Kapitel 13 ~ Am See

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PoV Lyn

Ich folgte Wrench stumm. Die Vorstellung vom kalten, hoffentlich klarem Wasser, sorgte für Vorfreude und ich lächelte.
Ich liebte es zu lächeln. Früher hatte ich es zwar auch getan, aber nur zur Höflichkeit.
Jetzt spürte ich jedes mal ein warmes Gefühl und fühlte mich einfach wohl.
Es dauerte nicht lange, da konnte ich das Wasser sehen.
Der See lag etwas versteckt zwischen den Bäumen und kleinen Felsen, aber er war klar und sah wunderschön aus.
"Perfekt. Das Wasser können wir trinken, der See ist sauberer als gedacht. Ich werde die anderen später auch hierher schicken." Wrench kniete sich ans Ufer, formte seine Hände zu einer Schale und trank ein paar Schlucke aus dem See.
"Das schmeckt gut. Trink auch was, Lyn." Zögerlich ließ ich mich neben Wrench nieder, unsicher ob ich das trinken sollte. Ich hatte noch nie aus einem stehenden Gewässer getrunken, was wenn Bakterien oder andere Dinge darin waren? Wrench seufzte und hielt mir seine Hände hin, in denen er neues Wasser gefangen hatte.
"Komm schon, das Wasser ist sehr sauber. Es kann nichts passieren."
Ich vertraute Wrench. Ich kannte ihm kaum, aber ich vertraute ihm.
Also senkte ich den Kopf und trank ein paar Schlucke aus seiner Hand.
Das Wasser schmeckte wirklich gut und kühlte mich etwas ab. Ich hatte wirklich warm gehabt. Wrench lächelte leicht, als ich mich zurücklehnte und sofort erwiderte ich es.
Plötzlich erhob Wrench sich, zog seine Schuhe und sein Shirt aus. Ich erinnerte mich, wie sich seine Haut angefühlt hatte, als ich sie eingecremt hatte und ich bekam irgendwie einen trockenen Hals. Vielleicht sollte ich noch ein bisschen Wasser trinken.
Wie Wrench auch, zog ich meine Schuhe aus und steckte sie Füße ins Wasser.
Ich seufzte und genoss das Gefühl.
"Stell dich nicht so an, zieh dein Shirt und die Hose aus und komm ins Wasser. Wir sind seit Tagen unterwegs, wir haben alle geschwitzt."
Ich lachte und lehnte mich zurück auf meine Unterarme.
"Also willst du dich erst hier waschen und dann die anderen zum Trinken hier her schicken?" Wrench grinste breit.
"Glaube mir, wir haben schon viel ekelerregendere Sachen getrunken, über die ich definitiv nicht sprechen will." Kurz schüttelte er sich.
"Vor drei Jahren gab es eine Dürre. Viele von uns sind verhungert, noch mehr verdurstet. Wenn man kurz vorm verrecken ist, wird man kreativ. Dieses Wasser hier? Luxus. Wir werden bestimmt eine ganze Weile hier bleiben."
Er tat mir leid. Jetzt, wo er wieder halb nackt vor mir war, sah ich erneut, wie sein Körper von dem Leben hier draußen gezeichnet war. Es gab kaum eine Stelle Haut, die keine Narbe hatte.
"Meine restliche Haut sieht übrigens genauso aus, willst du sehen?" fragte Wrench mit einem schiefen Grinsen, er hatte wohl mein Starren bemerkt.
Als Wrenchs Hand wirklich zu seiner Hose wanderte, schaute ich schnell weg und bekam rote Wangen. Ich konnte nur aus den Augenwinkeln sehen, wie Wrench, komplett frei von Kleidung, ins Wasser ging, bis er bis zur Brust darin stand.
Da ich aber genau wusste, wie klar das Wasser war, konnte man bestimmt trotzdem alles sehen, weswegen ich überall hinschaute, außer zu ihm, sehr zur Belustigung von Wrench.
"Ihr Utopier seid so zugeknöpft. An mir ist nichts, was du nicht auch hast und ich verspreche, ich gucke auch nicht. Ich dreh mich um, siehst du. Es seiden du willst lieber stinkend ins Bett." Wrench hob beide Hände und drehte mir seinen Rücken zu.
Ich wollte nicht stinkend ins Bett, aber es war mir unangenehm komplett nackt zu sein. Weswegen ich beschloss meine Unterhose anzulassen, bei dem Wetter würde sie schon schnell trocknen.
Vorsichtig ging ich Schritt für Schritt ins kalte Wasser, Gänsehaut überzog mich und kurz schüttelte ich mich.
"Darf ich mich wieder umdrehen, oder gefällt dir meine Rückseite besser?" Ich schlug kurz mit der Hand gegen Wrenchs Rücken und das schien er als Aufforderung sich wieder umzudrehen zu nehmen.
Ich wusste nicht, wohin ich sehen sollte. Ich wollte nicht Wrenchs Brust anstarren, die auf Augenhöhe war, nach unten würde ich definitiv nicht sehen und ich wusste nicht, ob ich nochmal wegsehen konnte, sollte mein Blick seinen auffangen.
"Was fühlst du?" fragte Wrench unerwartet und jetzt sah ich doch in sein Gesicht. Plötzlich fiel es mir schwer zu atmen und meine Finger kribbelten. Ich kannte das Gefühl nicht, aber es war intensiv.
Ich schüttelte den Kopf.
"Keine Ahnung. Sowas habe ich noch nie gefühlt" Selbst meine Stimme klang rau.
Wrench packte meine Hand und drückte sie an seine Brust. Ich konnte seinen schnellen Herzschlag spüren und seine Haut war warm.
"Ich auch nicht."

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⏰ Last updated: Aug 21, 2020 ⏰

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