~Bonus: Freya und Naemi~

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PoV Freya:

Ein wenig nervös stand ich vor dem Schiff, auf das wir morgen gehen würden, um den Wettkampf zu beginnen. Ja, ich wollte zu diesem Wettkampf. Unbedingt.

Auch, wenn man es mir vielleicht nicht ansah, war ich sehr entschlossen, an diesem Wettkampf teilzunehmen. Wir mussten gewinnen. Ich brauchte das Geld für mich und meine drei kleinen Schwestern. Ich wusste nicht, wie wir sonst den nächsten Winter überleben sollten.

Unsere Familie war nicht sehr wohlhabend, also hatte ich schließlich zugestimmt, an den Wettkämpfen teilzunehmen und da in jedem Team mindestens ein Heiler gebraucht wurde, hatte ich mich dazu bereit erklärt. 

Plötzlich fühlte ich die Anwesenheit einer Person neben mir und als ich den Kopf drehte, stand dort das dunkelhäutige Mädchen, das sich heute Mittag als Naemi vorgestellt hatte. ,,Was machst du hier? Wir sollten um dreiviertel vier zurück sein, es ist schon halb", stellte sie fest und lächelte mich kurz an. 

,,Ich... ich wollte mir nur mal das Schiff anschauen", erklärte ich, wobei meine Stimme leise und unsicher klang. Manchmal hasste ich meine Schüchternheit einfach. 

,,Ja... ist ein schönes Schiff", stellte Naemi fest und dennoch konnte ich eine Spur von Belustigung aus ihrer Stimme heraushören, weshalb ich ein wenig beschämt meinen Blick auf den Boden richtete. 

,,Aber nein, ich hab's ernst gemeint. Wir sollten zurück zur Blauen Sonne, sonst bekommen wir wahrscheinlich Anschiss", meinte Naemi, dann drehte sie sich um und sah zu mir zurück. ,,Kommst du?"

Ich nickte, dann lief ich neben ihr her durch die Straßen Merans. Die Hitze des Mittags hatte inzwischen nachgelassen und die Häuser mit den smaragdgrünen Dächern der Hafenstadt warfen lange Schatten auf den Weg. Die Straßen waren noch voll und die beiden Mädchen mussten sich durch die Menschenmassen bahnen. 

,,Du kommst also aus Oisera?", drang da Naemis Stimme an mein Ohr. Ich nickte. 

,,Hast du Geschwister?", brachte Naemi das Gespräch voran, wofür ich ziemlich dankbar war. Ich war nicht gut darin, Gespräche zu erhalten, meistens endete eine Unterhaltung mit mir immer in unangenehmen Schweigen.

,,Ja, ich habe drei kleine Schwestern. Und du?", traute ich mich zu fragen.

,,Einen großen Bruder und eine kleine Schwester", antwortete Naemi. ,,Beide sind manchmal einfach die nervigsten Wesen der Welt, aber irgendwie hab ich die beiden trotzdem lieb."
Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. ,,Ich weiß genau, was du meinst", sagte ich zu dem anderen Mädchen.

,,Ich mag dein Lächeln", hörte ich Naemi da plötzlich sagen und augenblicklich schoss mir das Blut in die Wangen. Ich hielt meinen Blick auf den Boden gerichtet. 

,,D- danke oder so, schätze ich mal?", gab ich ein zurück und lachte verunsichert.

,,Wollte ich dir nur mal gesagt haben."

Den Rest des Weges verbrachten wir schweigend, doch das erste Mal in meinem Leben sah ich das Schweigen mal nicht als unangenehm an. Es war sogar ganz angenehm, einfach ein wenig Stille einkehren zu lassen und seine Gedanken sortieren zu können. 

Das Kompliment von Naemi verwirrte mich immer noch. Hatte sie das gesagt, weil sie mich mochte, oder weil sie einfach nett und ehrlich war? Aber zu Enya, Cera, Elian, Neo oder Ilyas hatte sie so etwas nicht gesagt. 

Naja, irgendwann würde sich das bestimmt noch klären.

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Ich sah mich mit großen Augen auf dem Schiff um. Es war wirklich riesig, hatte drei Decks und so viele Zimmer, dass sie zu zweit in eines gehen konnten. 

Kampf auf den WellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt