~Kapitel 10~

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Als die Uhr sechs schlug klappte Enya das Buch zu und prüfte noch mal im Spiegel, ob alles saß. Dann lief sie raus in den Flur und die Treppe hinunter.

Die anderen waren schon da und wurden bereits von Taja prüfend gemustert. Enya sah sich die anderen an. Sie, Cera, Freya und Naemi hatten alle das gleiche Kleid an und irgendwie hatten alle Mädchen es geschafft, die Bänder in ihrer Frisur unter zu kriegen.

Die Jungs hatten Anzüge, auch in den Farben von Belande an, und bekamen nun ihre Schuhe hingestellt, während Taja die Mädchen zu sich winkte und ihnen bedeutete, sich an einen Tisch zu setzten. Dann verschwand die Wirtin wieder.

Die vier mussten nicht lange warten, da kamen auch schon vier einfach gekleidete Mädchen, etwas älter als sie, an und breiteten Schminkutensilien vor ihnen aus. Eines der Mädchen setzte sich vor Enya und begann dann eifrig, sie zu schminken.

Enya schloss einfach die Augen und ließ es über sich ergehen. Sie hatte sich nie geschminkt, das aber allerdings nur, weil sie kein Geld hatten, um sich so etwas zu leisten und weil sie mit ihrer Magie die Schminke aus Versehen nur verwischt hätte.

Als das Mädchen, das sie schminkte fertig war, öffnete sie vorsichtig ihre Augen und sah in einen der Spiegel, die neben den Schminksachen auf dem Tisch lagen.

Ihr klappte der Mund auf. War das wirklich sie? Fassungslos nahm sie einen der Spiegel zur Hand und sah erneut hinein, vergewisserte sich, dass die junge, hübsche Frau im Spiegel wirklich sie war.

Das Mädchen hatte Enya dunkelgrünen Lidschatten aufgetragen, dazu den hellblauen Lippenstift und Wimperntusche. Auch Kajal konnte Enya entdecken und noch so viel mehr, von dem sie nicht wusste, wie es hieß. Die anderen Mädchen sahen ähnlich aus, auch sie waren in den Farben des Landes geschminkt worden.

Da kam auch schon Taja wieder und brachte die Schuhe mit. Es waren Absatzschuhe aus Leder, die- wie könnte es anders sein- vorne an der Spitze und der Ferse dunkelgrün und im Rest hellblau waren. Schnell schlüpften die vier Mädchen hinein, dann gesellten sie sich wieder zu den Jungs, deren Anzüge natürlich ebenfalls die Farben Belandes hatten.

Neo und Ilyas fühlten sich in ihre Anzügen sichtlich unwohl, nur Elian schaute selbstsicher drein. Als er sich zu den Mädchen wandte, trat ein Ausdruck in seine Augen, bei dem Enya am liebsten weg gerannt wäre, doch sie ließ ihren Kopf hoch erhoben und stolzierte zu den drei Jungs.

Auch Neo starrte mit großen Augen zu den Mädchen, nur Ilyas schien unbeeindruckt.

,,Gut, können wir los?", fragte Taja die Teilnehmer. Diese nickten und die Wirtin machte sich auf den Weg zur Tür. Enya wollte ihr gerade folgen, da hörte sie eine Stimme neben sich.

,,Darf ich dich bis zur Bühne begleiten?", fragte Elian und bot ihr seinen Arm an.

,,Hmm, zur Bühne musst du sowieso. Aber meinetwegen darfst den Weg dorthin mit meiner Anwesenheit verschönern", grinste Enya und hakte sich bei ihm ein. Sie war glücklich, dass er sie Cera vorzog und lief so neben ihm her auf den Marktplatz.

Die Stände, die am Nachmittag noch den riesigen Platz belagert hatten, waren einer riesigen Bühne gewichen, die von vielen, hellen Lichtkugeln beleuchtet wurden. Die Kugeln waren größer als die, die Enya den Weg gewiesen hatten und leuchteten in einem hellem Weiß.

Der Platz vor der Bühne war voller Leute. Manche kamen von weit her, andere wohnten gerade mal ein Dorf weiter entfernt, wieder andere kamen direkt hier aus der Stadt. Enya war schon einmal hier gewesen. Damals war sie neun Jahre alt gewesen, als ihr Vater sie mit zu dem Wettkampf genommen hatte. An dem Tag hatte Enya eine Entscheidung getroffen: bei dem nächsten Wettkampf wollte sie auch dabei sein. Und nun hatte sie es tatsächlich geschafft. Sie trat als Captain für Belande an.

Kampf auf den WellenWhere stories live. Discover now