CHAPTER 10

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Als ich am Samstag gegen zehn in meinem Bett aufwachte, war ich komplett gerädert.

Gestern Abend war ich noch ewig lange auf dem Polizeirevier gewesen, hatte abertausende Fragen beantworten müssen, bis mich Sergeant Brody schließlich endlich nach Hause gefahren hatte.

Dad hatte ich gestern kaum noch zu Gesicht bekommen, und das war vermutlich auch besser so.

Noch immer lag mir die Schuld tief im Magen.

Ich hatte Dad angelogen, ihn willentlich für Thomas' Zwecke manipuliert.

Die Schuld war da, das schlechte Gewissen ließ jedoch auf sich warten.

Instinktiv hatte ich schon immer gewusst, dass der Weg, den ich eingeschlagen hatte, moralisch zwar etwas anzuzweifeln war, aber für mein seelisches Wohl war er definitiv der richtige.

Ich nahm meine beiden Handys vom Nachttisch. Auf dem alten hatte ich zahlreiche Nachrichten von Ashley, Nicole und Finn, die sich alle drei besorgt erkundigten, ob es mir gut ginge.

Auf dem anderen war nur eine kurze Nachricht von Aaron:

Hast du die Supernova gut verkraftet?

Ich schnaubte und enschied, erst einmal etwas frühstücken zu gehen.

"Dad?", rief ich in die Wohnung hinein, während ich in den Flur stolperte.

Keiner da. Logisch. Dad war wahrscheinlich wieder arbeiten.

Nach nochmaliger Überlegung wurde mir bewusst, dass ich eigentlich gar keinen Hunger hatte, deshalb entschloss ich mich dazu, die Nachrichten anzusehen.

Ich hatte eigentlich erwartet, dass bloß über das Baseballspiel berichtet werden würde, aber da hatte ich mich ordentlich geirrt.

Während nur ganz kurz etwas über das Spiel erläutert wurde, und darüber, dass es voraussichtlich nächste Woche wiederholt werden würde, kam ein ewig langer Beitrag über eine Reihe an Einbrüchen in eine Bank, ein paar Autohändler und seltsamerweise auch in das Stadtarchiv.

"Die Polizei vermutet, dass das kurzzeitige Chaos im Citi Field der Mets bloß als Ablenkung gedacht war, um den wahren Tätern ihre Arbeit zu erleichtern", erklärte die Nachrichtensprecherin des CNNs gerade. "Natürlich fällt wieder nur ein Name im Bezug auf diese Verbrechen: Sangster's Gangsters."

Okay, Bank und Autohändler war logisch, Geld und anderes materielles Kleingut wurde benötigt, aber warum ein Stadtarchiv?

Was konnte Thomas nur dort suchen?

Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als ihn am Nachmittag selber zu fragen. Falls er heute überhaupt anwesend war.

Die Zeit bis um drei schlug ich tot, indem ich mal wieder etwas für die Schule machte.

Hausaufgaben erledigten sich schließlich nicht von selbst.

Leider.

Als ich gerade fluchend vor meinen Mathehausaufgaben saß, trudelte eine Nachricht auf meinem neuen Handy ein. Sie war von Thomas.

Planänderung. Ich komme dich selbst holen.

Was?!

Mein Herz setzte ein paar Schläge aus, nur um dann noch schneller weiterschlagen zu können.

Schnell antwortete ich:

Wo bist du?

Seine Nachricht kam sofort.

Schau mal aus deinem Fenster hinaus.

Erschrocken hob ich den Blick. Tatsächlich stand Thomas auf der Feuertreppe, die direkt unter meinem Fenster verlief.

Sangster's GangstersWhere stories live. Discover now