CHAPTER 30

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Als ich nach Hause kam, war Dad schon da.

Für seine Verhältnisse war das wirklich sehr ungewöhnlich, und mir war nicht ganz klar, ob Dad etwas im Schilde führte, oder nicht.

Er stand allen Ernstes in der Küche und schnitt eine Selleriestange in kleine Scheibchen.

Dad kochte nie. Absolut niemals.

"Ähm, hi, Dad", murmelte ich, während ich meine Stiefel auf die Ablage stellte, und meine Jacke betont ordnungsbewusst auf einen Haken hängte. "Wieso bist du schon hier?" Ich sah auf die Küchenuhr. "Es ist erst sieben."

Anstatt einer Antwort wies er nur auf einen der Kühlenstühle, und ich ließ mich verwirrt darauf sinken.

Was in aller Welt war bei ihm los?

Wollte er jetzt verantwortungsvollen Vater spielen?

Damit fing er ja reichlich früh an.

Eine Weile schwiegen wir, Dad kippte beinahe den gesamten Inhalt des Salzstreuers in das kochende Nudelwasser, und ich sah ihn mit wachsender Unruhe dabei zu.

"Wann hattest du vor, mir davon zu erzählen?", brach er schließlich die Stille. Er sah mich nicht an, sondern zerquetschte eine arme Tomate mit einer Gabel.

"Wovon?", fragte ich schwach.

Es war immer besser, zuerst die Dumme zu spielen.

Sofort machte ich ein wenig Enttäuschung in mir breit.

Hatte Ian ernsthaft gepetzt? An sich hätte ich mehr von ihm erwartet.

"Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede." Dad schnaubte. "Die Schule hat angerufen. Anscheinend hast du heute zum wiederholten Male den Unterricht geschwänzt."

Ich versuchte, mir meine Erleichterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

Ian war standhaft geblieben! Ich hatte doch gewusst, dass wir ihm vertrauen konnten.

Genervt ließ ich meinen Kopf auf meine Arme sinken. "Ernsthaft, Dad?" Ich seufzte tief. "Jetzt machst du dir mal Sorgen um mich?"

Um ehrlich zu sein, hatte ich gerade gar keine Lust auf ein ernstes Gespräch zur Besserung meines Verhaltens.

Ich wollte einfach nur ins Bett, die Decke anstarren und mir selber leidtun.

Nicole hatte sich geweigert, mich zu sehen. Offenbar stand sie noch unter Schock, und wollte nichts mit ihrer Übeltäterin zu tun haben. Den einzigen, den sie zu sich vorgelassen hatte, war Aaron gewesen.

Typisch.

Ich hatte mich stark beherrschen müssen, nicht in ihr Krankenzimmer zu stürmen, um ihr meine Meinung zu geigen.

Langsam sollte doch selbst sie verstanden haben, dass Aaron es nicht ernst meinte mit ihr.

"Was soll das heißen?", schnappte Dad. "Willst du sagen, dass ich kein guter Vater bin? Ich lass dir alle möglichen Freiheiten!"

Wie schon gesagt, ich hatte wirklich keine Lust auf dieses Gespräch.

"Ja, das tust du", stöhnte ich genervt. "Und an sich ist das auch etwas Gutes, aber vielleicht hätte es meiner Erziehung manchmal einfach besser getan, wenn du mir Ausgangssperren oder Hausarrest verpasst hättest."

Dad schien nun endgültig nichts mehr zu verstehen. "Wieso willst du Hausarrest?"

"Weil es gezeigt hätte, dass du dich wenigstens ein wenig um mich kümmerst", knurrte ich, während ich mir schnell einen unordentlichen Pferdeschwanz machte. Für ein ordentliches Streitgespräch brauchte ich oftmals eine praktische Frisur.

Sangster's GangstersWhere stories live. Discover now