undurchdringliche Wand vor der Tür stehen und Niall und ich wurden in eines der Behandlungszimmer gesteckt.
Als wir dort saßen, alleine in diesem Raum wie eingesperrte Tiere, breitete sich eine unangenehme Stille zwischen uns aus. Jedes Mal wenn sich unsere Blicke trafen, mühten wir uns beide zu einem verzogenen Grinsen ab. Niall fühlte sich hier genau so unwohl wie ich, das sah man ihm an. Ihm schien es echt nicht gut zu gehen, wie denn auch, wenn er sich die Schuld daran gab, dass es mir so mies ging. Um mich irgendwie beruhigen zu können setzte ich mich neben ihn auf die Behandlungsliege und nahm seine Hand. Erst nach ein paar Sekunden akzeptierte mein Inneres Ich es auch und wurde endlich still.
Als dann endlich der Arzt kam, machte ich ihm Platz und setzte mich auf de Stuhl in der Ecke. Sie unterhielten sich über allgemeine Dinge und dann nahm der Arzt ihm den Gips ab. Natürlich nur, damit er ihm einen neuen machen konnte.
"Es sieht gut aus. Aber bei der Pflege hab ich auch nichts anderes erwartet." sagte er, drehte sich zu mir und zwinkerte mir zu. Dr. Lockwood war ein netter man, vielleicht Anfang dreißig, der gerne zu flirten schien. Er sah nicht mal schlecht aus, doch ich war ja im Moment sogar doppelt vergeben.
"Wann kann ich denn nun endlich wieder auf die Bühne?" Niall hatte den Fans gegenüber ein schlechtes Gewissen. Er dachte immer zuerst an die anderen und dann an sich.
"Naja, wenn du weiter so gut gepflegt wirst und das Bein nicht zu sehr belastest, dann kannst du vielleicht schon wieder in drei Wochen loslegen. Aber das hängt ganz vom Heilungsprozess ab."
Auf Nialls Gesicht erschien ein breites Grinsen und er lächelte mich froh an.
Da war er wieder, der Niall, dem keiner böse sein konnte. Der Niall, den ich so vermisst hatte.

Nach einer kurzen Verabschiedung von Dr. Lockwood brachten uns die Bodyguards wieder sicher zum Auto. Drinnen sitzend sah Niall auf sein Handy und lächelte mich dann erleichtert an. Irgendwie war ich froh, den flirtenden Doktor los zu sein.
"Wir haben noch etwas Zeit. Möchtest du vielleicht noch was Essen fahren?"
Ich nickte und als er fragte wohin, sagte ich nur, dass es mir egal wäre. Denn das war es wirklich.
Wahrscheinlich würden wir jetzt nicht in die City fahren, weil es dort viel zu belebt war, aber das war mir nur ganz Recht, denn eigentlich waren mir große Menschenmassen eher unheimlich und ich fühlte mich nicht wohl. Automatisch verglich ich mich nämlich immer mit den anderen und stellte jedes Mal aufs Neue fest, dass es so viel an mir gab, was mir nicht gefiel. Sei es meine Nase, meine Oberschenkel oder sogar mein Po. Irgendwas fand ich immer. Doch in letzter Zeit überzeugte mich Harry ja immer wieder vom Gegenteil.

"Du wirkst so angespannt. Was ist los?" sagte Niall als er die Hälfte der ersten Portion verschlungen hatte. Wir saßen in einem Restaurant, was ich bis jetzt noch nicht gekannt hatte, doch es war gemütlich hier. Man musste sich einfach wohl fühlen. Wenn sogar Niall schon merkte, dass etwas nicht stimmte, war ich echt am Arsch.
"Es ist nichts, obwohl, dir kann ich es ja sagen. Also ich hab irgendwie so ein richtig schrecklich schlechtes Gewissen wegen Harry... Ich weiß, dass du davon nichts hören willst, du hast ja schließlich genug zu kämpfen mit El und so. Aber - "
"Das mit El ist kein Problem. Ich hab nicht vor, mich an sie ran zu machen. Sie braucht einen Freund und das werde ich auch sein." Obwohl es so starke Worte waren, sagte er sie leise und sanft, als wäre es etwas ganz Normales und nichts so Bedeutendes. Ich nickte nur und widmete mich wieder meinem Essen.
"Ich finde es süß, dass du dir Sorgen machst, doch das brauchst du nicht!" Ich blickte zu Niall auf. Er lächelte mich an und ich erwiderte es einfach. Nicht, dass ich mir jetzt keine Sorgen mehr machen würde. Zur Zeit war Niall mein größtes Sorgenkind.
"Ich verschwinde noch mal schnell aufs Töpfchen, wollen wir dann los?" sagte ich und stand schon mal auf. Meine Blase drücke wie verrückt und ich konnte Nialls Antwort grade noch so abwarten. Mit schnellen Schritten lief ich zum Klo und seufzte erleichtert, als ich mich endlich erleichtern konnte.

Keep Calm and hate One Direction (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt