Kampf auf den Wellen

~Kapitel 28~

Nur noch wenige Tage blieben Enya bis zum Endkampf, das wusste sie, doch sie wollte diese letzten Tage noch nutzen, wollte in diesen Tagen einfach noch glücklich sein und das wollte sie auch ihren Teammitgliedern raten, weshalb sie nach dem Frühstück am nächsten Morgen aufstand und feierlich in die Runde sah. 

,,Nun, wie alle von euch wissen, wird in wenigen Tagen der alles entscheidende Endkampf sein. Der Kampf, auf den wir uns unser Leben lang vorbereitet haben. Wir dürfen unsere Gegner nicht unterschätzen, auch sie sind bestens auf diesen Kampf vorbereitet. Aber ich will euch keine Angst machen, ich will euch eher etwas raten. Nutzt diese Zeit gut und wertvoll, denn das könnten vielleicht die letzten Tage eures Lebens sein. Verbringt die Zeit mit denen, die ihr liebt, beziehungsweise mit denen, die hier auch auf dem Schiff sind und die ihr liebt. Macht diese Tagen zu den Besten eures Lebens aber vergesst auch das Training zwischendurch nicht. Weder das eurer Magie noch das eurer Kampfkünste", damit beendete Enya die Rede und half dann Freya den Tisch abzuräumen. 

Es war noch früh am Morgen und der Wind war warm und strich sanft durch Enyas Haar, als sie an der Reling stand und den Blick über das Meer gleiten ließ, das wie die glatte Oberfläche eines Spiegels vor und unter ihr lag und nur an manchen Stellen leicht Wellen schlug. 

Plötzlich schlossen sich zwei Arme von hinten um sie und sie spürte, wie ihr jemand einen Kuss auf den Hals drückte. Grinsend dreht Enya den Kopf und gab Neo, der hinter ihr stand, einen Kuss, bevor sie den Blick wieder aufs Meer richtete. Neo stellte sich neben sie und verschränkte seine Finger mit ihren, bevor auch er das Wasser betrachtete. 

,,Woran denkst du?", fragte er sie leise. 

,,An alles mögliche. An das, was wir machen können, wenn wir das hier überleben. Ich muss dich unbedingt meiner Familie vorstellen. Ich glaube, du würdest sie mögen. Und ich muss dir so viele Orte zeigen. Meine Lieblingsstelle am Silverlake. Dann können wir schwimmen gehen und danach picknicken gehen", begann sie zu erzählen und bei der Vorstellung daran begannen ihre Augen zu leuchten. ,,Dann warten wir, bis es Nacht wird. Dann kommen immer Glühwürmchen und in klaren Nächten sieht der See aus, als wäre er ein zweiter Himmel, weil sich die Sterne darin spiegeln. Wir könnten mit Dusty dahin reiten, das ist das Pferd, mit dem ich hierher geritten bin und er ist so lieb!"

Enya warf einen Blick zu Neo, der lächelnd ihren Erzählungen zugehört hatte. ,,Das machen wir auf jeden Fall. Wenn du dann auch mal zu mir kommst kann ich dir meine Familie vorstellen. Meine Mutter ist zwar so ziemlich das Gegenteil von dir, aber ich glaube, ihr würdet euch gut verstehen, nur mit Lia könntest es etwas schwierig werden. Sie ist ungefähr genauso impulsiv wie du. Oder sie nimmt dich einfach als Vorbild", fügte er grinsend an. ,,Ich zeige dir dann den Wald, in dem ich mit meinem Vater immer Holz holen war. Es gibt ein paar echt schöne Orte. Die Lichtung mit dem Bach zum Beispiel. Jeden Sommer blühen tausende Blüten da und das Gras wächst so hoch, dass es uns bis zu den Hüften geht. Als Kind habe ich da immer mit meinen Geschwistern gespielt."

Enya nickte lächelnd. ,,Das klingt echt schön", gab sie zu und lehnte sich gegen Neo, schloss die Augen und atmete seinen vertrauten Duft ein und kurz hatte sie wirklich das Gefühl, dass alles gut werden konnte und sie mit Neo all diese wunderschönen Dinge erleben konnte. 

,,Du hast noch nie viel von deiner Familie erzählt. Wie sind sie so?", fragte sie und sah zu ihm hoch. Er erwiderte ihren Blick aus seinen silbergrauen Augen und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn. 

,,Wenn ich von meiner Familie erzähle, erzählst du mir dann auch von deiner?", wollte er wissen, woraufhin Enya sofort nickte. ,,Natürlich!", erwiderte sie aufgeregt. Sie hätte allem zugestimmt, Hauptsache, sie erfuhr endlich mehr über Neo, denn dafür, dass er ihr Freund war, wusste sie noch relativ wenig über ihn.