~Kapitel 32~

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Die Straßen wurden immer voller je mehr sich die Dunkelheit zwischen den Häusern verbreitete und immer mehr Lichter flammten auf. Die Läden leuchteten bunt in die Nacht hinaus und die Lichtkugeln, die zwischen den Häusern auf etwa zwei Metern Höhe schwebten, tauchten die Stadt in rotes und weißes Licht. 

Enya lief neben Lian her über die Straße aus Kopfsteinpflaster, ihre Familie hinter ihr. Sie trug eine hellblaue Bluse mit einem schwarzem Rock und einer schwarzen Strumpfhose, ihre Haare waren in einen Dutt hochgesteckt. Nach langem hin und her hatte ihre Mutter sie schließlich dazu überreden können, zum Fest zu gehen, auf dem gegen Mitternacht auch die Preisverleihung stattfinden würde. 

Enya hatte sich dazu entschieden, die Kette mit dem Stein aus dem Silverlake, die ihr Lian geschenkt hatte, zu tragen und sie spürte den kalten, glatten Stein, der sich an ihren Hals schmiegte und sie an die Zeiten erinnerte, in der sie die Kette während des Wettkampfes getragen hatte. Wie sie den Seedrachen besiegt hatten, der Sturm, die Steinspitzen und die Hitze, die auf dem Schiff geherrscht hatte, als sie dieses mit Hilfe der angehobenen Wassermassen über die Steinspitzen gebracht hatte. Daraufhin war sie zusammengebrochen, doch Neo hatte sie in ihr Zimmer gebracht. Er war für sie da gewesen, hatte sich Sorgen im sie gemacht. Hatte sie geliebt. 

Wieso war ihr das erst so spät aufgefallen? Die wenigen Tage, die sie mit Neo hatte verbringen dürfen, waren zu wenige, um das Verlangen nach ihm in ihr zu stillen. Wenn sie doch nur früher gemerkt hatte, was er für sie empfand... was sie für ihn empfand. Wäre sie doch nicht auf Elian hereingefallen und hätte sich danach von allem abgewandt, was mit irgendeiner Form von Annäherung zu tun hatte. Nun war keine Zeit mehr, als das nachzuholen, was sie bisher verpasst hatte. 

Ausflüge, Picknicks am Silverlake, nachts auf einer Decke liegen und die Sterne und Glühwürmchen betrachten, an stürmischen, verschneiten Winterabenden auf dem Sofa sitzen und kuscheln und ihn zu küssen, ihn mit Liebe zu überschütten und selbst ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit zurück zu bekommen, das ihr nur Neo geben konnte. Sie merkte, wie ihre Sicht verschwamm und kniff schnell die Augen zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. 

Lian hatte anscheinend bemerkt,  dass es ihr nicht gut ging, denn er griff nach ihrer Hand und sah besorgt zu ihr herüber. Ja, nicht hoch, herüber. Inzwischen hatte er sie so gut wie eingeholt mit seiner Größe. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte er leise, woraufhin Enya einfach nickte, sich zu einem Lächeln zwang und seine Hand drückte. Sie merkte, dass Lian ihr nicht glaubte, doch er fragte nicht nach. 

Die Musik wurde immer lauter, je näher sie dem Marktplatz kamen und als sie schließlich um eine Häuserecke bogen, erstreckte sich ein riesiges Meer, bestehend aus Mensch über den gepflasterten Platz, in dessen Mitte eine große Bühne errichtet worden war. 

Lichter in allen möglichen Farben schwebten hoch über dem Platz, wobei sie sich im Kreis einmal über den Platz bewegten und diesen dabei in buntes Licht tauchten, während von der Bühne aus laute Musik über den Marktplatz drang. Auf der einen Hälfte des Platzes standen Tische und Bänke, die bis zum letzten Platz besetzt waren, auf der anderen Hälfte war Platz um zu tanzen und das taten die Leute auch. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich und die laute und wilde Musik und die losgelöste, ausgelassene Stimmung rissen Enya mit sich, schwemmten ihre dunklen Gedanken fort und ließen nur Raum für positive Gedanken und Freude in ihr. 

Plötzlich tippte ihr von hinten jemand auf die Schulter, weshalb Enya erschrocken herumwirbelte und in Ilyas kristallblaue Augen sah, die sie fröhlich ansahen. Mit einem leichten Lachen schlang Enya die Arme um ihren besten Freund und drückte ihn an sich, er erwiderte diese Geste und strich ihr sanft über den Rücken. Sie hatte nicht wirklich mit ihm geredet nachdem der Kampf zu Ende war und war nun froh, ihn hier noch einmal zu treffen. 

Kampf auf den WellenWhere stories live. Discover now