Kampf auf den Wellen

~Kapitel 29~

Strahlend ging die Sonne auf und ließ die grünen und blauen Segel des Schiffes von Belande leuchten, als dieses in die Todesbucht segelte. 

Enya stand vorne am Bug und ließ ihren Blick über das Ufer gleiten, an dem eine jubelnde Menschenmenge auf sie wartete und sie empfing. Das Team Belande war das erste Team, das eintraf, was hieß, dass sie noch auf die anderen Teams warten mussten, bevor der Kampf beginnen konnte. 

Der Mann, der auch die Moderation damals, als sie den Zuschauern vorgestellt und präsentiert wurden- es kam Enya vor, als wäre es vor Jahren gewesen- stand auf einer Erhöhung am Ufer und kündigte ihre Ankunft an. Enya ließ ihren Blick durch die Menge schweifen. Sie erkannte Fahnen in den Farben der verschiedenen Länder, manch Leute hatten sich auch Farbe ins Gesicht gemalt- und sie waren alle hier, um den Kampf zu verfolgen, der hier noch an diesem Tag stattfinden würde. 

Die Stimmung auf dem Schiff war angespannt, als Enya mit ihrem Team noch einmal hinunter in den Essens- und Versammlungsraum ging und sie sich ein letztes Mal an dem Tisch niederließen, an dem sie schon so oft zusammen gegessen, geredet und gelacht hatten. Nun saßen sie ein letztes Mal hier, um den Schlachtplan noch einmal durchzugehen. 

Sie alle trugen ihre Kampfkleidung und in ihren Gesichtern spiegelte sich Entschlossenheit wieder. Ilyas hatte seine Schwerter über den Rücken geschnallt, Freya trug den Köcher mit den Pfeilen auf ihrem Rücken, ihr Bogen lag auf dem Tisch. Neo, Elian und Enya würden mit Schwertern und ihren magischen Kräften kämpfen, Cera würde nur ihre Blitze einsetzen. 

Enya schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch, dann öffnete sie wieder und blickte in fünf kampfbreite, entschlossene, vertraute Gesichter. Ihr Blick suchte Neos. Seine silbergrauen Augen erwiderten ihren Blick warm und er nickte ihr zu. 

,,Nun gut. Heute ist der Tag der Entscheidung gekommen. Der Moment, auf den wir alle hingearbeitet haben. Teilweise auch unser ganzes Leben lang." Ein Ruf von draußen, dass das Team Leran eingetroffen war und Jubel unterbrach sie kurz. Fehlte nur noch Lucitana und der Kampf würde beginnen. ,,Ihr seid stark, ihr seid bereit. Wir haben schon so viel gemeinsam geschafft. Haltet euch einfach an das, was wir besprochen haben und wir werden gewinnen! Es kann natürlich sein, dass nicht alle wieder aus dieser Schlacht herauskommen werden, doch dennoch solltet ihr mit hoch erhobenem Haupt kämpfen und wenn ihr fallt, dann fallt ihr als Helden. Doch ich will euch nicht entmutigen. Bestimmt werden wir als Sieger aus diesem letzten Kampf hervorgehen!", beendete sie ihre Rede und sah entschieden in die Runde. 

Die anderen nickten ihr grimmig zu, dann erhoben sie sich, Freya packte ihren Bogen, und zusammen machten sie sich wieder auf den Weg hinauf. Enya warf noch einen letzten Blick zurück in den Raum, den sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Der große Tisch, die weichen, großen Sofas und der Sessel, die Küche und die Bilder an den Wänden. 

Auf einmal spürte sie, wie jemand nach ihrer Hand griff, und ihre Finger mit seinen verschränkte. Enya lehnte sich leicht gegen Neo, genoss seine Wärme und das Gefühl, dass alles wieder gut werden würde. ,,Kommst du?", fragte ihr Freund leise und sie ließ sich von ihm nach oben, weg von dem Unterdeck, in Richtung Kampf ziehen. 

Die Sonne war inzwischen aufgegangen, der Himmel erstrahlte nur am Horizont noch ein wenig weiß bis gelblich, bevor sich die Farbe in dem endlosen Blau des Himmels verlor. Dieses war klar und strahlend, keine Wolke zeigte sich. Das Meer lag stumm und ruhig da, wusste nicht, dass es bald stürmisch, aufgewühlt und rot vor Blut sein würde. 

Enya ließ ihren Blick über den Horizont gleiten und erstarrte, als die das Schiff erkannte, das dort erschien und immer näher kam. Das Team von Lucitana. Und mit ihm kam auch der Kampf immer näher. 

Fast schon panisch klammerte sich Enya an Neos Hand, doch als das Schiff schließlich an ihnen vorbeikam, die grünen und gelben Segel vom Wind aufgebläht, verflog Enyas Angst plötzlich und eine eiserne Ruhe machte sich in ihr breit, während sie Neos Hand losließ und den Worten zuhörte, die der Moderator rief, um das Team von Lucitana anzukündigen. Wieder machte sich Jubel breit, doch Enya bemerkte Freyas hasserfüllten Blick auf das Schiff, von dem einer der darauf Anwesenden Naemis Blut an den Händen kleben hatte.