CHAPTER 5

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Ich benötigte einen kurzen Augenblick, um mich zu sammeln und mein Erstaunen über seine Anfrage möglichst unauffällig abzubauen.

"Du willst was bitte?" Ich blinzelte ihn verwirrt an, eine Hand mehr als verlegen an meinem Haar.

"Lass es uns nicht hier besprechen." Sangster bedeutete mir, ihm zu folgen, wobei er mich von einem Gedränge ins nächste führte. Irgendwann erreichten wir eine in der Wand eingelassene Metalltür, etwas weiter hinten im Loft, welche er ganz auf die altmodische Art mit einem Schlüssel öffnete.

Ich hob eine Augenbraue. "Gar keine Netzhauterkennung?"

Sangster schnaubte. "Mach dich nicht lächerlich. Wir sind hier nicht beim MI6."

Der Raum, in den er mich führte war klein, aber ich hatte das Gefühl, dass er auch absolut abhörsicher war.

Ein abgewetztes Sofa und ein alter Schreibtisch bildeten die einzige Attraktionen in diesem Raum und Sangster forderte mich stumm dazu auf, Platz zu nehmen.

"Okay, was willst du?", seufzte ich. "Und warum ist das so streng geheim, dass nicht einmal deine hochgeachteten Kumpanen etwas davon erfahren dürfen?"

Sangster drehte sich zu mir um. "Ich habe einen Plan ins Auge gefasst", begann er zögernd. "Doch dafür bedarf es deiner Unterstützung."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Hab ich mich gestern nicht klar genug ausgedrückt? Ich werde mich definitiv nicht mit euch verbünden. Das verstößt gegen meine Prinzipien."

"Es verstößt gegen deine Prinzipen, etwas Gutes zu tun?"

"Ihr tut nichts Gutes", knurrte ich. "Ich verabscheue euch und eure Methoden."

"Trotzdem bist du hier." Sangster sah mich ruhig an.

Ich verzichtete darauf, ihm mitzuteilen, dass das nicht deswegen gewesen war.

"Warum brauchst du mich überhaupt?"

Sangster begann, unruhig vor mir auf und ab zu schreiten. "Es gibt nur wenige Leute, die dazu in der Lage sind, das perfekte Verbrechen zu planen und durchzuführen. Dieses Talent bedarf außerordentlicher analytischer Fähigkeiten, logischem Denken, aber auch einem nicht geringen Maß an sozialer Kenntnis."

"Und?"

"Wie schon gesagt, Leute mit diesen Begabungen sind selten, und um ehrlich zu sein, sind mir auch nur zwei davon bekannt. Beide befinden sich in einem kleinen Abstellraum im Hauptquartier der Sangster's Gangsters."

Ich begriff diesmal erstaunlich schnell, was er damit andeuten wollte. "Du denkst also, dass ich genauso bin wie du. Ein kriminelles Superhirn."

Er nickte. "Ich war mir schon seit gestern Abend sicher, aber gerade hat Aaron mir den ultimativen Beweis geliefert. Deine Methoden diskret herauszufinden, wo sich unser Hauptquartier befindet, sind nicht gerade aus einem typischen Agentenfilm zu erlernen."

Das war doch irrsinnig! Ich war weder sonderlich intelligent noch besaß ich einen Funken krimineller Energie in meinem Körper. "Ich habe wirklich keine Ahnung, wie du auf diese hirnrissige Idee kommst, aber ich bin sicher, du hast die falsche Person."

Sangster lächelte. "Du musst einen Juwelier ausrauben, aber keiner darf verletzt werden. Das Nachbarshaus ist gerade eine Baustelle, und es ist ein heißer Sommertag. Wie gehst du vor?"

"Ich klettere auf das Gerüst des Nachbarhauses", entgegnete ich blitzschnell. "Die Klimaanlage wird aufgrund der hohen Temperaturen aktiviert sein, also werfe ich Nervengas vom Dach des Nebenhauses in den Lüftungsschacht. Im Laden werden alle ohnmächtig und meine Komplizen rennen hinein, während sie versuchen, alle Vitrinen so schnell wie möglich auszuräumen."

Sangster's GangstersWhere stories live. Discover now